Bei Tag und Nacht
großen Hände über ihre Hüften glitten und welche Lust es ihr bereitete, seine harte Länge in sich zu haben. Himmel, sie war zu ihm gegangen, weil er sie erpreßte und sie ihn davon abzubringen gedachte oder sich einfach unbeteiligt von ihm benutzen lassen wollte.
Aber es hatte rein gär nichts mit Benutzen zu tun gehabt, sondern war pure Leidenschaft höchsten Grades gewesen. Und peinlicherweise wollte sie, daß es wieder geschah. Er war arrogant und eingebildet - trotzdem verführte er sie, als hätte sie nicht das geringste dagegen.
Herrjemine, wie konnte sie sich durch einen solchen Mephisto von Mann angezogen fühlen?
Sie fragte sich, was er wohl von ihr denken mochte oder ob er überhaupt noch einen Gedanken an den vergangenen Abend verschwendete. Er ließ sie zu sich kommen, als wäre sie eine Dirne, nahm sie mit rücksichtslosem Fordern, und doch bildete sie sich ein, daß er sie gern hatte. Es war da etwas in seiner Berührung, in seinem Kuß ... in der zärtlichen Art, wie er sie im Arm hielt, wenn seine Leidenschaft befriedigt war. Und er hatte sich furchtbar aufgeregt, sie mit Steigler zusammen anzutreffen.
Er hätte sie auch einfach zurücklassen können, nachdem er am vergangenen Abend seine Lust befriedigt hatte - wenn er wirklich der Zyniker wäre, der er zu sein vorgab. Statt dessen lieferte er sie sicher bei ihr zu Hause ab und bewahrte sie damit vor Klatsch.
Elissa sah hinab auf das Buch, in dem sie las, den Roman Titan von Jean Paul, und bemerkte, daß sie seit mindestens fünf Seiten nicht recht bei der Sache war. Resigniert legte sie das Buch weg.
Es war fast Zeit zum Abendessen; draußen wurde es langsam dunkel, und ein Junge zündete entlang der Gartenpfade Fackeln an.
Sie richtete sich auf. Vielleicht war sie ja im Grunde ein Feigling, aber das wußte niemand. Sie stand vom Sofa auf und klingelte nach der Zofe, damit sie ihr beim Anziehen half.
Oder sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Als Ellisa sich auf ihren Platz an der langen Tafel setzte, schräg gegenüber von Adrian, überlegte sie wieder einmal hin und her, wie so oft in den vergangenen zwei Wochen. Sie glaubte inzwischen nicht mehr, daß er etwas mit Spionage zu tun haben könnte. Hochmütig und dreist mochte er sein - aber er war völlig seiner Sache ergeben.
Gegebenenfalls würde er ihr helfen, wenn sie ihm reinen Wein einschenkte.
Sie schaute in seine Richtung, spürte seinen Blick auf sich, durchdringend, heiß und verschlingend, und doch kannte sie auch Zärtlichkeit bei ihm. Im Salon, wo sich die Gäste vor dem Abendessen versammelt hatten, war er extrem höflich gewesen und hatte so getan, als bemerke er die zarte Röte nicht, die in ihre Wangen stieg, blieb Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle; seine Blicke zeigten allerdings, daß er mit den Gedanken ganz woanders war.
Schließlich löste sich ihre Befangenheit, und sie ließ sich von ihm um den Finger wickeln, wie ihm das unabweisbar immer gelang.
Was würde er sagen, wenn sie ihm den Brief von Karl zeigte? Würde er ihr glauben und zu helfen versuchen? Leider war sie ja nicht besonders gut im Spion-Fangen. Und Adrian schien in allem gut zu sein, was er anfaßte.
Wenn sie ihm doch verständlich machen könnte, warum sie sich so verhalten mußte, und ihn davon überzeugen, daß sie sich nicht wirklich für Steigler interessierte und erst recht nicht die Kokette war, für die er sie zweifellos hielt.
Doch permanent kam derselbe unerwünschte Gedanke dazwischen: Und wenn er versucht, mich aufzuhalten ? Aus genau diesem Grund hatte sie ihm bisher nichts gesagt. Adrian war Colonel in der Armee seiner Majestät, und auch persönlich reichte sein Einfluß weit. Ohne große Mühe könnte er sie zwingen, nach England zurückzukehren.
Und selbst wenn er ihr zu helfen versprach, angesichts der augenblicklichen Lage würde vielleicht auch er scheitern. Sollte dann die kleine Truppe von Engländern im Ernstfall zurückbeordert werden, ließe er sie sicher nicht allein weitermachen.
Dieses Risiko durfte sie nicht eingehen. Noch nicht. Und nicht ohne irgendein Beweisstück, daß Steigler für zwei Seiten arbeitete.
Elissa trank einen Schluck Wein und schielte zu dem Colonel hinüber. Selbst mit einigem Abstand schien er von einer Aura der Macht umgeben und strahlte eine Beherztheit aus, die an seine durchgestandenen Schlachten erinnerte. Sein Blick traf auf den ihren, dunkelgrün und hitzig, unnachgiebig, bis sie ihre Augen abwenden mußte. Sie fragte sich, ob er sie
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