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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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selbstverständlich hin, dass ich weg war, jetzt da bin. Übergeht, dass wir uns seit zwei Wochen nicht gesehen haben. Er schenkt Anna ein Lächeln: »Kannst du den Hocker aus dem Bad holen?«
    Sie geht und Marek zieht mich an sich. »Magst du sie?«
    »Ja.«
    Er sieht zufrieden aus. Wird er Anna auch über ihre Meinung zu mir fragen?
    An dem kleinen Tisch essen wir, was Marek zubereitet hat. Grünen Salat mit Orangen und Nüssen, dunkles Brot mit Knoblauchbutter, kaltes Hühnchen, trinken eine ganze Flasche Rotwein dazu. Marek fragt nicht, wo wir waren, und wir erzählen es auch nicht. Draußen wird es langsam dunkel.
    Nach dem Essen öffnen wir noch eine Flasche Rotwein, machen es uns oben auf der großen Matratze gemütlich. Marek entzündet Kerzen, die auf der Fensterbank stehen. Anna gießt Rotwein in Saftgläser und macht sich eine Zigarette an.
    »Gibst du mir eine ab?« Meine eigenen habe ich nicht mit. Anna hält mir die Packung hin, gibt mir Feuer. Sie streckt sich auf der Matratze aus, Marek hat sich an die Wand gelehnt, nur ich sitze unbequem auf einer Ecke.
    »Wie lange kennt ihr euch schon?«, frage ich.
    Anna sieht Marek an, überlegt.
    »Mein erstes Haus«, sagt er.
    »Ja. Ich habe davor gesessen und es gezeichnet.«
    »Sie war die Erste, die auch gesehen hat, was daran schön ist.« Er sieht Anna an.
    »Er hat mich reingebeten und ich habe den Fußboden, den Lichteinfall und die Fenster skizziert.«
    »Ihre Bilder sind …« Mareks Handy klingelt. Er nimmt es, sieht die Nummer, drückt sie weg.
    »Deine Mutter?«, fragt Anna. Marek sagt nichts, aber sein Gesicht bekommt diesen harten Ausdruck. Warum weiß Anna, wer ihn anzurufen versucht?
    »Ihre Bilder sind so ausdrucksstark, Bäume mit kahlen Ästen, verfallene Gebäude, Straßenbahnschienen im Gegenlicht, nur mit schwarzer Kohle gezeichnet.«
    »Kennst du seine Eltern?«, fragt Anna mich. Ich bin sicher, sie weiß, dass ich das nicht tue. Ich schüttle den Kopf.
    »Seine Mutter ist nervig.«
    »Sie ist furchtbar«, versucht Marek es noch deutlicher zu machen.
    »Sie will nur Aufmerksamkeit«, erklärt Anna.
    »Ja, besonders von mir.« Marek wendet sich ab.
    »Es gibt schlimmere Eltern«, sagt Anna. Offensichtlich war sie mit bei Mareks Eltern. Anna weiß so viel mehr über Marek als ich. Ich merke, wie die Eifersucht in mir heraufkriecht.
    Anna zündet sich noch eine Zigarette an, dann legt sie den Kopf in meinen Schoß. Marek stiert aus dem Fenster, nippt an seinem Weinglas. Die Kerzen spiegeln sich in der dunklen Scheibe. Ich nehme Anna die Zigarette aus der Hand und ziehe daran.
    »Gib mir mal den Aschenbecher«, bittet Anna mich. Ich stelle ihn ihr auf den Bauch. Im Raum ist es dunkel geworden, das Licht der Kerzen erreicht nur noch die Matratze, der Rest des Raumes verschwindet im Dunkeln.
    Mareks Handy klingelt noch einmal. Er stellt es aus, ohne auch nur hinzusehen. Ich suche seinen Blick. Er sieht mich an, sieht mich richtig an, ernst und mit diesem hartem Gesichtsausdruck, der mir so fremd an ihm ist. Er kommt herüber gerutscht und küsst mich. Unser Kuss schmeckt nach Rauch und Tabak. Ich lege meine Hand an seine Wange, als er mich noch einmal ansieht, dann zu Boden stiert.
    Draußen beginnt es zu regnen. Durch das offene Fenster höre ich, wie die Tropfen weich fallen, die Blätter benetzen. Anna schaut zu mir hoch, lächelt. Ich fahre mit meinen Fingern durch ihr Haar. Sie drückt die Zigarette aus, stellt den Aschenbecher beiseite.
    Marek ist wieder abgerückt. Ich trinke mein zweites oder drittes Glas Rotwein aus. Dann gehe ich auf die Toilette. Als ich zurückkomme, höre ich meinen Namen und bleibe am Türrahmen stehen, halb versteckt.
    »Schön, dass du endlich mal jemanden hast. Er ist süß«, sagt Anna leise.
    »Er ist nicht süß« Ich halte den Atem an. »Er ist anders«, sagt Marek nachdenklich.
    »Gib es endlich auf.«
    »Was?«
    »Wegzulaufen.«

Marek blickt auf, sieht mich. Ich gehe ins Zimmer und versuche den Anschein zu erwecken, ich wäre gerade erst gekommen.
    »Ich gehe jetzt schlafen, Jungs.« Anna richtet sich auf. Sie trinkt ihren letzten Rotwein aus. Dann beugt sie sich vor und küsst Marek auf den Mund.
    »Versuch es«, sagt sie leise zu ihm. Dann kommt sie zu mir herüber und küsst auch mich auf den Mund.
    »Gute Nacht, Kleiner«, sie sieht mich an, zögert, sagt dann nichts, geht leise. Marek bläst die Kerzen aus, ich sehe ihn nicht mehr. Draußen fällt immer noch der Regen.
    Straßenbäume

    Dämmriges

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