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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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oder?«
    »Ach ja, richtig.«
    »Bei der Spurensicherung ist gewaltig geschludert worden.«
    Johanna hielt die Luft an. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Mangelnde Tatortsicherung, mangelnde Sorgfalt bei der Sicherung von
Kleidungsstücken, Ermittlungsfehler …«
    »Was?«
    »Ja, du hast richtig gehört«, betonte Tony. »Lange war damals
Einsatzleiter, und es hat ihn jemand angeschwärzt, als sich herausstellte, wer
das Opfer war und Scheidner höchstpersönlich aktiv wurde. Lange muss entweder
besoffen gewesen sein oder –«
    »Oder er hat das absichtlich gemacht, wolltest du das sagen?«,
unterbrach Johanna sie.
    »Unsinn, das wollte ich nicht sagen!«, widersprach Tony schnell.
»Lange erklärte bei seiner Anhörung, dass es ihm an dem Tag beschissen gegangen
und er einfach nicht fit gewesen wäre – Grippe, Migräne oder Ähnliches. Da man
ihm keine Absicht unterstellen konnte und der Mann sich noch nie etwas
zuschulden kommen ließ, schon gar nicht in der Preisklasse, wurde er lediglich
verwarnt. Wie kommst du denn auf Absicht?«, schob Tony verblüfft nach.
    »Weil wir hier einen ganz ähnlich gelagerten Fall haben, bei dem wir
inzwischen ermittlungstechnische Missgriffe aufdecken konnten, die keineswegs
nach Grippe oder schlichtem Irrtum, sondern verdammt unsauber riechen«,
entgegnete Johanna. »Und das ist noch nicht alles, leider: Es sieht ganz so
aus, als würde es bei den anderen toten Kollegen vergleichbare Fälle geben. Die
konkrete Überprüfung steht noch aus. Einziger Unterschied zu deinen
Schilderungen beim Lange-Fall: Die jeweiligen Tatopfer in Niedersachsen sind
Muslime.«
    »Wieso Unterschied?«
    Johanna stutzte. »Was? Wie meinst du das?«
    »Sahras Eltern stammen aus der Türkei. Sie ist eine Muslima gewesen.
Habe ich das nicht erwähnt?«
    Scheiße, dachte Johanna. »Um Gottes willen! Nein, das hattest du
nicht erwähnt.«
    Sie schwieg eine ganze Weile. In welches Wespennest hatte sie
gestochen? »Okay«, meinte sie schließlich. »Ich hätte gerne ein paar Stunden,
um das sacken zu lassen, aber die Zeit haben wir nicht. Nicht jetzt. Machen wir
weiter. Was ist mit Jörg Rauth?«
    »Er hat Ende letzten Jahres eine Razzia geleitet. Das Drogendezernat
hatte einen heißen und, wie es hieß, todsicheren Tipp bekommen«, setzte Tony
ihren Bericht fort. »Aber die Aktion lief ziemlich derbe ins Leere, sodass eine
Untersuchung anberaumt wurde, bei der zu Rauths Maßnahmen einige Fragen
offenblieben – Genaueres wollte man mir in diesem Fall nicht erzählen, obwohl
ich sehr charmant und beharrlich war – du kennst mich ja. Soweit ich aber
zwischen den Zeilen lesen und hören konnte, war man an übergeordneter Stelle
stutzig geworden, dass Rauth überhaupt als Einsatzleiter fungierte. Für den Job
war nämlich eigentlich ein anderer Kollege vorgesehen gewesen, der sich
kurzfristig krankgemeldet hatte. Wie dem auch sei – rate mal, welchen Laden das LKA im Visier hatte und in einer Nacht- und
Nebelaktion durchsuchte?«
    »Als Ratemaus tauge ich nicht sonderlich gut, aber ich bin ganz
Ohr.«
    »Eine der Berliner Videotheken von Stefan Muth, zu dem du ja auch
Infos angefordert hast. Man fand jedoch nur etwas Gras für den Hausgebrauch,
einige derbe Pornoreihen und Ballerspiele der ganz fiesen Art – also nichts,
was einen SEK -Einsatz auch nur im Entferntesten
rechtfertigen würde.«
    Johanna lehnte sich zurück. Ihre Gedanken rotierten.
    »Kannst du damit was anfangen?«
    »Lass es mich bitte so ausdrücken: Es gibt einige Verknüpfungspunkte
zwischen den Fällen. Fragt sich nur, wohin sie führen. Und was Stefan Muth
angeht – hast du zu dem noch mehr gefunden?«
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Tony. »Der Mann ist Mitte dreißig, in
Berlin geboren und aufgewachsen, ledig. Er ist gelernter Kaufmann und hat in
den letzten Jahren in der Hauptstadt zwei und in Niedersachsen, genauer gesagt:
in Braunschweig, zwei Videoläden eröffnet. Muth hat eine weiße Weste und ist
bislang in keiner Weise auffällig geworden. Der Tipp in Bezug auf seinen Laden
war neu.«
    Johanna runzelte die Stirn. »Könntest du trotzdem noch mal
nachhaken? Mich würde interessieren, wie er seine Läden finanziert hat und ob
es irgendwelche direkten Verbindungen zu Polizisten oder sonstige
Merkwürdigkeiten gibt. Ich bin hier bereits zweimal über seinen Namen
gestolpert, und angesichts der misslungenen Razzia mag ich nicht an Zufall
glauben. Und wenn du schon dabei bist, überprüf doch bitte auch gleich, ob
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