Belgarath der Zauberer
Ausschmückung zu trennen. Es wird euren Verstand schärfen.
Wenn man es nüchtern betrachtet, waren die Abkommen, die wir in Vo Mimbre getroffen hatten, wichtiger als die Schlacht selbst Der Krieg mit den Angarakanern war der Höhepunkt und damit auch das Ende einer Reihe von Ereignissen. Die Abkommen von Vo Mimbre bildeten die Grundlage für neue Ereignisse. In gewisser Weise kann man sie als Neubeginn bezeichnen.
Die formelle Zusammenfassung des Übereinkommens, die uns der Gorim zum Abschluß unserer Konferenz verlas, war eben nur eine Zusammenfassung. Die Essenz des gesamten Schriftstückes war in den einzelnen Artikeln enthalten, und wir ließen keinen der schöpferischen mimbratischen Schreiber, welche die Zusammenfassung erstellten, auch nur in die Nähe dieser Artikel. Über all die Jahre hinweg sah ich zu viele Absurditäten, die in Gesetzesproklamationen eingearbeitet waren oder in königlichen Erlassen auftauchten, weil ein unachtsamer Schreiber eine Zeile ausließ – oder einige Worte vertauschte –, deshalb wollte ich kein Risiko eingehen. Diese Abkommen waren sehr wichtig. Die einzelnen Punkte, die wir ausgearbeitet hatten, hielten fest, wie der rivanische König seinen Aufruf zu den Waffen erlassen mußte, wie die verschiedenen Königreiche diesen Aufruf zu erwidern hatten und viele andere wichtige Regelungen. Ich gestehe, daß Brands Gegenwart und die welterschütternde Tatsache, daß er Torak niedergestreckt hatte, es mir leichter machte, einiges in diese Artikel einzubringen. Diese Dinge mußten einfach in den Abkommen enthalten sein; aber zu erklären, warum – das hätte Jahre in Anspruch genommen.
Polgara diktierte die Einzelheiten der kleinen Zeremonie, die in den letzten fünfhundert Jahren zum Ritual geworden ist Ich verwende das Wort ›diktieren‹ ganz bewußt an dieser Stelle, da meine gebieterische Tochter nichts von Änderungen wissen wollte und keinerlei Vorschlägen zugänglich war. Mergon, der tolnedrische Botschafter, erlitt fast einen Schlaganfall, und ich bin mir keineswegs sicher, ob es Ran Borune nicht ähnlich erging.
»So und nicht anders wird es von nun an sein«, erklärte Pol, und das ist wirklich nicht die beste Methode, auf einer Friedenskonferenz ein Thema vorzubringen. »Von diesem Tag an wird sich jede tolnedrische Prinzessin an ihrem sechzehnten Geburtstag in ihrem Hochzeitsgewand in der Halle des rivanischen Königs einfinden. Sie wird dort drei Tage lang ausharren. Sollte der rivanische König während dieser drei Tage erscheinen und um ihre Hand anhalten, wird sie ihn heiraten. Wenn er nicht erscheint, steht es ihr frei, nach Tolnedra zurückzukehren, wo ihr Vater einen anderen Ehemann für sie auswählen kann.«
An dieser Stelle begann Mergon irgend etwas zu stammeln, doch Pol überstimmte seine Einwände. Die alornischen Könige standen geschlossen hinter ihr, drohten gar mit Invasion, brennenden Städten, der Vertreibung der tolnedrischen Bevölkerung in alle Winde und ähnlichen Extravaganzen. Ich beschloß, in etwa einem Jahr nach Tol Honeth zu reisen und mich bei Ran Borune für Pols Verhalten zu entschuldigen. Die Anwesenheit der Legionen war ausschlaggebend für den Ausgang der Schlacht, und Polgaras Ultimatum besaß einen Hauch von Undankbarkeit. Ich wußte, daß sie auf Weisung handelte, doch ihre unbekümmerte Haltung ließ Tolnedra fast als besiegten Feind erscheinen.
Als die Konferenz zu Ende war, ritten Pol und ich nach Norden. Als wir die Grenze zu Ulgoland erreichten, war es bereits Spätsommer geworden. Dort erwartete uns eine ansehnliche Abordnung ledergewandeter Algarer. Cho-Ram hatte eine Ehrenwache gesandt die uns durch die Berge Ulgolands geleiten sollte. Ich wollte ihn nicht beleidigen, indem ich die Begleitung ablehnte; so trotteten wir mit den Algarern über die Berge, statt auf unsere Weise zu reisen – was natürlich viel rascher vonstatten gegangen wäre. Allerdings hatten wir keine Eile, und ein wenig Höflichkeit schadete nicht.
Als wir aus den Bergen Ulgolands in die Ebenen von Algarien gelangten, trennten Pol und ich uns. Sie ritt mit den Algarern weiter zur Feste, und ich begab mich nach Süden, zum Tal. Ich hatte vor, ein wenig zu faulenzen. Ich war nun ein Vierteljahrhundert nicht mehr zur Ruhe gekommen und wollte mir Ferien gönnen.
Beldin jedoch hatte andere Pläne. »Was hältst du von einem Abstecher nach Mallorea?« fragte er mich, als ich nach Hause kam.
»Bestechend wenig, wenn du die Wahrheit wissen willst Was
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