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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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und bedeckte seinen Kopf erneut mit seiner pelzverbrämten Mütze. Er rief den Hausverwalter und Silvia zu sich und erklärte: »Ich gehe jetzt zum Haus der Crispo im Campo Marzo und anschließend zu Agostino Chigi. Falls ich bis morgen mittag nicht wieder zu Hause bin, wißt ihr, wo ihr mich suchen könnt.«
    Silvia klammerte sich mit fragenden Augen an ihn.
    Er küßte sie flüchtig auf die Stirn, prüfte den Sitz seines Degens. Sie wollte ihm noch etwas nachrufen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Um ihre Unruhe zu bekämpfen, trug sie den kleinen Sandro durch das Haus und auf die Dachterrasse. Die Stadt verbarg sich unter dichtem Nebel. Feuchte Kälte kroch durch ihr Kleid, und sie preßte Sandro an ihre Brust.
    Am Abend kehrte der Vater zurück. Seine Stimmung hatte sich aufgehellt, er lächelte Silvia an.
    »Der alte Crispo ist ein wahrer Freund. Jetzt bin ich wenigstens meine Spielschulden los«, rief er. Als hätte er sich bei einem ungewollten Geständnis ertappt, ließ er Silvia stehen und eilte die Treppen in sein Studiolo hinauf. Sie folgte ihm. Er saß schon wieder an seinem großen Tisch mit den astrologischen Karten und einer Skizze, in die er die Häuser des Himmelskreises eingezeichnet hatte, und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf eine Stelle mit einer Häufung ihr unbekannter Symbole. »Am besten vergißt du, was ich gerade gesagt habe«, sagte er, ohne ihr seinen Kopf zuzuwenden.
    Seine Stimmung schien sich wieder verdüstert zu haben, und er fuhr fort: »Die frühere Mutter Oberin von Santa Cecilia, die du ja auch kennst, ist wieder aufgetaucht.« Er schlug ein Buch mit astrologischen Berechnungen auf und schrieb irgendwelche Zahlen an den Seitenrand. Daneben ein Zeichen, das aussah wie eine umgefallene Sechs, die auf einer umgefallenen Neun lag.
    »Ippolita?« rief Silvia voller Freude. »Und wo war sie? Wo ist sie jetzt?«
    Er schaute sie kurz an. »Wo sie war, hat ihr Vater nicht erzählt. Eine Weile hielt sie sich zu Hause auf.
    Aber jetzt hat sie Kardinal Borgia zu sich genommen.«
    »Was heißt das?«
    Der Vater zuckte mit den Schultern und studierte weiterhin seine zwölf Häuser.
    Silvia glaubte nicht, daß er die ganze Wahrheit sagte. Sonst hätte er ihr in die Augen geschaut. Er verheimlichte ihr etwas.
    »Was heißt zu sich genommen? « Ihre Stimme war laut und drängend geworden.
    »Laß mich allein!« sagte er.
    Wütend drehte Silvia sich um und ging. Aber als sie das Zimmer verlassen hatte, rief er sie noch einmal zurück. Sie stellte sich stocksteif vor ihn. Er faßte ihre Hände und legte sie wie zum Gebet zusammen. Eine Weile brauchte er, bis er seinen ersten Satz herausbrachte. Ohne sie anzuschauen, sagte er: »Als deine Mutter noch lebte, war vieles einfacher.« Dann fiel er wieder in Schweigen, hielt aber noch immer ihre Hände. Seine eigenen Hände fühlten sich eiskalt an. »Rosella …« Wieder entstand eine Pause. »Ich weiß … aber … du kannst das alles noch nicht verstehen. Rosella …« Er ließ ihre Hände fallen und preßte seine Fäuste gegen die Augen.
    »Ohne Crispo wäre ich am Ende. Er hat meine Spielschulden bei Chigi gezahlt. Aber dafür habe ich ihm unser Gut in Frascati verpfänden müssen.«
    Nun nahm er seine Fäuste wieder herunter und starrte ins Leere. »Hätte ich euch damals zu den Orsini begleitet, wäre wahrscheinlich alles nicht passiert. Aber die Sterne … die Sterne … der Astrologe behielt recht …« Der Ton seiner Stimme wurde wehleidig. »Ich wollte der Zigeunerin glauben, die ein Licht aufgehen sah über der Familie Ruffini, aber der Astrologe warnte mich … Ich hätte euch begleiten müssen. Dann wäre deine Mutter noch am Leben. Ich hätte euch verteidigt …« Der Vater versank in düsteres Nachdenken. Dann schien ihm wieder einzufallen, daß Silvia noch neben ihm stand. Er nahm ihre Hand und schaute ihr in die Augen. Seine Stimme zitterte. »Crispo hat auch einen Sohn … Du bist zwar erst zwölf … aber ich kann kaum eine or dentliche Mitgift zahlen. Verstehst du?«
    Silvia trat einen Schritt zurück. »Du willst mich doch nicht wieder ins Kloster stecken?« schrie sie.
    »Nie wieder gehe ich in dieses Gefängnis!« Er machte eine abwehrende Geste. »Du verstehst mich nicht … Es wäre auch nur für kurze Zeit …
    aber ich denke nicht daran … die Crispo sind eine alte römische Familie, in der Kurie angesehen …« Er wirkte verwirrt, aber auch Silvia schien nichts mehr zu verstehen. Ihr tat plötzlich der Vater

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