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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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bemächtigte sich ihrer. Vielleicht hätte sie doch Adrians Anweisung befolgen sollen und bleiben, wo er sie zurückgelassen hatte. Aber die anderen Frauen hatten den Eindruck gemacht, als wären ihnen die lüsternen Blicke der Männer egal. Also richtete sie sich energisch auf und hastete weiter, bis sie einen Trupp dunkelgrüner Uniformen vor sich entdeckte. Wenn sie die erst erreicht hatte, wäre sie bestimmt in Sicherheit.
    Beinah hätte sie es geschafft. Es wäre ihr vielleicht gelungen, wenn sie nicht über einen Zelthering gestolpert und fast gefallen wäre. Der bärtige Soldat, der sie auffing und vor einer schmerzhaften Landung bewahrte, grinste sie durch verfaulte gelbe Zähne an.
    »Das ’ne Hübsche, hä, Zoltan? Und knackich genuch, um sogar für dein’ Appetit zu taugen.«
    Ein zweiter Kerl, ein massiger, aufgeblasener Türke, lachte dröhnend und schwankte nach vorn, wobei er ihr den Weg verstellte.
    »Du mu’ neu sein«, radebrechte er und schob einen dicken, stumpfen Finger unter ihr Kinn, um ihren Kopf zu heben. »Zwettl, oda? Vielleich’ Ottenstein?«
    »Laßt mich los.« Mit einem Ruck zog sie den Kopf weg und versuchte sich aus dem schmerzhaften Griff des gelbzahnigen
    Helden zu befreien. »Ich bin keine Hure, sondern mit einem englischen Colonel hier. Laßt mich besser los, sonst verspreche ich Euch, Ihr werdet die Folgen zu spüren bekommen.«
    Der Türke hob die schwarzen Augenbrauen, offensichtlich erstaunt von dem gebildeten, feinen Klang ihrer Worte. Dann röhrte er los.
    »So ... bis’ Hure von ein’ Colonel. Mir egal!« Er stieß den kleineren Mann zur Seite, zerrte sie an seine Brust und hielt sie so, daß ihre Arme eng an ihrer Seite lagen und sie sich nicht bewegen konnte. »Noch ein Mann mach’ nix. Ich genauso gutt wie der!«
    Sie wollte schreien, aber er drückte eine fleischige Hand auf ihren Mund, und nur ein gedämpftes Gurgeln ertönte. Angst erfüllte sie. Kräftig biß sie in seine schwielige Handfläche, trat nach hinten aus, traf mit dem Reitstiefel sein Schienbein. Er lachte nur und hielt sie fester, drückte so hart zu, daß sie kaum noch Luft bekam.
    Ihr Herz schlug heftig. Durch seinen Klammergriff konnte sie nur in kurzen Zügen atmen, und am Rand ihres Gesichtsfeldes wurde es dunkel. Er kümmerte sich nicht um ihren Widerstand, hob sie mit erschreckender Leichtigkeit vom Boden und zerrte sie rückwärts zwischen zwei Zelten hindurch zu einem freien Plätzchen.
    Ihre Glieder schlotterten, und sie geriet völlig in Panik. Himmel, half ihr denn niemand? Warum, in Gottes Namen, hatte sie nicht auf Adrian gehört und war geblieben, wie er es befohlen hatte? Sie wand sich unter seinen Pfoten und trat noch einmal zu, sah sich hektisch um, ob keine Rettung nahte.
    Doch sie kam mit voller Macht! Über den Spitzen der Zelte sah sie einen Reiter daherpreschen. Als sie die scharlachrote Uniform an dem großen, zornigen Mann mit einem schwarzen Pferd erkannte, füllte sich ihr Herz mit Hoffnung.
    Adrian stieß herab wie ein Habicht auf ein Kaninchen, sprang mit einem Satz von Minotauros auf den massigen Türken, so daß sie alle drei zu Boden stürzten. Der Türke ließ sie los, und Elissa rollte sich zur Seite, kam unsicher auf die Beine und schnappte erleichtert nach Luft. Adrian machte eine einzige, schnelle Bewegung, packte den Halunken an der Uniform, riß ihn hoch und rammte seinen großen, häßlichen Kopf mehrmals heftig gegen eine Kiste, die hinter dem Zelt stand.
    Er stand breitbeinig und mit geballten Fäusten über dem gefallenen Körper seines Rivalen, der ächzend im Dreck lag -allerdings nicht aufzustehen versuchte, sondern nur seinen blutenden Kopf in den Händen hielt und Adrian ansah, als wollte er ihn ermorden.
    »Von jetzt an«, donnerte Adrian, »rate ich dir, die Finger von der Frau eines anderen zu lassen. Besonders von meiner Frau -wenn du noch einen neuen Tag erleben willst!« Er warf einen Blick auf den zweiten Schurken, der sich bei Ankunft dieser Naturgewalt eiligst davongemacht hatte, und jetzt um die Ecke des einen Zeltes lugte.
    »Das gilt auch für dich«, bellte er den Kumpanen an. Mit einem letzten Blick auf den Türken trat Adrian schwer atmend zu Elissa, seine Uniform mit Gras und Staub bedeckt. Der Zorn loderte auf seiner Stirn.
    Elissa sah ihn an und wurde unruhig. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen - wenigstens nicht wütend auf sie. Er sagte kein Wort und sie ebensowenig; aber sie spürte seine geballten Fäuste, als er sie

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