Belgarath der Zauberer
mit ihren Schwertern und Äxten gegen die Spitzpflöcke. Der Gründer des Bärenkultes, ein großer Kerl mit schlechten Augen, hackte sich seinen Weg zu uns frei. Ich glaube, der arme Teufel war wirklich rasend geworden. Schaum troff ihm aus dem Mund, als er sich durch die vielen Pflöcke hindurchgearbeitet hatte.
Uvar wartete auf ihn. Es stellte sich heraus, daß die Monate, die der König von Alorien mit Holzhacken zugebracht hatte, sich nun auszahlten. Ohne auch nur den Gesichtsausdruck zu wechseln, hob Krummschnabel seine Axt und spaltete den rebellischen Priester mit einem gewaltigen Hieb vom Scheitel bis zum Nabel. An diesem Punkt brach der Widerstand mehr oder weniger zusammen, und der Bärenkult hielt sich bedeckt während die abtrünnigen Klans sich plötzlich wieder mit ihrem König vertrugen und ihm Lehenstreue schworen.
Versteht ihr jetzt, warum Kriege mich ärgern? Es ist immer dasselbe. Viele Leute verlieren ihr Leben, aber am Ende wird alles am Konferenztisch beigelegt. Niemand kommt auf die Idee, sich gleich an einen Konferenztisch zu setzen. Die Betrachtungen der Wölfin verursachten mir Gänsehaut »Ich frage mich, was sie mit dem Fleisch machen«, sagte sie. Mir stellten sich die Nackenhaare auf, aber mir kam auch eine ungefähre Idee, wie man Kriege für immer beenden konnte. Wenn die Armee der Sieger die Gefallenen aufessen müßte, würde der Krieg weniger anziehend erscheinen. Es war genug von dem Wolf in mir, daß ich wußte, daß der Geschmack von Fleisch von der Nahrung desjenigen abhängt, den man verspeist, und abgestandenes Bier ist nicht das schmackhafteste Gewürz der Welt.
Uvar war nun offensichtlich wieder Herr der Lage; deshalb gingen die Zwillinge, der Wolf und ich zurück ins Tal. Der Wolf verließ uns natürlich, als wir Poledras Blockhaus erreichten, und meine Frau wartete in meinem Turm auf mich, als wir eintrafen. Sie machte den Eindruck, als hätte sie die ganze Zeit dort zugebracht.
Belmakor war während unserer Abwesenheit zurückgekehrt, hatte sich aber in seinen Turm eingeschlossen und wollte nicht antworten, als wir ihn zu überreden versuchten herauszukommen. Der Meister sagte uns, daß unser melcenischer Bruder eine tiefe Depression durchmachte, und wir wußten wohl, daß er deshalb unsere Versuche, ihn aufzuheitern, nicht schätzen würde. Mich hatten Belmakors Depressionen schon immer etwas beunruhigt; trotzdem hätte ich nie gedacht, daß alles ein so schlimmes Ende nehmen würde. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob ich unserem Bruder nicht zum richtigen Zeitpunkt hätte helfen können, aber nun ist es zu spät dafür.
Es war ein schmerzhaftes Kapitel, und ich werde es kurz machen. Nach einigen Jahren melancholischen Brütens über die scheinbare Hoffnungslosigkeit unserer Aufgaben gab Belmakor auf und entschloß sich, Belsambars Beispiel zu folgen.
Ich glaube, ich hatte es nur Poledras Anwesenheit zu verdanken, daß ich nicht den Verstand verlor. Meine Brüder starben um mich herum, und ich stand hilflos daneben, ohne etwas dagegen tun zu können.
Natürlich rief Aldur Belzedar und Beldin zurück ins Tal.
Beldin war in Nyissa gewesen, um dort die Schlangenleute zu beobachten, und wir alle nahmen an, daß Belzedar sich noch immer in Mallorea aufgehalten hatte, obwohl es nicht lange dauerte, bis er bei uns war. Seltsamerweise schien es, als würde er an unserer Trauer Trauer nicht teilnehmen, und dieser Haltung wegen achtete ich ihn seither geringer. Belzedar hatte sich mit den Jahren verändert. Noch immer weigerte er sich, uns in seinen Plan einzuweihen, wie er den Orb wieder zurückholen wollte – wir hatten jedoch ohnehin wenig Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, da er uns offensichtlich aus dem Weg ging. Er wirkte irgendwie gehetzt aber ich gewann den Eindruck, daß das nichts mit unserer Trauer zu tun hatte. Wahrscheinlich waren es persönliche Probleme, die ihm zu schaffen machten. Nach etwa einer Woche bat er Aldur um Erlaubnis, gehen zu dürfen, und begab sich zurück nach Mallorea.
»Ich stelle fest, daß dein Bruder Sorgen hat«, sagte Poledra zu mir, nachdem Belzedar fortgegangen war. »Es scheint, daß er versucht, zwei Pfade zur selben Zeit zu gehen. Sein Geist ist geteilt, und er weiß nicht, welcher der Pfade der richtige ist.«
»Belzedar war schon immer ein wenig sonderlich«, stimmte ich zu.
»Ich würde ihm nicht zu sehr trauen. Er erzählt dir nicht alles.«
»Er erzählt mir gar nichts«, erwiderte ich. »Seit Torak den Orb des
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