Beraten, Trainieren, Coachen
Geschäftstätigkeit überleben können muss, und mindestens diesen Zeitraum braucht man rückblickend auch, um sich fest am Markt zu etablieren. Ich war zu Beginn viel auf Messen, z. B. auf der Kölner Coaching Convention. Es hat mir damals viel geholfen, mich einfach in diesem Kreis zu bewegen, auch wenn ich mich noch gar nicht so richtig als Coach gefühlt habe. Ich hatte aber zu jeder Zeit die klare Idee, wirklich Coach werden zu wollen. Auf der Convention habe ich dann tatsächlich auch meinen ersten Auftrag bekommen aus einem Gespräch heraus mit einer anderen Besucherin, die genau so jemanden wie mich gesucht hat. Das hat sofort gepasst. Man muss sich innerlich in dieser Profession sehen, das ist aus meiner Sicht der Schlüssel. Ich habe da wirklich meine Berufung gefunden.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Zusatzqualifikationen oder Kompetenzen?
Ich habe wie gesagt eine Coaching-Ausbildung an einem systemischen Institut in Wiesloch gemacht. Dann habe ich noch eine Zusatzqualifikation in systemischer Aufstellungsarbeit von Olaf Jacobsen. Insgesamt habe ich außerdem ein sehr großes Interesse am Menschen und interessiere mich privat sehr für Psychologie, dafür, wie ein Mensch tickt oder ticken könnte. Weiterhin habe ich eine gesunde Neugier auf Menschen und Werdegänge von Menschen, das hilft mir sehr bei meiner Arbeit. Was ich in meiner jetzigen Situation auch noch als Pluspunkt empfinde, ist meine Erfahrung aus der langjährigen Arbeit in Wirtschaftsunternehmen. Dadurch bin ich auch sprachlich gut anschlussfähig. Professionskollegen von mir, die eher aus dem therapeutischen Bereich kommen, haben da häufig Schwierigkeiten.
Was ist für Sie im Job erfüllend? Was ist anstrengend?
Für mich ist es erfüllend, dass ich Menschen bei ihrem beruflichen Werdegang begleiten darf. Ich merke, dass ich hier etwas mit bewegen kann. Wenn ich Entwicklung und Bewegung sehe, dann beflügelt mich das, da glänzen meine Augen. Mir macht es Freude, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess auf allen Ebenen des Lebens zu initiieren. Wieder in den Fluss zu kommen, andere Menschen dabei zu begleiten, das ist erfüllend für mich.
Anstrengend als Selbstständige – gerade zu Beginn – ist es, sich seine Zeit selbst einzuteilen. Es ist dieser Spagat zwischen dem eigenen Vorankommen und dem Bekanntwerden auf der einen Seite und dem Blick auf die eigenen Ressourcen. Sich regelmäßig einen bis zwei Tage in der Woche Pause zu erlauben, ist unabdingbar. Im Klartext heißt das zum Beispiel, das Wochenende auch wirklich freizunehmen. Häufig mache ich aber am Wochenende dann dieArbeit mit den privaten Kunden, z. B. systemische Aufstellungen oder Ähnliches. Da muss ich dann darauf achten, dass ich mir unter der Woche mindestens einen freien Tag gönne. Gerade wenn die Auftragslage gut ist, es Spaß macht, dann muss ich auf diese Freiräume achten.
Manchmal ist es außerdem anstrengend, bei Trainings immer 100 % Aufmerksamkeit zu bewahren. Wenn man mehrere Tage mit Teilnehmern arbeitet, auch in den Pausen immer präsent ist, das kann auch anstrengend sein. Aber das wird nach meiner Erfahrung mit der Zeit immer besser, ähnlich wie beim Joggen.
Gab es prägende, witzige, skurrile Erfahrungen?
Eine nicht skurrile, sonder eher schöne Erfahrung war ein Auftrag, der verdeckt die Zielrichtung hatte, der Geschäftsführerin ein Coaching angedeihen zu lassen. Ich wusste das. Der offizielle Auftrag lautete, ein Telefontraining durchzuführen. Ich war dann in den Tagen immer wieder mit der Geschäftsführerin in Kontakt und nach drei Tagen kam sie tatsächlich auf mich zu und fragte, ob denn die Möglichkeit bestünde, bei mir ein Coaching zu machen. Wir haben dann einen Tag gemeinsam gearbeitet und sie ist für sich einige Schritte weitergekommen. Das war wirklich ein sehr schönes Erlebnis.
Welche drei goldenen Tipps würden Sie Personen mitgeben, die sich für diesen Beruf entscheiden?
Man sollte absolut seinem Bauchgefühl und seiner Intuition vertrauen. Darin steckt viel mehr Potenzial, als man es sich häufig zugesteht.
Dann sollte man den Mut haben, Dinge auszuprobieren. Auch wenn die Meisterschaft noch nicht da ist, darf man sich im Nichtperfekten zeigen. Wenn man sich in diesem Beruf genau richtig fühlt, wird es auch funktionieren.
Weiterhin sollte man guten Kontakt zu anderen Coachs halten. Dabei ist es unerheblich, wie lange jemand schon am Markt ist. Ich kann sowohl von Marktneulingen als auch von alten Hasen
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