Belgarath der Zauberer
zivilisiert und kultiviert. Zakath war der Kronprinz Malloreas; dadurch hatte er Zugang zu den besten Häusern der Stadt Er wurde einem melcenischen Mädchen von hohem Rang vorgestellt und das verschlug ihm buchstäblich den Atem.« Er seufzte. »Hätte diese Begegnung ihren natürlichen Verlauf genommen, sähe der Fortgang der Geschichte vermutlich ganz anders aus. Das Mädchen war wunderschön und sehr klug. Ihr Einfluß auf Zakath wäre enorm gewesen.«
»Was ist dann geschehen?«
»Dazu wollte ich gerade kommen. Zu diesem Zeitpunkt hat Taur Urgas sich eingemischt Seine Agenten haben von der Verbindung zwischen Zakath und dem melcenischen Mädchen berichtet und sie berichteten überdies, daß das Mädchen einer Familie von hohem Rang angehörte – einer Familie, die bis zum Hals in einem Schuldenberg steckte. Taur Urgas ist verrückt aber nicht dumm. Er hat sofort die Möglichkeiten erkannt die sich aus dieser Situation ergaben. Er beorderte seine Leute in Melcena, diese Schulden aufzukaufen. Sobald die Familie des Mädchens ihm verpflichtet war, konnte er beträchtlichen Druck ausüben.«
»Was hat er sich davon erhofft?«
»Zakath kam mit etwa achtzehn Jahren auf den Thron, und es war kein Geheimnis in Melcena, daß ein Heiratsversprechen in der Luft lag. Taur Urgas ist ein Murgo, und er ist geradezu sträflich unvertraut mit der Lebensweise der Melcener. Die Murgo-Frauen können sich nicht frei bewegen, und sie erhalten keine Bildung; deshalb tun sie stets, was die Familie von ihnen verlangt Gehorsam wird ihnen von Kindesbeinen an eingebleut Ein Murgo-Mädchen würde sich die Kehle durchschneiden, wenn ihr Vater es verlangte. Melcenische Mädchen sind beherzter, aber Taur Urgas wußte das nicht. Er nahm an, daß das Mädchen tun würde, was ihre Familie verlangte. Er gab seinen Leuten in Melcena Anweisung, der Familie genaue Instruktionen zu erteilen und damit zu drohen, bei Nichteinhaltung die Schulden einzutreiben. Die bedauernswerten Leute waren nun fieberhaft bemüht, genug Geld zusammenzukratzen, um diese Schulden zu begleichen. Aber sie brauchten mehr Zeit deshalb schien es, daß sie sich dem Willen Taur Urgas’ fügten.«
»So langsam hört sich das wie eine schlechte arendische Tragödie an, Beldin«, stellte ich fest.
»Oh, es wird noch schlimmer. Taur Urgas hatte einen ziemlich einfachen Plan, sich seines Rivalen zu entledigen. Er schickte einem Neffen in Melcena ein besonders wirkungsvolles nyissanisches Gift
– zusammen mit einigen recht plumpen Anweisungen. Das Mädchen sollte Zakath ermutigen, ihr mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen, und ihn bei der ersten günstigen Gelegenheit vergiften. Ein liebes, folgsames murgosisches Mädchen hätte sich genau an die Anweisung gehalten; ein melcenisches Mädchen hingegen nicht Taur Urgas ist so verrückt daß er diesen charakterlichen Unterschied nicht begreift. Die Familie des Mädchens war noch immer um Zeitgewinn bemüht; deshalb tat sie so, als würde sie einwilligen. Unglücklicherweise gibt es immer ein paar schwarze Schafe in jeder Herde, und ein skrupelloser Bursche aus einer Seitenlinie der Familie sah seine Chance, ein paar Stiche zu machen.« Beldin verzog das Gesicht. »Das war keine besonders glückliche Wortwahl.«
»Ich glaube, ich weiß jetzt schon, wohin das führt.«
»Das dachte ich mir. Wie dem auch sei – der hinterhältige Halunke verkaufte die Einzelheiten der Verschwörung an einen Beamten der Regierung, und die Nachricht drang bis zu Zakath selbst durch. Trotz seiner zivilisierten Manieren ist Zakath noch immer Angarakaner, und so platzte ihm sofort der Kragen. Ohne nachzudenken, befahl er die Ausrottung der gesamten Familie. Seine Untergebenen
– ebenfalls Angarakaner – befolgten seinen Befehl wortgetreu. Das Mädchen war unter den ersten Opfern. Als die Sache später ans Tageslicht kam und sich herausstellte, daß das Mädchen völlig unschuldig war, wurde Zakath vor Gram und Reue fast verrückt. Er sperrte sich sechs Monate lang in seine Gemächer ein, und als er wieder herauskam, war er ein vollkommen anderer Mann. Vor dem Geschehnis schien er ein zivilisierter, gebildeter Bursche zu sein, der gewiß einen guten Kaiser abgegeben hätte. Nun ist er ein Ungeheuer, das Mallorea mit eiserner Faust regiert, und von dem Wunsch besessen, Taur Urgas einige sehr unangenehme Dinge anzutun.«
»Ein Hoch auf Zakath«, lobte ich. »Wenn ich zur Zeit nicht so beschäftigt wäre, würde ich ihm meine Hilfe anbieten.«
»Du
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