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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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das Wetter in Kürze umschlagen würde. Ich parkte auf dem Leipziger Platz vor dem Palast-Hotel. Ich ging rein und rief im Adlon an.
    Ich bekam Benita an die Strippe, die sagte, Hermine habe ihr eine Nachricht hinterlassen: Eine halbe Stunde nach unserem Gespräch hatte ein Mann angerufen und nach einer indischen Prinzessin gefragt. Das war alles, was ich zu wissen brauchte.
    Ich holte meinen Regenmantel und meine Taschenlampe aus dem Wagen. Ich verbarg die Taschenlampe unter dem Mantel und ging die fünfzig Meter zurück zum Potsdamer Platz, vorbei an der Berliner Straßenbahngesellschaft und dem Ministerium für Landwirtschaft, zum Columbus-Haus.

    Im fünften und im siebten Stock brannte Licht, doch die achte Etage war dunkel. Ich warf einen Blick durch die dicke Spiegelglastür. Ein Wachmann saß am Empfang und las eine Zeitung, und ein Stückchen weiter den Flur entlang bearbeitete eine Frau den Boden mit einer elektrischen Bohnermaschine. Es fing an zu regnen, als ich um die Ecke in die Hermann-Göring-Straße bog. Ich wandte mich nach links in den schmalen Zugang zur unterirdischen Garage auf der Rückseite des Columbus-Hauses.
    Dort waren nur zwei Fahrzeuge geparkt - ein DKW und ein Mercedes. Es schien unwahrscheinlich, daß eines davon dem Wachmann oder der Putzfrau gehörte; es war eher anzunehmen, daß ihre Besitzer noch in den Büros in den oberen Etagen arbeiteten. Hinter den beiden Wagen befand sich unter einer Wandleuchte eine graue Stahl tür mit der Aufschrift «Versorgungsdienst »; sie hatte keinen Griff und war verschlossen. Ich kam zu dem Schluß, daß die Tür vermutlich über ein Schloß mit einem Federbolzen verfügte, der von innen durch einen Knauf zurückgezogen oder von außen mit Hilfe eines Schlüssels verschoben werden konnte, und hielt es für ziemlich wahrscheinlich, daß die Putzfrau das Gebäude durch diese Tür verlassen würde.
    Beinahe geistesabwesend untersuchte ich die Türen der zwei geparkten Wagen und stellte fest, daß der Mercedes nicht abgeschlossen war. Ich setzte mich auf den Fahrersitz und fummelte nach dem Lichtschalter. Das Licht der beiden riesigen Lampen schnitt durch die Schatten wie die Scheinwerfer auf dem Parteitag in München. Ich wartete. Einige Minuten verstrichen. Aus Langeweile öffnete ich das Handschuhfach. Ich fand eine Straßenkarte, eine Tüte Pfefferminzpastillen und ein Mitgliedsbuch der Partei mit neuen Beitragsmarken. Es gehörte einem gewissen Henning Peter Manstein. Manstein hatte eine vergleichsweise niedrige Parteinummer, doch dem widersprach das jugendliche Gesicht des Mannes auf dem Foto im Buch auf Seite neun. Der Verkauf von niedrigen Parteinummern war ein recht einträgliches Geschäft, und es gab keinen Zweifel, auf welche Weise Manstein an die seine gekommen war. Eine niedrige Parteinummer war für den raschen politischen Aufstieg unentbehrlich. Seinem hübschen jungen Gesicht war der gierige Ausdruck eines Märzgefallenen so deutlich eingeprägt wie, quer über eine Ecke, das Parteiabzeichen dem Foto.
    Es vergingen fünfzehn Minuten, bis ich hörte, daß die Stahltür geöffnet wurde. Ich sprang aus dem Wagen. Wenn es Manstein war, dann würde ich die Beine in die Hand nehmen müssen. Eine große Lache von Licht ergoß sich über den Boden der Garage, und die Putzfrau kam durch die Tür.
    «Lassen Sie die Tür offen», rief ich. Ich schaltete die Vorderscheinwerfer aus und schlug die Wagentür zu. «Ich habe oben was vergessen», sagte ich. «Ich dachte schon, ich müßte den ganzen Weg bis zum Vordereingang laufen.» Sie stand stumm da und hielt die Tür auf, als ich näher kam. Als ich bei ihr war, trat sie zur Seite und sagte: «Ich muß den ganzen Weg bis zum Nollendorfplatz laufen. Ich hab keinen großen Schlitten, um heimzufahren.»
    Ich lächelte so blöde, wie der Idiot, für den ich Manstein hielt, lächeln würde. «Vielen Dank», sagte ich und brummelte etwas von meinem Schlüssel, den ich im Büro vergessen hätte. Die Putzfrau zögerte ein wenig, dann gab sie mir die Tür frei. Ich trat ein und ließ die Tür los. Sie schloß sich hinter mir, und ich hörte das laute Klicken des Zylinderschlosses, als der Bolzen sich in die Kammer schob.
    Zwei Doppeltüren mit Bullaugen führten in einen langen, hell erleuchteten Gang, in dem auf bei den Seiten Pappkartons aufgestapelt waren. Am entfernten Ende war ein Aufzug, aber es gab keine Möglichkeit, ihn zu benutzen, ohne den Wachmann aufzuscheuchen. Also setzte ich mich auf die

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