Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
schierer Freude in Ohnmacht gefallen war oder ob es sich um eine Nebenwirkung des Blutverlustes handelte … aber ich tippte auf die Freude.
19
»Verdammt«, stöhnte ich halblaut, als ich neben dem bewusstlosen Ägypter in die Hocke ging, unsicher, wie ich ihm helfen sollte. »Ich wünschte, ich hätte ein Handtuch.«
Sofort erschien ein sauberes, weißes, flauschiges Badetuch in meinen Händen. Ich war so überrascht, dass ich es beinahe fallen gelassen hätte. Dieses »Bitte-und-dir-wird-gegeben« -Ding war mir schon ein paar Mal passiert, normalerweise, wenn ich unter starkem Stress gestanden hatte, aber es kam mir immer noch komisch vor. Es war eine Sache, willentlich etwas Magisches geschehen zu lassen, aber etwas anderes, wenn mein Körper genau das aus eigenem Antrieb tat.
»Danke«, sagte ich zu den Kräften, die mir das Handtuch verschafft hatten, um welche es sich auch handeln mochte, und drückte es auf Senenmuts Kopf.
In Sachen Blut bin ich ein bisschen zimperlich – na schön, allein schon beim Anblick von Blut muss ich die Zähne zusammenbeißen, um nicht loszuschreien –, aber da außer mir niemand zur Verfügung stand, um ihm zu helfen, schluckte ich das flaue Gefühl in meinem Magen herunter, so gut es ging, und versuchte, nicht hinzuschauen, während das Handtuch in meinen Händen sich langsam von Weiß über Scharlachrot zu Braun verfärbte, als das Blut es durchtränkte und zu trocknen anfing.
Der Geruch von Eisen zog mir in die Nase und übertönte die herbe Note meines Chanel No. 5, und ich musste mich sehr anstrengen, um nicht ebenfalls das Bewusstsein zu verlieren. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, während ich Druck auf die Wunde ausübte, doch der einzige Gedanke, der immer wieder in meinem Kopf auftauchte, war, wie bizarr es wäre, an einer Verletzung durch einen Frauenwegwerfrasierer zu sterben.
Ich hatte seinerzeit selbst ein paar Begegnungen mit Wegwerfrasierern gehabt, weshalb ich wusste, wie schmerzhaft Schnitte von diesen kleinen Mistdingern sein konnten, aber ich hatte sie nie zuvor als gefährliche Waffen betrachtet. Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie es wäre, versehentlich durch eine Rasierklingenwunde auszubluten, während das Wasser in der Wanne um einen herum langsam eiskalt wurde.
Igitt!, sagte ich mir. Das ist ja wohl absolut kontraproduktiv.
Schließlich, nach einem Zeitraum, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, öffnete Senenmut die Augen und schaute zu mir auf. Er trug nach wie vor diese alberne Miene der Begeisterung zur Schau – aus der Nähe wirkte sie allerdings eher liebeskrank als begeistert –, doch seine Pupillen waren geweitet, und er öffnete und schloss den Mund immer wieder, als wollte er etwas sagen, könnte aber die richtigen Worte nicht finden. Wenn Jarvis da gewesen wäre, hätte er sicher in den Mary-Poppins-Modus umgeschaltet und dem Ägypter gesagt, dass er den Mund hopplahopp und ziemlich flott zumachen sollte, bevor er eine Fliege verschluckte.
Allein der Gedanke an Jarvis, wie er dastand und aus einem Disney-Musical zitierte, brachte mich zum Kichern. Dann kriegte ich ein schlechtes Gewissen. Ganz offensichtlich hatte ich Jarvis’ Gefühle verletzt, indem ich Bastet in den Wandteppich gefolgt war – und das Blödeste an der ganzen Sache war, dass er absolut recht gehabt hatte. Ich hätte niemals ohne ihn gehen dürfen. Tief in meinem Innern wusste ich, dass der kleine Faun nur mein Bestes wollte, was sich von der Katze nicht behaupten ließ.
Ich beschloss, Jarvis zu suchen und mich bei ihm zu entschuldigen, sobald ich damit fertig war, Senenmut zu helfen – und dann würde ich tun, was ich versprochen hatte und ihn Gott weiß wie mit meiner korpulenten Schönheit von einer Chefin, Hyacinth, zusammenbringen.
»Warum lachst du?«, wollte Senenmut benommen wissen, als ich ihm dabei half, sich aufzusetzen.
»Ach, aus keinem besonderen Grund«, brummte ich und kam mir dumm vor. »Ich musste nur an etwas Lustiges denken.«
»Würdest du mir verraten, um was es sich bei dieser lustigen Sache handelt?«, fragte Senenmut, während er sich das Handtuch vom Kopf nahm und mit dem Finger die Wunde betastete.
»Ich dachte nur gerade darüber nach, was mein Freund Jarvis sagen würde, wenn er hier wäre«, antwortete ich und begriff dann, dass Senenmut das ohne den richtigen Kontext, das heißt, ohne den kleinen Faun so gut zu kennen wie ich, nicht mal ansatzweise komisch finden würde. »Weißt du was? Vergiss es«,
Weitere Kostenlose Bücher