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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Altermatt
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ab.«
    Nach dem Frühstück ging Julia die Zähne putzen. Als sie in den Spiegel sah, schreckte sie zurück. BLIND? , stand da in großen braunen Lettern.
    Wieso blind?, fragte sie sich.
    Sie trat ein paar Schritte zurück. Auch auf den anderen Spiegeln stand je ein Wort. Auf dem daneben EIGENTLICH , dann DU und auf dem hintersten BIST . BIST DU EIGENTLICH BLIND?
    Was sollte das nun heißen? Es tönte wie eine Warnung. Gleichzeitig wie ein Vorwurf. Oder eine Aufforderung. Was sollte sie denn sehen?
    Schnell nahm sie ein paar Tücher aus dem Spender, machte sie nass und begann das Geschriebene wegzuputzen. Dabei stieg ihr ein unangenehmer Geruch in die Nase. Sie schaute sich das Tuch genauer an. Es war Kot.
    Sie saßen vor dem Bären und tranken zwei Espressi. Weit über ihnen kreiste ein Mäusebussard am blauen Himmel. Seine Schreie tönten wie das Miauen einer jungen Katze. Maria schaute sich um, bevor sie zu sprechen begann. Doch niemand war in der Nähe, der sie hätte belauschen können.
    »Ich habe etwas gehört.«
    Julia stöhnte. Jetzt kam Maria bestimmt wieder mit ihren Geistertheorien.
    Doch Maria beachtete sie nicht und erzählte unter vorgehaltener Hand weiter. »Gschtrn alschich …«
    »Maria, nimm die Hand weg, ich verstehe kein Wort«, unterbrach sie Maria. »Es ist niemand da, der uns zuhören könnte.«
    Trotzdem flüsterte Maria weiter. »Gestern Abend war die Männertoilette verstopft, und da musste ich …«
    »Ich glaube, so genau will ich es gar nicht wissen.« Julia nippte an ihrem Espresso und dachte an die Schmierereien an den Spiegeln im Waschraum.
    »Da habe ich ein Gespräch mitgehört.« Maria machte eine Pause.
    »Und? Jetzt mach es nicht so spannend.«
    »Sie haben von der toten Frau gesprochen.«
    »Wer?«
    »Ich weiß nicht, wer es war.« Maria rührte in ihrem Kaffeetässchen, leckte den Löffel ab. »Ich habe sie nicht gesehen, ich war ja in der Toilette drin. Nur gehört habe ich sie.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    »Ich konnte nicht alles verstehen. Aber …« Sie schlürfte den Rest des Espressos und verzog das Gesicht. »Ganz schön bitter.«
    »Ja, Kaffee machen ist nicht ihre Stärke. Aber was haben die Männer denn nun gesagt?«
    »Sie haben sich gestritten. Der eine meinte, dass er es nicht mehr aushalte und dass ihm die Frau leidtäte. Und der andere meinte, er solle sich zusammenreißen.«
    »Und dann?«
    »Dann kam ein anderer herein.«
    »Und?«
    »Sie schwiegen.«
    »Hast du jemanden erkannt?«
    »Nein.«
    »Und das waren zwei Arbeiter?«
    »Ich denke schon. Wer geht sonst in der Kantine aufs Klo?«
    »Und du hast keine Ahnung, wer das war?«
    »Nein, die klingen doch alle gleich.«
    »Tiefe Stimmen? Hohe Stimmen?«
    »Die eine war eher tief.«
    »Das schränkt die Auswahl ja ziemlich ein.« Julia seufzte. Maria zuckte mit den Schultern.
    »Heisere Stimmen? Klare Stimmen?«
    Maria gab keine Antwort.
    »Hat einer gelispelt oder gestottert?« Julia wurde immer lauter.
    »Ich weiß es nicht!« Maria war den Tränen nahe. »Sie haben geflüstert.«
    »Darf’s noch etwas sein?« Die Wirtin stand vor ihnen.
    Julia hatte sie gar nicht kommen gehört. »Ich hätte gerne noch ein Wasser.«
    »Für mich bitte auch.«
    »Mit oder ohne?«
    »Ich ohne«, sagte Maria, die sich wieder etwas gefasst hatte.
    »Für mich mit. – Und was willst du jetzt machen?«, fragte Julia, als die Wirtin wieder verschwunden war.
    »Sie treffen sich heute Nacht um zwei Uhr hinter dem Schuppen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das hat der eine zum anderen gesagt, bevor sie gegangen sind. ›Das besprechen wir später‹, hat er gesagt. Und: ›Morgen um zwei hinter dem Schuppen.‹«
    Die Wirtin kam mit den beiden Wassern. »So, die Damen.«
    »Kann ich gleich bezahlen?«
    Maria suchte ihr Portemonnaie.
    »Lass mal stecken, ich übernehme das«, sagte Julia.
    »Das macht genau siebzehn Franken.«
    Julia kramte eine Zwanzigernote aus ihrem Portemonnaie. »Machen Sie achtzehn.«
    »Besten Dank.« Die Wirtin verschwand im Haus.
    »Wir müssen zur Polizei gehen«, sagte Maria.
    »Und was willst du denen erzählen? Dass du etwas gehört hast, aber nicht weißt, wer es war?«
    »Ja, dann können sie selber nachschauen, wer zum Schuppen kommt.«
    »Ich habe da eine bessere Idee.«
    Der Mäusebussard zog immer noch hoch oben seine Runden. Offenbar wartete er auf den richtigen Moment, um herabzustechen und eine Maus zu erlegen.
          
    »So, Feierabend.« Franco speicherte das Dokument und fuhr

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