Beraten, Trainieren, Coachen
können.
Gesprächsbasierte Herangehensweise
Diskutieren Sie das Anliegen des Klienten. Stellen Sie Fragen, um die Gedankenwelt Ihres Coachees nachvollziehen zu können, und bieten Sie ihm hin und wieder an, Ihre eigenen Gedanken zu der Schilderung darzustellen. Animieren Sie ihn durch geschickte Fragen aber auch dazu, sich in andere Personen hineinzuversetzen.
Sicher haben Sie beim Lesen dieser Auflistung an einigen Stellen gedacht: „Kann man das wirklich mit einem Coachee machen?“ Sie haben recht, tatsächlich passt nicht jeder Zugang zu jedem Coachee und auch nicht zu jedem Coach.
Kienbaum Expertentipp: Die Zugangsweise muss zum Coachee passen
Stellen Sie sich vor der Auswahl der methodischen Zugangsweise unbedingt die Frage, mit welcher Herangehensweise Sie sich wohlfühlen. Dieselbe Frage sollten Sie sich auch in Bezug auf Ihren Coachee stellen. Hin und wieder können jedoch gerade die ungewöhnlich erscheinenden Zugänge einen erheblichen Mehrwert liefern (wir haben auch schon Geschäftsführer kneten sehen!).
Es ist häufig hilfreich, dem Klienten einen Zugang vorzustellen und ihm die Entscheidung zu überlassen, ob er sich gemeinsam mit Ihnen auf das „Experiment“ einlassen will. Gute Erfahrung haben wir mit der Formulierung gemacht: „Ich würde Sie gerne mal zu einer ungewöhnlichen Methode einladen.“
Zweifellos gibt es noch viele weitere Herangehensweisen, die Sie nutzen können. Es zeigt sich aber schon an dieser kompakten Auflistung, dass die Entwicklung von Coaching-Instrumenten ein sehr kreativer Prozess ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass auch der Prozess einer Lösungsentwicklung auf das Anliegen eines Klienten kreativ ist. Genau genommen sollte man nicht von einer Lösungsfindung, sondern eher von einer Lösungs er findung sprechen, denn die Lösung gibt es zunächst nicht. Sie muss erst entstehen. Gehen Coachee und Coach mit dieser Grundhaltung in die Coaching-Sitzung, so haben sie bereits die besten Voraussetzungen geschaffen, sich den Schwierigkeiten offen zu stellen und diese eher als Herausforderungen, denn als Probleme zu begreifen.
4.5 Selbststeuerung im Coaching
Wer bereits erste Schritte ins Coaching gewagt und sogar den einen oder anderen Praxis- oder Übungsfall hatte, kennt mit Sicherheit Situationen wie die folgende:
Beispiel: Ihr Coachee lässt Sie die Arbeit machen
Das Coaching ist gut gestartet, ein guter Rapport ist aufgebaut, eine ordentliche Auftragsklärung wurde durchgeführt und Sie haben das Gefühl, sich in einer produktiven Arbeitsbeziehung zu befinden. Und plötzlich – plötzlich geht es nicht mehr weiter. Zunehmend bekommen Sie den Eindruck, Sie selber wären in der Position, sich anzustrengen und „abzuarbeiten“, während der Coachee immer einsilbiger wird und immer weniger zum Prozess beiträgt.
Von außen ist in solchen Situationen häufig sogar ein körpersprachliches Phänomen zu beobachten. Der Coach rudert, gestikuliert, ist bis auf die Vorderkante seines Stuhls vorgerückt und hat einen immer größeren Redeanteil. Währenddessen lehnt sich der Coachee immer mehr zurück und „lässt den Coach mal machen“.
Die Metaebene einnehmen
Wenn Sie als Coach in eine solche Situation geraten, sollten Sie innehalten und aus der Metaperspektive beobachten, was in diesem Moment passiert, um dann entsprechend gegenzusteuern. Um dies zu tun, hat der Coach mehrere Möglichkeiten:
Er spricht das momentan erlebte Phänomen aktiv an.
Er schlägt eine kurze Pause vor, um sich zu sortieren.
Er lässt sich bewusst nicht auf dieses Spiel ein, sondern verfällt ebenfalls demonstrativ in eine zurückhaltende Rolle und wartet einfach ab, was dann passiert.
Den Prozess des Einnehmens einer Metaperspektive oder Metaebene bezeichnen wir auch als „Selbststeuerung“.
Um verschiedene Modelle der Selbststeuerung soll es in diesem Kapitel gehen. Sie sind im Folgenden pragmatisch dargestellt und gegenüber komplexen Modellen häufig vereinfacht und reduziert. Wer diese Modelle genauer kennenlernen will, ist in CoachingAusbildungen gut aufgehoben. So stammen viele der beschriebenen Modelle vom Institut für systemische Beratung in Wiesloch. Auf derWebseite zum Institut finden Sie nähere Informationen (siehe www.systemische-professionalitaet.de ).
Zur Selbststeuerung gibt es zahlreiche Methoden und Modelle. Im Grunde genommen betreiben wir täglich in verschiedenen Momenten des alltäglichen Lebens Selbststeuerung, z. B. wenn wir in den Spiegel blicken und
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