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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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schicken, um Sie und Ihre Frau zu entführen.
    Selbstverständlich wissen wir beide, daß die einzigen Leute, die in dieser Stadt im Augenblick ihren Lebensunter halt verdienen können, die Prostituierten, die Schwarzhänd ler und die Spione sind. Prostituierte wird es immer geben, und die Schwarzhändler werden sich so lange halten, wie die deutsche Währung nicht reformiert wird. Das Spionieren bleibt. Das ist der neue Beruf, den man einschlagen muß, Herr Gunther. Sie sollten Ihren Beruf als Privatdetektiv ver gessen, wenn es für Leute wie Sie so viele neue Möglichkeiten gibt.»
    «Das hört sich beinahe so an, als würden Sie mir einen Job anbieten, Oberst.»
    Er lächelte sarkastisch. «Gar keine so schlechte Idee. Aber deshalb bin ich nicht gekommen.» Er warf einen Blick hinter sich auf den Sessel. «Darf ich mich setzen? »
    «Bitte sehr. Leider kann ich Ihnen außer Kaffee nichts an bieten.»

    «Danke, nein. Kaffee ist ein Getränk, das mich ziemlich nervös macht.»
    Ich ließ mich auf der Couch nieder und wartete, daß er an fing.
    «Wir haben einen gemeinsamen Freund, Emil Becker, der, wie Sie sagen würden, in Teufels Küche geraten ist.»
    « Becker ? » Ich dachte einen Augenblick nach und erinnerte mich an ein Gesicht aus der Zeit des Rußlandfeldzuges 1941; und davor bei der Kriminalpolizei. «Ich habe ihn lange nicht gesehen. Ich würde ihn nicht gerade einen Freund nennen, aber was hat er ausgefressen? Warum halten Sie ihn fest? »
    Poroschin schüttelte den Kopf. «Sie liegen falsch. Er hat keinen Ärger mit uns, sondern mit den Amerikanern. Um ge nau zu sein, mit ihrer Militärpolizei in Wien.»
    « Also, wenn Sie ihn nicht haben, wohl aber die Amerika ner, muß er wirklich ein Verbrechen begangen haben.» Poroschin ging über meinen Sarkasmus hinweg. «Er wird beschuldigt, einen amerikanischen Offizier ermordet zu ha ben, einen Captain der Armee.»
    «Nun, danach war uns allen irgendwann mal zumute.» Ich schüttelte den Kopf, als Poroschin mich fragend an blickte.
    «Nein, es spielt keine Rolle.»
    «Was hier eine Rolle spielt, ist die Tatsache, daß Becker diesen Amerikaner nicht ermordet hat», sagte er fest. «Er ist unschuldig. Wie auch immer, die Amerikaner haben Indizien und werden ihn mit Sicherheit hängen, wenn ihm nicht je mand hilft.»
    «Ich sehe nicht, was ich dabei tun kann.»
    «Er will Sie engagieren, als Privatdetektiv natürlich. Um seine Unschuld zu beweisen. Dafür will er Sie großzügig ho norieren. Wie es auch ausgeht, fünftausend Dollar.»
    Ich hörte mich pfeifen. "Das ist eine Menge Geld.»
    «Die Hälfte jetzt, in Gold. Der Rest zahlbar bei Ihrer Anf kunft in Wien.»

    « Und welches Interesse haben Sie an der Sache, Oberst?» Er bog seinen Hals in dem engen Kragen seines makellosen Uniformrocks. «Wie ich sagte, Becker ist ein Freund.»
    « Würden Sie mir vielleicht erklären, wieso? »
    « Er hat mir das Leben gerettet. Ich muß tun, was ich kann, um ihm zu helfen. Aber es wäre politisch schwierig, ihm of fiziell zu helfen. Sie verstehen.»
    « Wie kommt es, daß Sie so genau über Beckers Wünsche im Bilde sind? Ich kann mir kaum vorstellen, daß er sie aus einem amerikanischen Knast angerufen hat.»
    « Er hat natürlich einen Anwalt. Es war Beckers Anwalt, der mich bat, zu versuchen, Sie aufzustöbern; und Sie zu bit ten, Ihrem alten Kameraden zu helfen.»
    « Das war er nie. Es stimmt, wir haben mal zusammenge arbeitet. Aber (alte Kameraden> sind wir nicht.»
    Poroschin zuckte die Achseln. « Wie Sie wollen.»
    « Fünftausend Dollar. Wie kommt Becker an fünftausend Dollar? » - « Er ist ein einfallsreicher Mann.»
    « Das ist das richtige Wort dafür. Was macht er denn mitt lerweile? »
    « Er betreibt eine Import-Export-Firma, hier und in Wien.»
    « Eine überaus hübsche Umschreibung. Schwarzmarktge schäfte, schätze ich.»
    Poroschin nickte entschuldigend und bot mir aus seinem goldenen Etui eine weitere Zigarette an. Ich rauchte gemäch lich, dachte nach und fragte mich, welch kleiner Prozentsatz dieser Geschäfte wohl ehrlich war.
    « Nun, was sagen Sie? »
    « Ich kann es nicht machen», sagte ich schließlich. « Ich nenne Ihnen den höflichen Grund zuerst.»
    Ich stand auf und ging zum Fenster. Unten auf der Straße stand ein brandneuer BMW mit einem sowjetischen Stander auf der Motorhaube; ein großer, brutal aussehender Rot armist lehnte am Wagen.

    «Oberst Poroschin, es dürfte Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, daß es nicht

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