Beraten, Trainieren, Coachen
Köhninger und gedanklicher Vater vieler der hier geschilderten Ideen, stellte fest:
„ Wenn man im Coaching gar nicht weiter weiß, kann man immer noch auf die eigene Intuition setzen. Das löst beim Klienten eigentlich immer was aus. “
4. Dimension: Kontraktbeziehung
Leitfragen: Haben wir noch eine klare Fokusbildung? Bin ich mir darüber klar, wer der Auftraggeber ist? In welcher Phase eines Coachings sind wir gerade? Gibt es einen Rollenkonflikt?
Erkenntnisse auf dieser Ebene sollten nicht immer sofort zur Sprache gebracht werden, können aber u. U. für die Selbststeuerung besonders wichtig sein, z. B. wenn es darum geht, das eigentliche Ziel eines Coachings wieder nachzuschärfen.
5. Dimension: Modelle und Theorie
Leitfragen: Was sagt die Theorie dazu? Gibt es Analogien und/oder Modelle, die hier Klarheit schaffen könnten?
Ähnlich wie bei der Intuition helfen zur Beurteilung der theoretischen Dimension Erfahrungswissen, darüber hinaus aber auch gute Theoriekenntnisse. Mitunter empfinden es Coachees als sehr hilfreich, von Ihnen geschilderte Situationen noch einmal visualisiert, zusammengefasst und in ein größeres Bild gesetzt zu bekommen.
„ Was Sie momentan erleben, nennt man in der Fachliteratur auch „Führungsambivalenzen“. Auch die Theorie empfiehlt, dass es in diesen Situationen wichtig ist, situativ zu entscheiden, tolerant gegenüber Ambiguitäten zu sein … “oder „ Kennen Sie die Theatermetapher? Auf mich wirkt es so, als ob Sie … “
6. Dimension: Übertragungsreaktionen
Leitfragen: Wenn ich die Person wäre, von der mein Coachee gerade spricht, wie würde es mir gehen? Kann ich spüren, was der Coach schildert?
Angenommen, der Coachee beschreibt ausführlich, er habe den Eindruck, kein Mitarbeiter nehme ihn ernst. Gleichzeitig beobachten Sie, dass auch Sie Probleme haben, sich auf das Coaching zu konzentrieren oder den Coachee ernst zu nehmen – aus welchen Gründen auch immer. Oder aber: Ein Coachee beschreibt voller Eifer immer neue Konflikte, die in seinem Team entstehen und die auf einer sehr zwischenmenschlichen Ebene stattfinden. Gleichzeitig kommt in Ihnen immer stärker der Gedanke auf: „ Ich würde am liebsten das Coaching abbrechen, so sehr regt der mich auf. “ Selbstverständlich sollten Sie eine Rückmeldung auf keinen Fall mit diesen Worten formulieren. Es hilft Ihnen, sich bewusst zu sein, wie diese Haltung bei Ihnen entstanden ist – und dem Coachee die Rückmeldung zu geben, dass es auf Sie so wirkt, als ob ein Eigenanteil des Coachees an den beschriebenen Konflikten Ihrer Meinung nach durchaus vorhanden sein könnte.
Es ist nicht leicht, alle Dimensionen gleichzeitig im Auge zu behalten. Um erfolgreich zwischen den Dimensionen zu wechseln, also Musterbrüche zu betreiben, ist es aber teilweise besonders hilfreich, die digitale Ebene zu verlassen und für sich selber die verschiedenen Facetten des Coachings zu untersuchen.
Nicht jedes Modell passt zu jeder Situation und ebenso wenig zu jedem Coach oder Coachee. Sie müssen entscheiden, welches Selbststeuerungsmodell Sie im aktuellen Setting verwenden wollen und was Sie nicht weiterbringt. Die Durchführung benötigt – wie in so vielen Fällen – Übung. Seien Sie also nicht frustriert, wenn es Ihnen beim ersten Coaching nicht gelingt, alle sechs Beratungsdimensionen im Kopf durchzugehen. Aber wenn es Ihnen gelingt, drei Dimensionen zu unterscheiden, macht dies für die Qualität des Coachings einen signifikanten Unterschied.
Selbststeuerung durch Supervision
Es gibt andere Möglichkeiten, Coachings genauer zu reflektieren, zum Beispiel im Rahmen einer Supervision.
Der Austausch mit häufig besonders erfahrenen, aber von der Fallkonstellation nicht betroffenen Kollegen, ist eine der wirkungsvollsten Methoden, die eigene Coaching-Kompetenz zu steigern. Wir empfehlen jedem Leser, sich regelmäßig supervidieren zu lassen – nicht nur in der Rolle als Coach, sondern auch als Trainer oder Berater. Dies gilt eigentlich für alle Professionsfelder mit einem hohen Anteil zwischenmenschlicher Aktivitäten und der damit verbundenen Gefahr, gegenüber bestimmten Signalen oder Stimuli irgendwann nicht mehr sensibel genug zu reagieren.
Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob Sie an einer Gruppen- oder Einzelsupervision teilnehmen und ob die Supervision nach jedem Coaching oder nach einem abgeschlossenen Prozess stattfindet. Wichtig ist, dass man in der Supervision die Gelegenheit bekommt, mithilfe
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