Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)
zurück, zog ihr das T -Shirt über den Kopf, küsste ihren Hals, die Brüste. Julia ließ den Kopf nach hinten sinken und atmete schwer. Er öffnete den Knopf ihrer Hose, zog den Reißverschluss hinunter, schob seine Hand unter ihren Slip. Sie stöhnte, packte ihn an seinen schwarzen Haaren.
»Nicht«, sagte sie leise, »ich habe …« Er machte weiter.
»Bitte hör auf!« Sie stieß ihn zurück, er kippte nach hinten, fing sich wieder und schaute sie an.
»Es tut mir leid.« Sie hätte sich gerne an ihn gedrückt.
Ohne etwas zu sagen, verließ er das Zimmer.
Julia ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Hielt die Hände vors Gesicht. Versuchte ihren Körper, der im ganzen Zimmer verstreut zu sein schien, wieder einzusammeln. Was hatte sie getan? Am liebsten wäre sie hinter Sandro hergelaufen, hätte ihn zurückgeholt. Sie wollte sie nochmals spüren, diese Wärme. Vielleicht nur für eine Nacht. Aber was dann? Was würde sie Jan sagen? Musste sie ihm überhaupt etwas sagen?
Ihr Handy klingelte. Es war Jan. Sie atmete ein paarmal tief durch, dann nahm sie ab.
Er fragte, wie es ihr gehe. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte. Sie versuchte, möglichst normal zu klingen.
»Außer dass ich beinahe von einem Lastwagen überfahren worden bin und heute im Tunnel eine Leiche gefunden habe, geht es mir nicht schlecht.«
»Was hast du gefunden?«
»Da steckte eine tote Frau in einer Felsspalte.«
»Und wie ist sie da hingekommen?«
»Das weiß nur die heilige Barbara. Oder vielleicht nicht einmal die.«
»Wer?«
»Erklär ich dir ein andermal.«
»Muss ich mir Sorgen machen?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Es tut mir leid, Julia, dass ich mich nicht gemeldet habe. Das war kindisch. Aber …«
»Siehst du?«, unterbrach ihn Julia. »Immer diese ›aber‹. Sag doch einfach, dass es dir leidtut, und Punkt.«
»Ich wollte es dir erklären.«
»Ich möchte keine Erklärung.«
»Dann eben nicht. Ich muss jetzt sowieso Schluss machen, Tom kommt zurück.«
»Habt ihr’s schön?«
»Ja. Schon.«
Das klang nicht sehr überzeugend.
»Dann genieß es noch.«
»Du auch. Ich meine, pass gut auf dich auf.«
Julia war froh, dass sie nichts von der Gehirnerschütterung erzählt hatte. Das hätte Jan sicher zum Anlass genommen, um sie mit seinem ganzen medizinischen Wissen zu überschütten. Sie lehnte sich zurück, streckte sich aus, atmete tief durch. Dabei nahm sie Sandros Geruch wahr, der immer noch auf ihrer Haut klebte. Ob Jan etwas gemerkt hatte?
»Und hast du’s hinter dich gebracht?« Tom kam aus dem Bad und trocknete sich mit einem Handtuch die Haare. Das Badetuch hatte er sich um die Hüfte gewickelt.
»Ja.« Jan lag ausgestreckt auf dem Bett. Im Fernseher lief eine Serie. Er hatte den Ton so leise eingestellt, dass beinahe nichts zu hören war.
»Und was hat sie gesagt?« Tom hielt den Kopf schief und schüttelte das Wasser aus dem Ohr.
»Dass es okay sei.« Jan glotzte weiter auf den Bildschirm.
»Dass du mit einer anderen im Bett warst?«
»Nein. Dass ich mich so aufgeführt habe.« Er nahm die Fernbedienung und stellte den Ton lauter.
»Du hast es ihr also nicht gesagt.«
»Wieso hätte ich es ihr sagen sollen?«
»Keine Ahnung.«
»Es würde sowieso nichts ändern. Außer, dass ich mein Gewissen erleichtern würde. Gestehen ist egoistisch. Und dann müsste sich Julia auch noch darüber den Kopf zerbrechen.«
»Ganz nach dem Motto: Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.«
»Genau.« Jan drehte den Ton noch etwas auf.
»Was macht denn für dich eine Beziehung aus?« Tom sprach immer lauter.
»Spielst du jetzt den Psychologen?«
»Ich bin Psychologe. Und stell bitte den Ton leiser.«
»Aber ich nicht dein Patient.«
»Dann kannst du meine Frage ja beantworten.«
Jan schaltete den Fernseher aus. »Das ist schwierig.« Er dachte nach. »Dass man eine gemeinsame Vergangenheit hat? Dass man sagen kann, weißt du noch, damals, als …«
»Für gemeinsame Erlebnisse brauchst du keine Beziehung«, erwiderte Tom.
»Dass man ein gemeinsames Ziel verfolgt?«
»Wie zum Beispiel Kinder haben?«, fragte Tom.
»Du bist gemein!«
Fast hätte die Fernbedienung Toms Kopf getroffen. Im letzten Augenblick schaffte er es, in Deckung zu gehen.
Datum: Mittwoch, 11. Juli 2012 23:11
Betreff: AW: AW: AW: AW: AW: Es tut mir leid
Mein lieber Levente,
nein, so ist es nicht, Du stellst Dir das ganz falsch vor. Bitte komm nicht hierher!
Weitere Kostenlose Bücher