Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
mittlerweile schnurz, was irgendjemand sagt oder denkt. Ich hänge mit zusammengebissenen Zähnen wie ein nasser Sack an Manuel und bin froh, als wir endlich die Haustür erreichen.
Es dauert aber noch mal eine halbe Ewigkeit, bis wir in meiner Wohnung sind, wo Manuel mich vorsichtig aufs Sofa gleiten lässt. Ich rutsche sofort in die Horizontale und seufze erleichtert, als in dieser Stellung der Schmerz etwas nachlässt.
„Lass mal sehen!“, sagt Manuel, schiebt mir das Shirt hoch, und im nächsten Moment pfeift er durch die Zähne.
„Heilige Scheiße!“, entfährt es ihm, und er sieht mich mit gerunzelter Stirn an. „Das sieht übel aus!“, meint er. „Bist du sicher, dass sich das kein Arzt ansehen soll?“
Ich schüttle den Kopf. „Nein. Kein Arzt. Aber wenn du eine Aspirin für mich hast, das wäre echt toll!“
Er richtet sich auf und sieht nachdenklich auf mich runter. „Willst du vielleicht so morgen zur Arbeit gehen?“
Gute Frage. - Das wird scheinbar auch langsam zur Gewohnheit, dass andere Leute mir die Fragen stellen, die ich mir eigentlich selbst stellen sollte!
So gut es geht, zucke ich im Liegen die Achseln und sehe hilflos zu ihm hoch. „Ich kann mich doch nicht nach drei Arbeitstagen schon krank melden! Ich bin schließlich noch in der Probezeit!“
Manuel schnaubt und zieht sein Handy aus der Tasche, drückt ein paar Tasten und meint zu mir: „Deshalb mach dir mal keine Sorgen. Das klär` ich schon mit Karol!“
Da scheint sich jemand am anderen Ende der Leitung zu melden, und es entspinnt sich ein kurzes Gespräch. Manuel erklärt seinem Gesprächspartner – meinem Chef?! - was passiert ist, und als er auflegt, wendet er sich mit einem Nicken wieder an mich.
„Alles klar. Du sollst deinen Hintern ins Krankenhaus schieben und dich verarzten lassen, sagt Karol. Auch damit du eine ordentliche Krankmeldung bekommst. Und er will dich erst wieder sehen, wenn du richtig fit bist!“
Noch während er redet, tippt er schon wieder in sein Handy und bestellt ein Taxi, für die Fahrt ins Krankenhaus.
Seufzend decke ich eine Hand über das Gesicht. „Na schön“, sage ich ergeben und versuche dann, mich wieder in die Höhe zu stemmen.
Manuel greift zu und hilft mir wie vorhin auf die Füße, fasst mich wieder um die Taille, und wir treten den langen und langsamen Weg nach unten an.
Katerstimmung
Es ist weit nach Mitternacht, als wir endlich wieder zurück nach Hause kommen, und ich bin tatsächlich high. Zum allerersten Mal in meinem Leben.
Der Arzt, der mich im Krankenhaus untersucht hat, wollte mir wohl was Gutes tun, denn als ich nach ungefähr eineinhalb Stunden Wartezeit endlich an die Reihe gekommen bin, war ich scheinbar ein bisschen sehr blass um die Nase, und Manuel allein schaffte es gar nicht mehr, mich in den Untersuchungsraum zu verfrachten. Eine Schwester musste mit zufassen, und da schien es dem Weißkittel dann doch ein bisschen peinlich zu sein, dass ich so lange hatte warten müssen – und das auch noch im Sitzen!
Jedenfalls stand nach dem Röntgenbild fest, dass meine Rippen nicht gebrochen sind, sondern wohl nur saftig geprellt, und natürlich wollte der gute Doktor auch wissen, wie das eigentlich passiert ist. Als ich es ihm erklärt hatte, meinte er, ich sollte Anzeige wegen Körperverletzung erstatten, aber ich weiß nicht so recht. Davon verspreche ich mir nichts, außer einer Menge blöder Fragen seitens der Bullen, und ein Ermittlungsverfahren, das diese Bezeichnung erstens nicht verdient und zweitens im Sande verläuft mangels Masse.
Also habe ich nur vage die Achseln gezuckt und gemeint, das müsste ich mir erst noch durch den Kopf gehen lassen. Bekommen habe ich dann schließlich einen strammen Salbenverband, zwei Pillen, eine Krankmeldung samt Rezept und ein paar Verhaltensmaßregeln für zuhause.
Was das für Pillen waren? Keine Ahnung. Irgendein Schmerzmittel halt, aber das Zeug ist echt guter Stoff!
Nach ungefähr zwanzig Minuten sind die Schmerzen zwar nicht völlig weg, aber doch so stark gedämpft, als hätte ich mir nur irgendwo einen harmlosen blauen Flecken geholt, und ich fühle mich so leicht, wie ein Schmetterling, der über eine Frühlingswiese flattert ...
Und ich kann machen was ich will, ich kriege das dämliche Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
Auch nicht, wenn ich Manu ansehe.
…
Vor allem nicht, wenn ich Manu ansehe.
…
Manuuu …
Mein Retter!
Ach was red` ich – mein Held!!
„Was
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