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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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die man über den Rasen hinab zum Potomac schauen konnte. Ein weißer Aussichtspavillon stand ungefähr fünfzig Meter entfernt. Zwei Damen hielten mit Hilfe einiger Kinderfrauen eine Schar von etwa zwanzig Kindern in Schach. Sie grillten Würstchen und schleppten Tabletts mit Getränken. Ein Kind weinte und wurde liebevoll getröstet.
    Sarrabian betrachtete die Szene. »Meine Tochter hat eine Geburtstagsparty. Der Clown zieht sich gerade unten um. Meine Frau macht gern eine Riesensache aus solchen Gelegenheiten. Ich sage ihr, daß die Kinder sich nie daran erinnern werden, aber sie sieht mich nur an und meint, ich würde nicht wissen, wovon ich rede. Vielleicht hat sie recht. Ich bin in einem privilegierten, reichen Haus aufgewachsen. Aber, Mr. Driskill, was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um Drew Summerhays.« Mehr sagte er nicht, ließ die Worte einsinken.
    »Es tut mir schrecklich leid, daß er tot ist«, sagte Sarrabian nach kurzer Pause. »Aber ich habe ihn nicht sehr gut gekannt. Ich dachte, Sie seien der Experte in Sachen Drew Summerhays.«
    »Er war ein guter Freund.«
    »In meinem Land schätzen wir Freundschaft und Loyalität sehr«, meinte Sarrabian. Driskill fragte sich, welches Land er meinte. Sarrabians genauer Stammbaum lag irgendwie im dunkeln, und dabei beließ er es. Jede Menge Geschichten waren in Umlauf. Manche stimmten vielleicht. »Ich kann nicht sagen, daß ich wirklich überrascht bin, Sie hier zu sehen, aber es scheint, daß Sie zur Zeit selbst ein paar Probleme haben.«
    »Meine Probleme sind meine Sache. Sie haben auch recht viele.«
    »Verzeihung, aber ich sehe keine.«
    »Niles To Go. «
    »Niles To Go« ,wiederholte Sarrabian mit offenkundigem Ekel den Namen der Kolumne. »Er ist schwul, müssen Sie wissen. Man hat mir gesagt, er sei HIV-positiv. Ich hoffe, daß das stimmt.«
    »Was haben Sie gegen ihn?«
    »Sie haben die Kolumne gelesen, Driskill. Es ist reines Gefasel. Lügen. Redefreiheit ist Schwachsinn – Sie dürfen mich gern zitieren. In diesem Land gibt es viele gute Dinge, aber Redefreiheit gehört nicht dazu.« Er hob die Stimme nicht, blieb ganz sachlich. Er setzte sich auf den Stuhl mit der hohen Lehne hinter dem Schreibtisch und lehnte sich zurück, damit er die Party seiner Tochter im Auge behalten konnte. »Das Problem mit Niles ist, daß die Leute diesem Hurensohn glauben. Die Welt wäre ohne ihn besser dran.« Seine dunklen Augen unter den dichten schwarzen Brauen funkelten.
    »Er war nicht nett zu Ihnen, aber es war doch nur eine Kolumne. Ich habe Bücher über Sie gelesen, die mehr oder weniger denselben Standpunkt über Ihr Leben vertreten. Warum sind Sie jetzt so dünnhäutig? Sie müßten doch an eine schlechte Presse gewöhnt sein.«
    »Organisator. Förderer. Schlichter. Ich bringe Menschen zusammen, arrangiere, daß Menschen mit gleichen Interessen sich kennenlernen und über die Dinge sprechen, die sie gemeinsam haben. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen? Ich sorge dafür, daß sie sich wohl fühlen wie zu Hause. Ich versetze sie in eine Stimmung, in der sie miteinander Geschäfte abschließen. Jede große Institution in diesem Land – und in jedem Land – hat solche Leute. Wie werden denn Ihrer Meinung nach die riesigen Verträge des Verteidigungsministeriums abgeschlossen, Mr. Driskill? Sie sind doch schon lange in Washington. Sie wissen, wie es läuft. Wenn Menschen sich wohl fühlen und sich verstehen, machen sie Geschäfte. Sie wollen Raketen für die Regierung herstellen? Sie wollen die neuen U-Boote bauen? Sie wollen eine Mondrakete entwickeln? Ich habe in Übersee viele Bekannte, die hier solche Geschäfte machen wollen. Es gehört mehr dazu als ein Angebot auf einem Stück Papier – es geht nicht darum, was Sie wissen, sondern, wen Sie kennen und wohin das Geld fließt. Jede große Firma hat ein Bataillon solcher Burschen. Ich arbeitete selbständig, nur für mich; das ist der einzige Unterschied. Habe ich nicht recht? Warum sollte ich mich von der Presse oder sonst jemandem beschimpfen lassen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, daß vieles, was Sie tun, außerhalb der Legalität ist – bitte, nehmen Sie das nicht persönlich.«
    Sarrabian warf den Kopf zurück und lachte. »Ben, Ben, würde es nach den Buchstaben des Gesetzes gehen, wären wir alle auf dem Weg ins Bundesgefängnis. Aber so müssen die Dinge erledigt werden. Das Gesetz ist falsch. Es berücksichtigt die menschliche Natur nicht. Nach den Buchstaben des Gesetzes sind wir

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