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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Altermatt
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arbeitete.«
    »Aber er hatte doch frei«, entgegnete Julia.
    Die Polizistin schaute sie aufmerksam an. »Und was ist mit Ihnen passiert?«
    »Ich bin auf die Nase gefallen.«
    »Das sieht man.«
    Julia schwieg.
    »Hier meine Karte. Für alle Fälle.« Sie hielt Julia eine Visitenkarte hin.
    Julia steckte sie in ihren orangen Overall. Die Polizistin verabschiedete sich und ging zu ihrem Kollegen.
    »Das ist schon der zweite Tote.« Stettler stand neben Julia und starrte ebenfalls auf das Tuch. Er hatte seinen Helm abgenommen und kratzte sich am Kopf. »Zwei Tote auf zehn Kilometer. Das ist nicht gut.«
    Die Polizistin bat die beiden, zur Seite zu treten. Zwei Männer kamen mit einem Holzsarg.
    Julia setzte sich auf einen offenen Waggon, der ausrangiert an der Tunnelwand stand. Am Container daneben hing ein »Stop Risk«-Plakat.
    »Und wer übernimmt nun seine Schicht?«, fragte sie und beobachtete die beiden Männer, wie sie die Leiche vorsichtig in den Sarg legten.
    »Das muss ich mit dem Bauleiter klären«, antwortete Stettler.
    »Ein gefährlicher Job.« Julia sah den beiden Männern nach, die den Sarg Richtung Leichenwagen trugen.
    »Nicht gefährlicher als andere.« Stettler setzte seinen Helm wieder auf. »Haben Sie gewusst, dass die meisten Unfälle gar nichts mit dem Berg zu tun haben?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Die meisten Unfälle könnten auch auf einer stinknormalen Baustelle passieren. Man passt nicht auf, ein Lastwagen kommt rückwärts …«
    Julia griff sich an die Stirn. Er brach den Satz ab. Offenbar war seine Anspielung nicht beabsichtigt.
    »Oder eine Maschine wird nicht sachgerecht bedient«, fuhr Stettler fort. »Menschliches Versagen. Mit dem Berg hat das meist gar nichts zu tun. Immer diese Märchen mit: Der Berg schlägt zurück, der Berg wehrt sich. Das ist doch Nonsens.«
    Julia zuckte mit den Schultern. Sie hatte nichts von Berg gesagt. Sie meinte mit dem gefährlichen Job die Arbeit auf der Tunnelbohrmaschine. »Und wieso waren es immer Martas Fahrer?«
    »Keine Ahnung. Zufall?«
    Sie erhob sich. »Wenn ich schon hier bin, dann kann ich auch gleich Marta einen Besuch abstatten und schauen, wie es dem Ventil geht. Wer ist auf der Maschine?«
    Stettler schaute auf die Uhr. »Jetzt beginnt dann gleich die zweite Schicht, das müsste Gampl sein. Aber gehen Sie ja nicht zu Fuß! Der TGV fährt gleich los.«
    Julia nahm auf einer der Holzbänke Platz. Das Züglein setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Die Beleuchtung war schwach, das Licht flackerte bei jedem Holpern.
    Nach etwa zwanzig Minuten stoppte der Zug abrupt. Ihre Mitfahrer stiegen aus. Julia lehnte sich aus dem Fenster. Von Marta war nichts zu sehen. Sie stieg aus.
    »Fahren wir nicht bis vorne?«, fragte sie den Fahrer.
    »Nein, nur bis zum Zwischenangriff.«
    Julia ging zu Fuß. Je weiter sie in den Berg hineinging, desto wärmer wurde es. Normalerweise trug sie unter dem Overall immer nur ein ärmelloses T -Shirt – im Tunnel gab es keine Jahreszeiten. Doch sie hatte vor der Abfahrt keine Zeit gehabt, den Pullover auszuziehen. Weiter vorne sah sie eine Nische. Sie war mit Werkzeugen vollgestellt, die die Arbeiter brauchten, um die Maschinen zu flicken oder Waggons auszubeulen. Es ging viel kaputt in einem Tunnel, und wenn möglich, wurde alles vor Ort repariert.
    Sie schaute sich um. Die Werkstatt war leer. Sie stellte sich hinter eine Tonne, legte die Taschenlampe auf den Boden, zog den Reißverschluss des Overalls nach unten und streifte die Ärmel ab. Sie war klitschnass. Bis auf den BH zog sie alles aus, knüllte die Wäsche zusammen und stopfte sie in den Rucksack. Die Ärmel des Overalls hingen hilflos zu Boden.
    Plötzlich raschelte es hinter ihr. Sie drehte sich um. Doch es war nichts zu sehen. Nur ihr eigener Schatten an der Wand. Sie wollte gerade in den ersten Ärmel schlüpfen, da raschelte es wieder. Diesmal hinter einer Walze. Sie nahm die Taschenlampe, lief um das Gerät herum und bückte sich. Das Geräusch musste von unten gekommen sein.
    Da bewegte sich etwas im Lichtkegel der Lampe. Eine Maus war dabei, Papier für ihr Nest zu sammeln. Julia ging in die Hocke und beobachtete, wie das Tier mit seinen spitzen Zähnen ein Stück herausriss, es mit den Vorderpfoten festhielt. Plötzlich erschrak die Maus und rannte davon.
    Julia richtete sich auf. Sie spürte etwas in ihrem Rücken. Als ob jemand hinter ihr stehen würde. Schnell fuhr sie herum und schaute direkt in Sandros dunkle Augen.
    Er lachte und blickte

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