Belladonna
zerbrochen!« Sie krallte die Finger in ihr Haar, so fest, als wolle sie die Strähnen mitsamt der Gedanken herausreißen, die sie jetzt quälten. Vor allem den einen Gedanken, der ihr im Herzen so wehtat.
»Eure Landschaften sind nicht zerbrochen«, sagte sie erneut und fühlte, wie ihr Herz sich so fest gegen ihre Rippen drückte, dass es sie nicht überrascht hätte, Knochen brechen zu fühlen. »Als der Weltenfresser die Schule der Landschafferinnen angegriffen und alle Landschafferinnen umgebracht hat, die dort waren, befürchteten Mutter und ich, wir seien die Einzigen, die noch übrig sind. Und wir konnten uns nur um die Landschaften kümmern, die unsere Resonanz teilten, und das ließ einen großen Teil der Welt ohne Schutz. Doch wir hatten gehofft, es gäbe andere wie uns, in Teilen der Welt, die in weniger Stücke zerschlagen worden waren - und es gibt sie. Du. Caitlin. Es muss noch mehr geben, nicht nur in Elandar, sondern in allen anderen Teilen der Welt. Doch ihr erinnert euch nicht mehr an das, was ihr seid. Ihr erinnert euch nicht daran, warum ihr gebraucht werdet. Und -« Ein Schluchzen durchbrach ihr angestrengtes Bemühen, es zurückzuhalten.
Michael trat näher an sie heran. »Sag es«, sagte er leise. »Sprich den Rest auch noch aus.«
»Eure Welt ist nicht zerbrochen.« Jetzt fielen die Tränen, heiß und erbittert. »Die Wächter des Herzens schlugen die Welt in Stücke - zerbrachen sie wieder und wieder, bis sie in der Lagen waren, den Weltenfresser auf einem dieser Bruchstücke einzusperren und einen Käfig zu erschaffen, der Ihn festhalten würde. Doch sie konnten diesen Ort nicht ohne Schutz zurücklassen, nicht solange die Wächter der Dunkelheit sich irgendwo versteckt hielten. Und die Macht, die ihnen innewohnte, veränderte sich, teilte sich zwischen den Männern und Frauen auf. Sie konnten jenen Ort nicht verlassen. Sie konnten nicht mehr nach Hause.« Ihre Stimme wurde zu einem rauen Flüstern. »Ich habe mein ganzes Leben auf diesem Schlachtfeld gelebt. Lee, meine Mutter, alle von uns haben auf den N-Narben des Krieges gelebt, und jeden Tag werden wir daran erinnert, was es gekostet hat, den Weltenfresser aufzuhalten.«
»Und wir anderen kennen es nur als eine Geschichte«, sagte Michael.
Mit den Fäusten umklammerte sie sein Hemd, versuchte verzweifelt, es ihm begreiflich zu machen. »Sie haben die Welt zerbrochen, und indem sie das getan haben, haben sie etwas in sich selbst zerbrochen. Doch dein Teil der Welt ist ganz, und deine Gabe ist ganz, und ich weiß nicht, wie dein Teil Ephemeras funktioniert. Der Weltenfresser ist dort draußen, Michael. Er ist dort draußen, und es gibt keine Grenzen, die Ihn aufhalten, und niemand wird die Zeichen Seiner Gegenwart erkennen, und Er kann dorthin gehen, wohin ich Ihm nicht folgen kann, weil meine Welt von meinen Landschaften begrenzt ist, und wenn ich Ihn nicht aufhalten kann, wird der Weltenfresser die Welt in einen dunklen und schrecklichen Ort verwandeln, denn Er kann jetzt überall hin. Und ich bin es leid, auf einem Schlachtfeld zu leben, und ich bin es leid, alleine zu sein und ich -«
Der Sturm der Gefühle überwältigte sie und nahm alle Worte mit sich.
Es gibt Tränen, die ein Mann recht einfach ertragen, über die er sich sogar auf liebevolle Weise amüsieren kann, doch wenn eine starke Frau zusammenbricht, dann sind diese Tränen Furcht erregend anzuschauen. Der Anblick des Entsetzens und der Verwirrung in Lees Gesicht war Bestätigung genug, dass die Frau, die in seinen Armen weinte, selten so zusammenbrach, dass Tränen flossen, noch nicht einmal im Kreis ihrer Familie.
Er brauchte Caitlin nur einen Blick zuzuwerfen, damit das Mädchen sich bei Lee einhakte, um ihn davonzuziehen.
»Wein dich aus, Liebling«, sagte Michael, während er das Gewicht verlagerte, um Glorianna fester an sich zu drücken. »Wein dich einfach aus. Dann wirst du dich besser fühlen.«
Ich habe mein ganzes Leben auf diesem Schlachtfeld gelebt.
Wie musste es sein, an einem solchen Ort aufzuwachsen, an dem man selbst und alle, die man liebte, abhängig waren von den Launen der Welt? Doch es war nicht die Welt, oder? Es war das Herz, das die Dinge erschuf, sie veränderte.
»Ich bin bei dir, Liebling«, murmelte er und ließ beruhigend seine Hand auf ihrem Rücken kreisen. »Wir werden voneinander lernen, Glorianna Belladonna, und wir werden einen Weg finden, das Richtige zu tun.« Und du bist jetzt nicht mehr allein.
Er fühlte, wie ihr
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