Bekenntnisse eines friedfertigen Terroristen (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
hier in der Gegend auch nur furzt, hört George davon. Auf jeden Fall fielder Name eines Bekannten von uns. Dein Finanzier, Ahmed. George hat beiläufig den Namen ›Qureshi‹ erwähnt. Nur so: ›Wie war dein Tag?‹ – ›Scheiße, der ganze Qureshi-Mist.‹ – ›Warte, doch nicht Ahmed Qureshi ?‹ Dann meint er: ›Ja genau. Woher weißt du das?‹ Ahmed wurde gestern Abend in Newark hochgenommen. Im Moment sitzt er beim FBI.«
»Was? Leck mich am Arsch! Weswegen denn?«
Jemand spülte und kam aus der Toilette. Er musste fast über unseren Tisch klettern.
»Ganz ruhig, nicht so laut. George recherchiert noch. Vielleicht war es auch irgendein Fehler beim FBI. Mich haben sie 2002 wegen ’nem verdammten Tippfehler festgenommen. Und die ganzen muslimischen Namen kriegt doch jeder durcheinander – Ahmed al-Mohammed-Sheik-bin-Barack-Hussein. George meint, es geht um irgendeinen Waffendeal. ’ne Düngerbombe oder so. Die hatten verdeckte Ermittler und alles auf ihn angesetzt.«
»Sag noch mal, was für eine Bombe?«
»’ne Düngerbombe. Ist aber alles noch nicht bestätigt. Du musst dich jetzt klar und deutlich distanzieren …«
»Und das ist eine richtige Bombe?«
»Ja, mit Dünger hergestellt. Man braucht aber Tonnen von dem Zeug. Weißt du noch, dieser Psycho, den sie hochgenommen haben, als er mit ’nem Laster voll Dünger aus Kanada über die Grenze wollte. Kein Mist, sondern das Zeug, das richtig wumms macht. Und das andere Arschloch … der Oklahoma-City-Wichser. Der hat so was Ähnliches genommen.«
»Dünger.«
»Timothy McVeigh. Ist mittlerweile tot. Warum behält man bloß immer die Namen von diesen Schweinen? Die verdienen keinen Platz in unseren Köpfen. Manson, Ted Kaczynski, Khalid Sheikh Mohammed.«
»Oh Gott. Woher sollte ich das denn wissen?«
»Die Drecksäcke finden immer eine neue Möglichkeit, Schaden anzurichten. Wenn man Dünger verbietet, finden die ’ne Methode, Waschmittel in die Luft zu jagen. Weißer-Riese-Bombe – für strahlend reine Leichen. Komisch, dass die darauf noch nicht gekommen sind.«
Der Kellner brachte unser Essen. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, rutschte aber unwillkürlich auf dem Stuhl hin und her. Ich kramte nach meinen lila Tabletten.
»Komm, jetzt iss schon«, sagte Ben.
»Hör zu, ich erzähle dir das jetzt nicht als meinem Agenten, sondern als Freund. Du bist doch mein Freund, oder?«
»Klar bin ich dein Freund. Du kannst mir alles erzählen.«
»Okay. Ich war neulich bei Ahmed zu Hause. Ich glaube, ich habe da Düngersäcke gesehen. Stapelweise, wie in einer Gärtnerei. Ich hab ihn nicht gefragt, wofür das alles ist. Bei ihm geht immer eine Menge Zeug rein und raus. Mal im Ernst, eine Düngerbombe? Woher sollte ich das denn wissen? Das hört sich total ausgedacht an.«
»Ganz ruhig, Boy. Langsam. Okay, du hast etwas gesehen. Eine ganze Menge sogar. Aber soweit du weißt, nichts Illegales. Er kann ja auch was ganz anderes damit vorgehabt haben.«
»Oh Gott, was meinst du, was jetzt passiert?«
»Ich will nicht um den heißen Brei herumreden: Da läuft eine Ermittlung. Die werden dich wohl bald abholen und verhören. Da ihr ziemlich regen Kontakt hattet, werden sie dich danach fragen – obwohl sie bestimmt schon alles wissen –, und du sagst denen einfach die Wahrheit.«
»Die Wahrheit?«
»Dass er ein Investor war.«
»War er ja auch!«
»Ganz ruhig, reg dich nicht auf. Was kann denn groß passieren? Die nehmen dich irgendwann mit, zwei Stunden meinetwegen, vielleicht sollst du noch mal wiederkommen. Du hast doch nichts getan.«
»Scheiße, ich glaub’s nicht! Die weisen mich aus. Ich kann nicht zurück, Ben.«
»Jetzt mal langsam, Boy. Du wirst doch nie im Leben ausgewiesen. Nach dem Verhör ist Schluss. Die wollen nur noch mal hören, was sie sowieso schon wissen. Das läuft heutzutage immer so. Unsere aktuelle Drecksregierung sagt, wir alle müssen Opfer bringen. Zum Beispiel die London Fashion Week verpassen, weil irgendein FBI-Idiot Mist gebaut hat – im Ernst. Aus ›Gründen einer Homophonie‹ haben sie mich festgehalten. Wie ’nen Kleinkriminellen behandelt. Aber keine Angst – bei dir geht bestimmt alles gut.«
»Du hörst dich langsam an wie Ahmed.«
»Was kann denn schon passieren? Du bist doch bloß ein Jungdesigner.«
»Ich habe sein Geld angenommen.«
»Na und? Er war ein Investor! So läuft das eben. Wie heißt es doch so schön? ›Was ich nicht weiß …‹ Schon mal gehört? Investorengelder nimmt man
Weitere Kostenlose Bücher