Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
überdimensionale Ohren von seinem Kopf abstanden. „Keine Ahnung, was sie wissen will, auch das wollte mir Irina nicht sagen - “
„Was kann sie schon wissen wollen?“, fiel Max ihm ins Wort.
„Tja, was wohl?“ Felix riss die Augenbrauen hoch. „Nein, aber im Ernst … Irina sagt, das Mädchen sei ganz von Sinnen. Das ginge nun schon seit über drei Monaten so, sie sei wie besessen von der Idee, dir endlich einmal vorgestellt zu werden.“
Instinktiv drehte sich Max ein wenig von dem Clubraum weg, so dass man ihm nicht ins Gesicht sehen konnte. „Ist sie auch hier?“
Die meisten Gäste, die bei Irinas Party gewesen waren, waren mit ihnen zusammen hierhergekommen. Der Club eröffnete an dem Abend, ein Freund von Felix hatte sich um die Innenausstattung gekümmert, und auf der Party hatte sich schnell herumgesprochen, dass die Räume durchaus sehenswert seien. Tatsächlich erinnerte die Szenerie beinahe an ein James-Bond-Setting, an eine Art unterirdische Grotte, was vor allem an dem großen Wasserbecken in der Mitte lag - ganz abgesehen von den Fenstern zur U-Bahn.
„Ja, ich glaube schon.“ Felix ließ seinen Blick kurz über die Menschen schweifen, die dicht gedrängt auf der Tanzfläche standen. „Willst du sie kennenlernen?“ Er lachte.
Max atmete aus.
Felix nahm die Arme wieder herunter und beugte sich zu ihm. „Was hast du denn gemacht, dass sie so scharf auf dich ist?“
„Ich weiß nicht einmal, wer es ist“, entfuhr es Max.
„Aber sowas kommt doch nicht von allein“, insistierte Felix. „Gibt es vielleicht etwas, das sich Irinas Freundinnen untereinander über dich erzählen … etwas, wovon ich nichts weiß? Ein Gerücht, das sich herumspricht, das alle ganz wuschig macht?“ Seine Augen blinkten. „Oder ist es nur deine Erscheinung, die sie um den Verstand bringt?“
Unangenehm berührt, wandte sich Max ab. Er hasste es, über sich selbst zu sprechen.
„Oh, ich sehe schon, es stört dich, darüber zu reden“, sprach Felix unaufhörlich weiter, „aber was soll ich dem Mädchen denn jetzt sagen?“
„Wieso ‚sagen‘“, stieß Max hervor und fasste Felix wieder in den Blick, „gar nichts - du brauchst ihr doch gar nichts zu sagen!“
„Irina hat mich beschworen, ich soll ein Wort für ihre Freundin bei dir einlegen. Sie sei ein gutes Mädchen, und Irina macht sich langsam Sorgen.“
„Was denn, um Himmels willen, was soll das!?“ Es kam Max fast so vor, als würde ihm die Luft abgedreht.
„Ein Gruß, eine nette Geste, ein freundliches Wort“, schlug Felix vor und es wirkte, als würde er sich freuen, Max mit dieser Lappalie so ärgern zu können. „Bist du ein Unmensch? Hast du noch nie für jemanden geschwärmt?“
Max lehnte sich zurück. Felix konnte es nicht ernst meinen.
„Soll ich es für dich übernehmen?“, sagte Felix. „Sag, was ich tun soll, meinethalben kann ich mir auch selbst etwas einfallen lassen - oder jemanden bitten, sich etwas auszudenken.“
„Geht es dir wirklich um dieses Mädchen?“ Max ließ ihn nicht aus den Augen.
„Aber ja, ja doch!“ Felix klatschte beinahe in die Hände. „Warum denn nicht? Schließlich kann nicht jeder so ein Unmensch sein wie du!“
Was redete er da?
„Wirklich Max, ich stehe dir zu Diensten, in jeder Hinsicht, in jedem Begehr.“
Die Worte trafen Max fast wie die Spritzer einer fettigen Soße. Er gähnte etwas gezwungen - und bemerkte gleichzeitig, dass ein Mann in einem auffällig bunten Jackett an ihren Tisch trat.
Felix blickte zu dem Neuankömmling hoch. „Sehen Sie das, Niklas“, rief er dem Mann zu, „der Junge gähnt! Er langweilt sich! Können Sie sich das vorstellen: Er langweilt sich - in Ihrem Club! “
„Und Sie?“ Lächelnd beugte sich Niklas zu Felix herunter.
Felix schmunzelte und sah kurz zu Till, der ebenfalls mit ihnen am Tisch auf dem kleinen Podest saß. „Ich? Nein! Das hat doch was, oder?“ Er schaute zu Max. „Das Fenster zur U-Bahn? Du hast doch vorhin selbst gestaunt! Als der erste Zug dran vorbeigefahren ist. Sag es ihm, Max, Niklas freut sich, wenn sich die Gäste bei ihm wohl fühlen.“
Max nickte - aber Felix nahm ihm das Sprechen ab. „Toll! Und die Musik? Was ist das eigentlich, was ihr gerade spielt?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Felix gleich fort. „Und der Drink?“ Er hob das eigenwillig geformte Glas, das er in der Hand hielt, ein wenig in die Höhe. „Was ist das, Grotto-Design?“
Niklas hatte die Augen etwas zusammengekniffen,
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