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Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse

Titel: Benson, Ann - Alejandro Canches 02 - Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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binnen einer Stunde leer sein würde. Sie warf dem noch keine Maske tragenden Besitzer einen bittenden Blick zu. Er nickte feierlich, und Janie fuhr mit einer Hand in den Sack, ließ die verbliebenen Bohnen genüßlich durch ihre Finger rinnen. Widerstrebend zog sie die Hand zurück, als ein anderer Kunde dasselbe tun wollte, und wandte sich den Regalen mit Obst zu. Normalerweise quollen sie über von bunten, saftigen Köstlichkeiten, doch jetzt waren sie erbärmlich nackt. Janie nahm die einsame verbliebene Zitrone und drückte sie so lange und fest in ihrer Hand, daß ihre Finger sich an ihre Kühle erinnern würden. Sie hielt die Zitrone an ihr Gesicht und preßte sie in die Höhlung unter ihrem Wangenknochen. Sie schloß für einen Moment die Augen und prägte sich ihre Form ein. Dann führte sie die gelbe Frucht an den Mund und fuhr mit den Zähnen über die Schale, um das Aroma freizusetzen. Es war bitter, aber auch unendlich süß, und sie würde es mehr vermissen, als es je Worte dafür gab.

    Sie gönnte sich ein paar kurze Augenblicke, um wieder zu Atem zu kommen, als sie zurückkehrte. Dann ging sie in Toms Gästezimmer hinauf und rief Bruce zu Hause an. Er freute sich, von ihr zu hören; aber sie wußte, wenn ihr Gespräch länger dauerte, würde diese Freude nicht anhalten.
    »Hier geht es allmählich drunter und drüber«, berichtete sie seinem Konterfei auf dem Bildschirm von V. M. »Ich weiß nicht, was wir tun sollten, ob wir …«
    »He, Moment mal«, unterbrach er sie. »Das gefällt mir immer weniger. Ich weiß nicht, ob ich richtig verstehe – wovon redest du, was ihr tun solltet?«
    »MR SAM«, sagte sie überrascht. »Er kommt zurück.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Dann tat Bruce entschieden kund: »Hier nicht.«
    Janie nahm das in sich auf, ehe sie antwortete. Es schien unmöglich, daß er nichts davon gehört hatte. »Bist du sicher?«
    »Keiner sagt etwas drüber.«
    »Keine Nachrichtenbulletins, keine verschärften Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Nichts.«
    Janie war verwirrt. Das fand sie sehr merkwürdig. »Vielleicht ist er in England nicht aufgetreten, und es gibt ihn nur hier.«
    »Also, falls er auch in England ist, halten sie es geheim. Sie haben keinen Ton verlauten lassen.«
    Beide schwiegen; Janie wußte, Bruce beobachtete ihr Gesicht auf seinem Bildschirm genauso aufmerksam wie sie seines auf ihrer Seite des Ozeans. Während sie wartete, daß einer von ihnen das Wort ergriff, konnte sie fast hören, wie ihr Herz schneller schlug.
    »Und was bedeutet das für uns?« brachte Bruce schließlich heraus.
    Es kostete sie unendliche Anstrengung, mit ruhiger, fester Stimme zu sprechen. »Daß allmählich der Moment kommt, wo wir schnell handeln müssen, falls wir das wollen. Wenn sich diese neue Welle von MR SAM wirklich ausbreitet, werden wir überhaupt nicht mehr reisen können.«
    »Janie, was meinst du mit ›falls wir wollen‹? Wieso auf einmal ›falls‹? Ich dachte, es ginge nur um ›wenn‹. Gibt es da etwas, was du mir verheimlichst?«
    Sie schwieg einen Moment. Er war der erste Mann, den sie seit dem Tod ihres Gatten geliebt hatte. In ihrer kurzen gemeinsamen Zeit waren sie durch die Hölle und wieder zurückgegangen, und für den größten Teil dieser Reise hatten sie nichts gehabt als ihr gegenseitiges Vertrauen. Sehen würden sie sich für den Rest ihres Lebens.
    Aber sie durfte es nicht länger für sich behalten. »Oh Bruce, ich … ich …«

    Der altmodische Sender von V. M. funktionierte einfach fabelhaft, auf einer Frequenz, um die sich keiner mehr kümmerte, und das Gespräch zwischen Janie und Bruce kam kristallklar herein; doch während es seinen Lauf nahm, tat es den Zuhörern leid, es mitzubekommen.
    Kristina seufzte: »Ich glaube, ich werde gleich weinen.«
    Der Mann an ihrer Seite nickte. »Tom wird das hören wollen, wenn er später kommt.«
    »Vielleicht sollten wir es vorher redigieren. Alles will er bestimmt nicht hören.«
    »Vielleicht … aber das Wesentliche wird ihm gefallen.«
    »Ich bin nicht sicher, daß sie Bruce überzeugt hat«, warf Kristina ein. »Er schien ziemlich entschlossen.«
    »Wir könnten ihm Knüppel zwischen die Beine werfen und es ihm gänzlich unmöglich machen, herzukommen. Frenchie könnte irgend etwas Negatives über ihn loslassen.«
    »Nein – das ist zu extrem. Wir wollen ihn ja nicht für den Rest seines Lebens unglücklich machen – er soll nur bleiben, wo er ist.«
    Der Mann dachte einen Moment nach und sagte dann:

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