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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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zwischen ihm und einem gewissen Holger Bihl aus Wolfsburg bestehen.
Der Junge ist aktenkundig. Bislang ist er bei leichteren Gewaltdelikten
aufgefallen, könnte aber deutlich mehr auf dem Kerbholz haben.«
    »Ich geb mir Mühe.«
    »Bestens.«
    »Ach so, bevor ich es vergesse – Samthof hofft, bald mal wieder von
dir zu hören«, schob Tony nach. »Hat er mir im Vorbeigehen geflüstert.«
    »Ich fühle mich geehrt, und ja, ich kümmere mich darum … Ach, noch
was, und zwar vornweg«, fügte Johanna rasch hinzu. »Ich muss dringend wissen,
wie es um die Finanzen von Bernd Lange bestellt war – keine Sorge: nicht im
Einzelnen, sonder eher allgemein. Hat er viel Geld ausgegeben? War er
spendabel?«
    Tony versprach, sich zu melden, sobald sie Neuigkeiten in Erfahrung
gebracht hatte. Kurz darauf beendeten sie das Telefonat.
    Johanna bestellte sich Kaffee und Kuchen aufs Zimmer, setzte sich an
ihren Laptop und begann, ihre Notizen zu ordnen, um sie für den Bericht, auf
den Samthof zweifelsohne sehnsüchtig wartete, zu überarbeiten. Eine Aufgabe,
die sie in der Regel nicht besonders schätzte, aber in diesem Fall
vergleichsweise engagiert in Angriff nahm. Ihre Recherchen enthielten eine
Fülle von Einzelaspekten und bewegten sich in derart unterschiedliche
Richtungen, dass sie die Fäden nur zusammenhalten konnte, wenn sie den
Überblick behielt. Mit der schriftlichen Ausarbeitung hoffte sie auch, sich
diesen grundlegenden Überblick zu verschaffen.
    Als Annegret Kuhl, Mareni und Tony sich später meldeten und neue,
ergänzende Infos lieferten, konnte Johanna schließlich zusammenfassend und
zumindest indiziengestützt festhalten, dass die fünf toten Polizisten einzelne
Ermittlungen geleitet hatten, bei denen überdurchschnittlich viel
schiefgegangen oder schlichtweg manipuliert worden war, sodass Verfahren
eingestellt werden mussten. In vier Fällen waren die Opfer Muslime gewesen, an
denen schwerste Gewalttaten verübt worden waren, darunter zwei Vergewaltigungen
der übelsten Sorte – sofern diesbezüglich eine Abstufung überhaupt angemessen
war. Lediglich Rauths Einsatz im Videotheken-Fall war anders gelagert.
    Sowohl Vogt und Ansdorf als auch Bernd Lange waren finanziell gut
gestellt gewesen – Beamte ohne Geldsorgen, die sich im Verlauf eines knappen
Jahres besondere Urlaube, Hobbys und Anschaffungen geleistet hatten oder durch
Großzügigkeit aufgefallen waren. Huhlmann war in ihrem Finanzgebaren zwar
zurückhaltender gewesen, hatte aber im letzten Sommer den Segelschein gemacht
und kürzlich die Absicht geäußert, eine kleine Jacht zu erwerben, wie
Staatsanwältin Kuhl zwischendurch zu berichten wusste. Die wäre sicherlich
nicht aus der Portokasse zu bezahlen gewesen.
    Was Jörg Rauth anging, so hielt Johanna zwei Ansätze für denkbar: Er
fiel in die gleiche Kategorie wie seine Kollegen und wäre finanziell ebenfalls
gut gestellt gewesen, wenn sein Geld nicht im Wettgeschäft versackt wäre,
beziehungsweise sein Finanzbedarf war aufgrund seiner Schulden so groß gewesen,
dass er käuflich wurde. Oder er nahm eine Schlüsselrolle ein, denn sowohl sein
Suizid als auch die Leitung in der Drogenermittlung wichen vom Schema ab. Dass
er mit den anderen vier Fällen rein gar nichts zu tun hatte, war zwar im Moment
theoretisch nicht von der Hand zu weisen, aber Johanna gab dieser Version keine
große Chance.
    Sie riss sich nicht darum, korrupte Polizisten vorzuführen – ob tot
oder lebendig –, aber die Schlussfolgerung lag nun einmal auf der Hand, dass
fünf Beamte Gefälligkeits-Ermittlungen geführt hatten. Das war ihnen alles
andere als gut bekommen.
    Am späten Nachmittag schickte Johanna ihren Bericht an Samthof ab
und vereinbarte einen Termin mit dem Wolfsburger Leiter des vierten
Fachkommissariats, in dem Staatsschutzaufgaben wahrgenommen wurden. Sie saß
bereits im Wagen, als Mareni anrief, um ihr mitzuteilen, dass Holger Bihl
gerade ein Fitnessstudio betreten hatte und er selbst in die PI zurückkehren würde.
    ***
    Holger Bihl setzte sich mit dem Festnetztelefon an das hinterste
Ende des Tresens und nahm einen großen Schluck seines Eiweißdrinks, bevor er
Volker Dorns Nummer wählte.
    »Ich hab keine Ahnung, ob das was zu bedeuten hat, aber die Bullen
waren heute bei mir«, sagte er leise, nachdem der Chef sich gemeldet hatte.
    »Und was genau wollten sie?«
    »Angeblich liegen neue Zeugenaussagen zu einer Schlägerei auf dem
Fußballplatz vor, bei der ich vor Monaten mitgemischt hatte. Jemand

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