Beiss nicht in die Sonne
die typischere von beiden, zwischen den Felsen beiseite.
„Wissen Sie, meine Liebe“, flötete sie, „ich verstehe wirklich nicht, was ein kleines Jang-Mädchen hier draußen in der Wüste festhält.“
„Oh, es ist wegen Assule“, sagte ich.
„Assule?“ fragte sie schockiert.
„Aber ja.“ Ich lächelte. „Ich weiß, daß er ohne mich nicht zurechtkommt.“
„Was!“ rief sie.
„Oh, ich weiß, es klingt vielleicht banal“, sagte ich süß und melancholisch, „aber wenn man ihn so lange kennt wie ich …“
„So lange kennt wie …?“
„Seine Höhen und Tiefen mit ihm durchlebt hat …“
„Höhen und Tiefen …?“
„Seine Stütze und sein Trost in harten Zeiten gewesen ist …“
„Trost …?“
„Dann erkennt man, daß er einen braucht, wirklich braucht, für ein kleines Wort der Ermunterung, für eine gelegentliche Umarmung“, schloß ich und beobachtete dabei, wie sie versuchte, ihre aufsteigende Hysterie zu unterdrücken.
„Er ist Ihr Erzeuger“, beschuldigte sie mich plötzlich, als Erklärungsversuch dessen, was ich behauptet hatte.
Ich sah sie beleidigt an.
„Natürlich nicht“, giftete ich sie an.
Arme Frau. Sie wurde weiß um die Nase, und ihre Augen sprühten Funken, als ich davonschlenderte.
Es war trotzdem etwas gefährlich. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, nach Hause zu fahren, und jetzt mußte ich bis zum bitteren Ende hier ausharren. Hätte Glar Assule nicht auch ohne seinen kleinen Tröster und Aufmunterer hier glücklich und voll Freude herumtollen können?
Die Wüste erweckte ein seltsames Gefühl in mir. Ich träumte oft davon, eine Wüstenfrau zu sein, in Oosha und mit langem, dunklem Schleier, durch die Wüste zu ziehen, am brennendheißen Tag und in der dunklen Nacht, in der nur der Vulkan leuchtete. Manchmal hatte ich auch ein Kind bei mir, blaß und ängstlich.
„Erzeuger“, fragte es ständig, „wo ist die nächste Wasser stelle?“ Und ich wußte, es würde durch meine Schuld ster ben, wenn wir nicht rechtzeitig eine Wasserstelle erreichten – die ich doch weder wußte, wo ich eine finden konnte, noch wie ich sie überhaupt erkennen konnte. Dann zerfloß der Traum, und wir lagen beide flach ausgestreckt, die Gesichter in den Sand gedrückt, über uns am Himmel ein riesiges orangefarbenes Feuer und eine Stimme, die unablässig dröhnte: „Nicht in die Sonne beißen. Nicht in die Sonne beißen.“
Und dann kam die Invasion unserer Ausgrabungsstätte.
Oh, es wäre wirklich zum Lachen gewesen, wenn einer von uns an diesem Morgen auch nur einen Fetzen Humor übrigbehalten hätte.
Wir waren bei unserer ersten Mahlzeit auf den Felsen, Assule, die beiden Frauen, die mich jetzt nach Möglichkeit mieden, das Tierchen und ich. Ich sah von meinem Teller mit gebratenem Wurzelbrot auf und erblickte, hoho, dieses gelbbraune, pelzige Gesicht, das mich von einem Felsblock her anstarrte. Das Tierchen bellte. Ja, es war wieder eins von diesen langohrigen, zielstrebigen Wesen mit den Skifüßen. Es spielte mit den Ohren, zerrte an seiner Antenne und machte so etwas wie „Fpmp“ durch die Nase.
„Assule, was ist das?“ wollte ich gerade fragen, als sie über uns herfielen. Ich nehme an, es war der Geruch von gekochtem Essen, der sie anzog. Sie zogen vielleicht schon seit vielen Einheiten durch den Sand und folgten ihren Pelznasen. Die Frauen kreischten, als große, überlange Füße in das Wurzelbrot trampelten und gelbbraune Pfoten sich des Opal-Weins annahmen.
„Sind sie gefährlich?“ versuchte ich Assule zu fragen, während ich mich gleichzeitig bemühte, nicht in den Honig getrampelt zu werden.
„Kommt schon!“ rief Assule, und wir rannten los, zurück zum Sandschiff, und ließen unsere Decken, unsere Mahlzeit, die
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