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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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bearbeitet hat.«
    Stille.
    »Mareni?«
    »Ja. Ist das Ihr Ernst?«
    »Und ob.«
    »Reinders wird das nicht gefallen.«
    Dir gefällt das auch nicht, dachte sie. »Ich weiß. Reinders gefällt
vieles nicht. Ich gehöre dazu.«
    Seufzen. »Na schön. Ich kümmere mich darum. Kann aber ein bisschen
dauern.«
    »Danke. Sie haben was gut bei mir.«
    »Ich komme darauf zurück. Aber wegen der Huhlmann und ihrer
Ermittlungen müssen Sie selbst in Braunschweig nachhaken.«
    »Danke für den Hinweis.« Johanna grinste. »Mach ich.«
    Das kleine Einfamilienhaus der Ansdorfs im Westen Wolfsburgs
wirkte abweisend. Obwohl der Vormittag weit fortgeschritten war, hatte es noch
niemand für nötig befunden, die Rollläden hochzuziehen, und auf Johannas
Klingeln und Klopfen rührte sich nichts. Sie setzte sich in den Wagen und
beschloss, eine halbe Stunde zu warten. Währenddessen notierte sie sich
Stichpunkte zum Gespräch mit Karina Huhlmann und rief bei der
Staatsanwaltschaft in Braunschweig an, um erneut zu erfahren, dass Annegret
Kuhls Vertreterin nicht zu sprechen sei – da sie im Gericht zu tun habe, wie
die Sekretärin nach kurzer Pause schnippisch hinzufügte.
    »Soll hin und wieder vorkommen, dass Staatsanwältinnen im Gericht zu
tun haben«, entfuhr es Johanna, bevor sie die Verbindung unterbrach. So viel
war klar: Eine neue Freundin hatte sie mit dem Spruch nicht gewonnen.
    Sie legte ihr Handy beiseite und wollte gerade die Nummer von
Familie Vogt aus Peine heraussuchen, als sie aus den Augenwinkeln mitbekam, wie
sich die Haustür öffnete und eine ältere, stark übergewichtige Frau im
Bademantel zum Briefkasten ging, der an der Gartenpforte angebracht war.
Genauer gesagt, schlurfte sie durch den offensichtlich seit vielen Wochen
vernachlässigten Garten, ohne auch nur einmal hochzublicken. Die Frau wirkte
abgekämpft, niedergeschlagen, am Ende ihrer Kräfte, und es interessierte sie
nicht die Bohne, wann sie das letzte Mal geduscht hatte und wie sie aussah.
    Silvia Ansdorf, dachte Johanna und spürte, wie ihr Herz schwer
wurde. Gespräche mit Angehörigen verliefen selten so problemlos und angenehm
wie mit Karina Huhlmann. Das war eher die Ausnahme. Wenn sie Pech hatte, würde
die Witwe nicht einmal abwarten, bis sie ihr Anliegen vorgebracht hatte,
sondern sie einfach stehen lassen und zurück in ihr Haus gehen, in dem es
wahrscheinlich keinen einzigen Schlupfwinkel gab, der sie nicht an ihren Mann
erinnerte. Am schlimmsten waren die Gerüche, hatte ihr mal jemand gesagt. Noch
nach Jahren löste ein Parfüm oder der Geruch eines Lieblingsessens tiefe
Niedergeschlagenheit oder sogar Verzweiflung aus. Manchmal »nur« Traurigkeit.
    Johanna stieg aus und trat an den Zaun, als die Frau den Briefkasten
wieder schloss und sich gerade mit der Zeitung in der Hand umdrehen wollte.
»Frau Ansdorf?«
    Ein müder Blick streifte sie. »Ja?« Die Stimme klang nach völligem
Desinteresse und zu viel Alkohol.
    »Mein Name ist Johanna Krass. Könnte ich Sie ein paar Minuten
sprechen?«
    »Warum?«
    »Ich bin Kommissarin des Bundeskriminalamtes und untersuche den Tod
Ihres Mannes.«
    Silvia Ansdorf starrte sie aus blutunterlaufenen Augen stumm an. »Er
ist tot. Was gibt es da noch zu untersuchen?«, erklärte sie schließlich und
wandte sich um. »Außerdem habe ich schon alles gesagt.«
    »Erzählen Sie es mir noch mal.«
    »Der Fall ist abgeschlossen. Keine Ahnung, wo er das Teufelszeug
herhatte und warum er es schluckte.« Sie winkte ab und setzte sich in Gang.
    »Ich gelte als Spezialistin für abgeschlossene Fälle.«
    Die Schritte verlangsamten sich. Ansdorf drehte den Kopf über die
Schulter. »Ich bin müde. Er ist tot – was soll das Gerede jetzt noch bringen?«
    »Das ist eine gute Frage. Lassen Sie uns darüber sprechen.«
    Silvia Ansdorf verzog das Gesicht. »Sie wollen mich in ein Gespräch
verwickeln, damit ich Sie hier draußen nicht einfach stehen lasse, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Ich bin nicht interessiert.«
    »Sind Sie doch. Sonst wären Sie längst im Haus verschwunden.«
    Silvia Ansdorf drehte sich Johanna frontal zu. Eine Windböe
zerzauste ihr graues Haar. Die Frau musste innerhalb weniger Wochen um Jahre
gealtert sein.
    »Ich glaube nicht, dass Ihr Mann das Zeug freiwillig geschluckt
hat«, erklärte die Kommissarin, nachdem sie den Blick der Witwe sekundenlang
mit gespieltem Gleichmut ertragen hatte. »Wir haben in den letzten Monaten
einige ungewöhnliche Todesfälle und Suizide zu viel gehabt, um einfach

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