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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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würde. Irre Hellions? Gab es überhaupt andere?
    Ich schloss die Augen, versuchte, den Raum und die zwei anderen Personen darin auszublenden. Mit hämmerndem Puls dachte ich an den Tod. Versuchte, mich an die zu erinnern, deren Tod ich miterlebt hatte, sodass sich das Klagen in meiner Kehle emporarbeiten würde, damit ich in die Unterwelt überwechseln konnte.
    Doch der einzige Tod, an den ich denken konnte, war mein eigener. Und um mich selbst konnte ich nicht klagen.
    „Sicherheitsdienst!“, schrie Charles jetzt laut, und ich kniff die Augen fester zusammen und strengte mich mehr an …
    Dann spürte ich, wie eine warme Hand nach meiner griff. Ich schrie auf und wollte mich losreißen, doch der Griff wurde nur fester. Einen Moment später konnte ich das Rauschen der Klimaanlage nicht mehr hören, der Druck auf meinen Ohren ließ nach.
    Dann fühlte die Luft sich plötzlich warm und feucht an. Um mich herum konnte ich Grillen zirpen hören, und meine Hand wurde noch immer festgehalten, sicher und tröstend, aber nicht mehr ganz so fest.
    „Alles in Ordnung mit dir?“ Das war Todds Stimme, und als ich die Augen öffnete, sah ich ihn vor mir stehen. Die dunkelblonden Augenbrauen über den leuchtend blauen Augen zusammengezogen, musterte er mich im letzten Sonnenlicht des Tages. Wir standen auf dem Parkplatz bei den Mülltonnen, ziemlich genau dort, von wo aus wir vor einer halben Stunde losgezogen waren.
    „Das war …“, fing ich an, während mein Puls sich endlich langsam zu beruhigen begann. „Ja, was genau war das?“
    „Das war ich beim Aufpolieren der alten verrosteten Ritterrüstung.“ Er klopfte sich unsichtbaren Staub vom Hemd.
    „Du nennst das also eine Rettungsaktion?“
    Er runzelte die Stirn. „Du etwa nicht?“
    „Der Pfleger war drauf und dran, mich aus dem Raum abführen zu lassen!“ Wütend zerrte ich mir Lydias Bademantel herunter und stellte überrascht fest, dass meine Hände noch immer zitterten. Das war wirklich extrem knapp gewesen.
    „Es ist doch viel aufregender, wenn man fast erwischt wird.“
    „Das war nicht ‚fast‘. Ich bin erwischt worden.“ Das restliche Adrenalin, das noch immer durch meine Adern strömte, lieferte den Beweis dafür.
    „Nun, jetzt bist du wieder un -erwischt. Und nur, um das mal festzuhalten … du bist eine von den beiden Schneckchen, die ich heute Abend aus den Klauen des psychiatrischen Gesundheitswesens gerettet habe.“ In der untergehenden Sonne strahlten seine Augen, und ich konnte mir das kleine Grinsen nicht verkneifen. Ja, ich war erwischt worden und wäre vor Panik fast an Herzstillstand gestorben – mehrere Tage früher als geplant –, aber das war jetzt vorbei, und ich hatte herausgefunden, was ich wollte.
    „Was genau hast du getan? Uns beide einfach weggeblinzelt? Und der Pfleger hat gesehen, wie wir beide uns in Luft auflösen?“
    Todd hob die Augenbrauen. „Du hältst mich wirklich für einen Amateur, was? Dich hat er verschwinden sehen. Von mir hat er nicht einmal etwas geahnt.“
    „Das macht dann schon zwei. Ich hab mir nämlich schon Sorgen um dich gemacht.“ Ich ließ Lydias Bademantel auf den Weg fallen und steuerte auf meinen Wagen zu.
    „Tut mir leid.“ Todd lief neben mir her. „Es war etwas komplizierter, als ich vorausgesehen hatte.“
    „Aber mit ihr ist alles in Ordnung?“, erkundigte ich mich.
    „Mit ihr …? Oh, mit Lydia.“ Er strich sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. „Ja, klar. Ich meine, sie hat Angst, so ganz auf sich allein gestellt zu sein, aber das ist immer noch besser als dieser Laden da.“ Über die Schulter sah er zurück zu dem Gebäude. „Und sie hat ja deine Telefonnummer, richtig?“
    „Hat sie“, bestätigte ich. Auf der Fahrt zurück nach Hause überlegte ich ernsthaft, ob ich ihr nicht anbieten sollte, in unserem Haus unterzukommen. In einer perfekten Welt wäre das … perfekt gewesen. Mein Dad brauchte jemanden, der sich um ihn kümmerte, mich würde er ja bald verlieren. Und Lydia brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte, weil sie nicht zu ihren Eltern zurückgehen konnte.
    Aber lebten wir in einer perfekten Welt, würde ich auch nicht in ein paar Tagen das Zeitliche segnen und Lydia hätte nicht in der Psychiatrie gesessen. Tatsache war, sie würde nie meinen Platz einnehmen können, und mein Dad, wenn er erst einsehen musste, dass sein großer Rettungsplan für mich keinen Nutzen gebracht hatte und ich trotzdem starb, würde wahrscheinlich eine ganze Weile lang

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