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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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werden.
    Ich gebe zu, daß die ersten Versuche Pfuscherei waren. Habt ihr schon einmal einen Wolf mit Federn und Schnabel gesehen? Das würde euch auch nicht gefallen. Schließlich schaffte ich es, mir die Vögel aus dem Kopf zu schlagen, und näherte mich meiner Idealvorstellung, wie ein Wolf auszusehen hatte.
    Seine Gestalt zu verändern ist ein seltsamer Vorgang. Zunächst nimmt man das Bild der Kreatur, in die man sich verwandeln will, in seinen Geist auf; dann befiehlt man dem Willen und verschmilzt sozusagen zu diesem Bild. Ich wünschte, Beldin wäre hier. Er könnte den Vorgang weitaus besser erklären als ich. Das Wichtigste ist daß man es weiter und weiter versucht – und sich sofort zurückverwandelt, wenn man einen Fehler gemacht hat. Falls man das Herz vergessen hat, ist man in Schwierigkeiten.
    Nach meiner Gestaltwandlung überprüfte ich mich sorgfältig, um sicher zu sein, daß alles seine Richtigkeit hatte. Ich stelle mir vor, daß ich schon ein wenig seltsam aussah, als ich mir mit der Pfote Kopf, Ohren und Schnauze putzte, aber ich wollte sichergehen, daß andere Wölfe nicht über mich lachten, wenn sie mich sahen.
    Dann lief ich los über das Grasland. Bald merkte ich, daß ich eine gute Wahl getroffen hatte. Sobald ich mich daran gewöhnt hatte, auf allen vieren zu laufen, empfand ich die Gestalt des Wolfes als durchaus zufriedenstellend, und auch der Geist dieses Tieres paßte gut zu dem meinen. Nach etwa einer Stunde stellte ich mit Zufriedenheit fest, daß ich mindestens ebensogut vorankam, wie wenn ich als Adler weitergeflattert wäre. Bald entdeckte ich, daß es eine feine Sache war, einen Schwanz zu haben. Ein Schwanz hilft, das Gleichgewicht zu halten, und er wirkt wie ein Ruder, wenn man rasch abbiegen muß. Aber das ist noch nicht alles: Einen weichen, buschigen Schwanz kann man nachts um sich legen, um die Kälte abzuwehren. Ihr solltet das wirklich mal versuchen.
    Etwa eine Woche lang rannte ich nach Norden, aber noch immer war ich nicht auf die Alorner gestoßen. Dann traf ich an einem goldenen Nachmittag im Spätsommer eine junge Wölfin, die ausgelassen herumtollte. Soweit ich mich erinnern kann, hatte sie wohlgeformte Lenden und eine anmutige Schnauze.
    »Warum die große Eile, Freund?« fragte sie schüchtern nach Art der Wölfe. Selbst in meiner Hast war ich überrascht, daß ich sie so deutlich verstehen konnte. Ich verlangsamte meinen Trab und hielt schließlich an.
    »Was für einen wunderschönen Schwanz du hast!« bewunderte sie mich, und als sie bemerkte, auf welch fruchtbaren Boden ihr Kompliment gefallen war, beeilte sie sich hinzuzufügen: »Und außerordentlich feste Zähne.«
    »Vielen Dank«, erwiderte ich bescheiden. »Dein eigener Schwanz kann sich auch sehen lassen, und dein Fell glänzt herrlich.« Ich bewunderte sie in aller Offenheit.
    »Meinst du das wirklich?« sagte sie und putzte sich. Dann zwickte sie mich in die Flanke und sprang ein paar Sätze fort von mir, um mich aufzufordern, ihr nachzujagen.
    »Ich würde gern ein wenig bleiben, so daß wir uns näher kennenlernen könnten«, sagte ich ihr, »aber ich habe eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.«
    »Eine Aufgabe?« spottete sie, und die Zunge hing ihr vor Erheiterung aus dem Maul. »Wer hat je von einem Wolf gehört, der eine Aufgabe zu erfüllen hat, statt seinen eigenen Wünschen zu folgen?«
    »Ich bin kein richtiger Wolf«, erklärte ich.
    »Wirklich? Das ist ja ein Ding. Du siehst aus wie ein Wolf, du sprichst wie ein Wolf, und ganz gewiß riechst du auch wie ein Wolf, aber du sagst, du wärst keiner. Was bist du denn?«
    »Ich bin ein Mensch«, sagte ich ziemlich geringschätzig. Wölfe haben feste Meinungen über so manche Dinge, stellte ich fest.
    Sie setzte sich und blickte erstaunt drein. Sie mußte meine Worte hinnehmen, denn Wölfe können nicht lügen. »Du hast einen Schwanz«, meinte sie, »und ich habe noch nie zuvor einen Menschen mit einem Schwanz gesehen. Du hast ein schönes Fell. Du hast vier Pfoten. Du hast lange spitze Zähne, scharfe Ohren und eine schwarze Nase, und doch sagst du, du wärest ein Mensch.«
    »Das ist sehr kompliziert.«
    »Das scheint mir auch so«, schloß sie. »Ich glaube, ich werde eine Weile mit dir laufen, da du diesen Auftrag erledigen mußt Vielleicht können wir uns unterwegs ein bißchen unterhalten, und du kannst mir diese komplizierte Sache erklären.«
    »Wenn du willst.« Ich mochte sie und freute mich über die Gesellschaft. Als Wolf kann man

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