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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Altermatt
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erreicht. Es musste nicht mehr allzu weit bis zum Bohrkopf sein.
    Einige Meter vor dem riesigen Rad standen vor der Felswand orange gekleidete Arbeiter zu einem Halbkreis formiert und schauten nach oben. Es sah fast so aus, als ob sie sich für ein Ständchen aufgestellt hatten. Etwas abseits warteten ein Mann mit weißem Helm und eine Frau. Sie gingen auf die beiden zu.
    »Sind Sie der Verantwortliche?«, fragte Tresa. Der Mann nickte und stellte sich mit Martin Stettler vor. »Und wer hat die Leiche gefunden?«
    »Ich«, antwortete die Frau. »Julia Jansen.«
    »Und wieso stehen alle am Tatort herum?«, wollte Tresa wissen.
    Stettler bedeutete den Männern, zur Seite zu gehen.
    Franco betrachtete den Boden. Es war sowieso alles überschwemmt. Er ging näher heran, spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Das nächste Mal würde er selber fahren. Ein Arm ragte aus dem Fels. Er gehörte zu einer Frau, die seltsam gekrümmt und verdreht in der Felsspalte lag – mit dem Gesicht nach oben, die Augen weit aufgerissen, die Haare hingen wie helle Algen über das Gestein. Er wandte sich ab.
    »Wie bringen wir die da raus?«, fragte er Tresa.
    »Das überlassen wir der Spurensicherung. Kannst du bitte hier warten? Ich habe dringend noch was zu erledigen.«
    »Und wie komme ich …«, wollte Franco fragen, doch Tresa war bereits hinter der Bohrmaschine verschwunden.
    Als Franco wieder ins Büro kam, saß Tresa am Schreibtisch und machte ein Sudoku. Dass sie etwas dringend zu erledigen hatte, war offensichtlich gelogen. Eine Notlüge, um aus dem Berg herauszukommen. Franco trug nur Socken, die schmutzigen Stiefel hatte er im Vorraum stehen lassen.
    »Und was hat die Spurensicherung gemeint?«, fragte sie, ohne von der Zeitung aufzuschauen.
    »Dass sie die Leiche nach Chur in die Rechtsmedizin bringen. Und dass die Kontaktspuren – falls es welche gegeben hat – vom Bergwasser weggewaschen worden sind.«
    »Und wer von Chur ist verantwortlich für den Fall?«
    »Niemand.« Er setzte sich auf ihren Schreibtisch.
    »Wie bitte?« Tresa hob den Kopf.
    »Die haben zurzeit keine freien Kapazitäten.«
    »Dann bleibt wieder mal alles an uns hängen? Ich fass es nicht!«
    »Aber eines ist klar. Die Frau hatte einen gespaltenen Schädel. Entweder ist sie gestürzt, oder ihr ist ein Stein auf den Kopf gefallen, oder …«
    »Sie wurde erschlagen.« Tresa schaute auf seine Füße.
    »Die Frage ist doch: Wie kam die Frau in die Felsspalte?« Franco folgte ihrem Blick. Eine Socke hatte ein Loch. Er stand auf und ging zu seinem Schrank.
    »Sie wird kaum selber hineingekrochen sein, nachdem ihr ein Stein auf den Kopf gefallen ist.«
    »Höchstwahrscheinlich nicht.« Franco zog seine Halbschuhe an.
    »Bis wann sind sie mit der Untersuchung fertig?«, wollte Tresa wissen.
    »Bis morgen.«
          
    Maria füllte das Salatbüfett in der Stüva auf, hielt immer wieder inne und lauschte, ob sie die Kantinentür hörte. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass im Tunnel eine Frauenleiche gefunden worden war. Vielleicht kamen die Ersten zurück, die etwas gesehen hatten.
    Da! Die Tür knallte zu. Schnell lief sie in die Kantine. Sie sah Julia, die sich auf einen Stuhl fallen ließ, müde zu ihr aufblickte, den Kopf mit den Händen abstützte.
    Maria holte einen Grappa. »Da, trink das.«
    Julia leerte das Glas in einem Zug. Offenbar war sie sich nicht bewusst, was sie da in sich hineinschüttete. Sie verzog das Gesicht und japste nach Luft.
    »Das tut dir gut.« Maria setzte sich neben sie und strich ihr über den Rücken.
    »Ich habe noch nie einen toten Menschen gesehen«, sagte Julia und starrte vor sich hin. »Und dann noch in diesem Zustand.«
    »Sicher kein schöner Anblick«, sagte Maria. »Weiß man schon, wer die Frau ist und was sie im Tunnel gemacht hat?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Die Polizei hat die Ermittlungen gerade erst aufgenommen. Die Leiche wird nach Chur gebracht, mehr weiß ich auch nicht.«
    »Siehst du? Ich hab’s gesagt.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Dass da etwas nicht stimmt.«
    Julia starrte weiter vor sich hin. Maria war nicht sicher, ob sie ihr überhaupt zugehört hatte.
    »Simon, Antonio. Das waren keine Unfälle.«
    Julia hob den Kopf und schaute sie an. »Vielleicht.«
    »Was vielleicht?«
    »Ich weiß es doch auch nicht.« Julia erhob sich. »Ich muss noch meinen Bericht schreiben. Bis später beim Abendessen«, sagte sie und verschwand nach draußen.
          
    Julia war schwindlig. Sie

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