Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
anscheinend nicht ganz sicher, was Felix ihm sagen wollte.
„Wissen Sie, Niklas“ - Felix schaute ihm direkt in die Augen, während er weitersprach - „wenn man Scheiße liebt, ist man hier in seinem … “, er beugte sich zuckend nach vorn, als hätte er sich verschluckt - fast als müsste er sich übergeben … da sah Max: Es waren Tränen! Felix hielt sich die Hand vor den Mund, weil er vor Lachen kaum Luft bekam, “ … El - do - ra - do! ODER? So heißt das doch. ‚Dann ist man hier in seinem El-do-ra-do‘!“
Max starrte zu Niklas, der vollkommen verdattert an Felix‘ Loungesessel stehen geblieben war.
„Irgendwas unklar? Niklas?“
Aber bevor Niklas reagieren konnte, zuckte Felix‘ Glas auch schon in einer kurzen Bewegung zur Seite und die Flüssigkeit darin schwappte heraus, Niklas vor die Füße, ein wenig auch auf die Hose.
Max schluckte. Ohne jede Ankündigung war Felix‘ Umschwung über sie hereingebrochen.
„Moment, Niklas! Warten Sie!“, Felix drückte sich über die Seitenlehne etwas aus seinem Sessel nach oben, „es ist ja nicht nur der Club“, schrie er ihm nach, während sich Niklas entfernte, „ es ist doch Ihr ganzes Leben, was Scheiße ist! “ So laut, dass Max jedes Wort verstehen konnte, obwohl die Musik den ganzen Raum ausfüllte.
Felix sank in seinen Sessel zurück.
Im gleichen Augenblick bemerkte Max, dass eine hübsch zurechtgemachte Frau auf ihren Tisch zukam. Er schätzte sie auf Mitte dreißig und beobachtete, wie ihre Augen die von Niklas trafen, der wie betäubt wenige Schritte von ihrem Tisch entfernt stehen geblieben war.
„Sonja! Schön, dass du kommst!“
Felix streckte ihr beide Hände entgegen. Es war unverkennbar, dass sie nichts von dem, was Felix Niklas zugerufen hatte, gehört hatte, denn sie trat vollkommen entspannt an den Tisch und ihre Finger schlossen sich um Felix‘ Hände. Mit beinahe verzücktem Gesichtsausdruck beugte sie sich zu ihm herunter. Für einen Moment hatte Max fast den Eindruck, als würden ihre Lippen sich berühren und sie auf Felix‘ Schoß gleiten, aber dann schmiegte sie doch nur ihre Wange an seine - erst rechts, dann links.
„Alles in Ordnung, Niklas, Schatz?“ Sonja richtete sich wieder auf und sah zu Niklas, der mit versteinerter Miene zugesehen hatte.
„Lass uns gehen, Sonja“, fing er an - aber da hatte Felix auch schon den Rücken seiner Hand an ihren Schenkel gelegt, der dicht neben der Armlehne seines Sessels aufragte. Unwillkürlich wandte sie sich von Niklas wieder ab und zu Felix herunter.
Der lächelte sie an. „Haben Sie es dabei, Sonja?“
„Aber ja!“ Ihr Blick huschte kurz zu Till und Max, wie um sich zu vergewissern, dass nichts Schlimmes passiert war. Der erschrockene Ausdruck in Niklas‘ Gesicht war ihr offensichtlich doch nicht ganz entgangen.
„Hier, bitte!“ Sie griff in eine kleine Tasche, die sie umgehängt hatte, und holte ein Handy daraus hervor.
Felix strahlte. „Tun Sie mir einen Gefallen, Sonja?“
Sie drehte den Kopf ein wenig, kokett und doch zugleich damit kokettierend, dass natürlich kein Zweifel daran bestand: Sie gehörte zu Niklas und konnte für Felix also leider nicht zur Verfügung stehen - auch wenn seine Hand noch immer an ihrem Schenkel lag.
„Rufen Sie diese Nummer für mich an - jetzt gleich?“ Felix reichte ihr einen Zettel mit einer Nummer und machte ihr ein Zeichen, dass sie sich noch etwas näher zu ihm herunterbeugen sollte. Und dann geschah es: Kaum tat sie es, legte sich seine Hand auf ihren Nacken und er zog sie sanft zu sich heran. Max konnte sehen, wie seine Lippen sich teilten und Sonjas Mund darauf zu liegen kam. Für einen Augenblick schloss sie die Augen und ihr Arm, mit dem sie sich auf der Lehne abgestützt hatte, knickte ein. Sonjas bestrumpfter Oberschenkel lehnte sich gegen den Sessel und Max sah, wie Felix‘ Hand daran emporrutschte und unter den Rock geriet.
„Sonja!“
Mit einem Schritt war Niklas zurück an ihrem Tisch, die Augen geweitet, der Blick verzerrt. Doch da hatte Felix Sonja auch schon losgelassen, ihr Gesicht hob sich, es wirkte fast ein wenig verschlafen, irritiert, wie nicht ganz bei sich - offensichtlich hatte sein Übergriff sie vollkommen unvorbereitet getroffen.
Felix sah an ihr vorbei zu Niklas. „Sie haben eine so wunderbare Frau, Niklas“, er lächelte, „Sie müssen entschuldigen … es … äh … war stärker als ich.“
Sonja warf Niklas einen jetzt doch betroffenen Blick zu und ergriff die Hand, die
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