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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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entschlossen, ihre Beschämung zu unterdrücken.
    Pettigru sagte gerade: »Es ist mir ein Vergnügen, Mylord!«
    »Sir William«, grüßte der Colonel. Sie hörte das leise Klicken seiner Stiefelabsätze, als er nach ihrer weißbehandschuhten Hand griff. »Lady von Langen.« Mit lässiger Eleganz beugte er sich vor und drückte ihre Finger an seine Lippen. Sie spürte die Hitze seines Mundes durch das Handschuhleder, und ein Strömen von Wärme breitete sich in ihrem Leib aus.
    »Äh ... Mylord Colonel!« Sie mußte ihren ganzen Willen aufbieten, alle schauspielerische Übung, um in das umwerfend gutaussehende Gesicht aufzusehen - anstatt einfach davonzulaufen, wie sie es am liebsten getan hätte. Er hielt ihre Hand einen Augenblick länger, als korrekt gewesen wäre. Sie hoffte, er würde das leichte Zittern nicht spüren, das ihren Arm durchrann.
    »Es freut mich sehr, Euch kennenzulernen, Mylady, obwohl es mich überrascht, daß wir einander nicht schon früher begegnet sind.« Ein leichtes Lächeln hob seine sinnlichen Lippen. »In London, meine ich. Ihr wart doch sicher mit Eurem Mann gelegentlich dort.«
    Sie inszenierte einen gekonnten Augenaufschlag. »Ich fürchte, mein Mann hatte mit der Londoner Gesellschaft nicht allzuviel zu tun.«
    »Wie schade, Mylady!« Jene dreisten Augen berührten sie, nahmen jede Rundung wahr. »Eine schöne Frau sollte niemals auf dem Lande versteckt leben.«
    Hitze schlug über ihr zusammen. Ein leises Flattern entstand in ihrer Brust. Du liebe Zeit, was war nur mit ihr los? Unbewußt richtete sie sich gerade auf. Der Mann benahm sich anmaßend und entschieden unschicklich; doch die wenigen Worte, ausgesprochen mit dieser unerhört männlichen, rauhen Stimme, verwandelten ihre Beine in Pudding.
    »Es ist doch sehr schön auf dem Land«, sagte sie ein wenig scharf. »Und es gibt Zeiten, wo ich mich dort am allerliebsten aufhalte.«
    Der Colonel betrachtete sie mit Interesse, und ihr kam der Gedanke, daß sie diese Bemerkung nicht hätte machen dürfen. Sie gab vor, eine Salonlöwin zu sein, die sich amüsieren wollte und froh war, ihrer früheren langweiligen Existenz zu entkommen - nicht eine scheue Kirchenmaus, der es in der Abgeschiedenheit besser gefiel.
    »Da Ihr gern in der Natur seid, Mylady«, fuhr er fort, »möchtet Ihr vielleicht morgen eine Kutschfahrt mit mir unternehmen. Ich kenne Baden noch nicht, da könntet Ihr mir doch die Gegend zeigen.«
    O Hilfe! Sie spürte diesen intensiven, grünen Blick auf sich, als entlarve er mühelos ihre weltgewandte Fassade.
    »Ich-ich glaube nicht. Ich-ich meine .. .«Sie hob das Kinn, zwang sich zurück in ihre Rolle. »Was ich sagen wollte, Colonel Kingsland, ist, daß ich leider morgen schon eine Verabredung habe. Vielleicht ein anderes Mal!«
    Sie produzierte ein langsames Lächeln und senkte die Wimpern, ein einladender Blick, der ihren eher schroffen Worten völlig widersprach.
    Der Colonel sah nur amüsiert aus. »Wie Ihr meint, meine Dame, also auf ein anderes Mal!« Er sprach noch kurz mit dem Botschafter, dann verabschiedete er sich. Mit einem letzten spöttischen Lächeln und einer leichten Neigung des Kopfes verließ er sie. Dann wandte er sich ab und ging hinüber zu einem schwarzhaarigen Offizier, der das gleiche militärische Scharlachrot trug wie er.
    »Ein interessanter Mann«, äußerte Sir William, während sein Blick immer noch Wolvermonts breiten Schultern folgte, der selbstsicher den Raum durchmaß. »Er ist ein Kriegsheld, wißt Ihr. Hat in den Niederlanden und Ägypten gekämpft, ist in Indien verwundet worden. Man sagt, er sei im Kampf ziemlich furchtlos. Seine Mutter war Österreicherin, deshalb spricht er die Sprache wie ein Einheimischer. Seine militärischen Leistungen, zusammen mit dem Titel und einem beträchtlichen Vermögen, haben ihn zum perfekten Kandidaten als Verbindungsglied zwischen dem diplomatischen Corps und dem Militär hier in Österreich gemacht.«
    »Wie lange ist er schon hier?« Elissa nahm ein Schlückchen Champagner und dachte daran, daß Colonel Kingsland wohl auch über eine ganze Reihe wertvoller diplomatischer und militärischer Informationen verfügte.
    »Er ist seit etwas mehr als einem Monat im Lande, doch erst heute habe ich ihn kennengelernt.«
    Seit einem Monat... nicht lange genug, um der Falke zu sein. Trotzdem, ein erfolgreicher Spion brauchte immer Helfer. Wahrscheinlich war dieses Prachtstück von Colonel nicht daran beteiligt, aber man konnte nie wissen. Außer ihrer

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