Beruehre meine Seele
den Kopf, lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Dann versuchte er, meinen Blick festzuhalten. „Er liebt dich.“
„Das ist doch …“ Stopp! Was? So weit hatte ich gar nicht gedacht, vor allem hätte ich nie diesen Ausdruck benutzt. Mir war nicht bewusst …
Mein Herz hämmerte, ich wusste auch nicht, wie ich es deuten sollte, dass sich mein Magen plötzlich verkrampfte.
„Unsinn“, sagte ich und versuchte, die Erinnerung zu verdrängen, wie Todd meine Hand im Wartesaal gehalten hatte, wie er mich gerade noch rechtzeitig aus der Unterwelt herausgeholt hatte, bevor Avari mich packen konnte. Wie er die ganze Nacht bei mir und Emma geblieben war, damit niemand mehr Besitz von ihr ergreifen konnte. Oder wie er mir gesagt hatte, dass ich nicht zu Nash gehörte … „Und selbst wenn. Was macht das noch für einen Unterschied, Nash? Ernsthaft. In ein paar Tagen bin ich tot. Danach ist sowieso alles egal.“
Könnten wir es also nicht noch die paar Tage ignorieren …?
„Mir ist es aber nicht egal.“ Er zog ein Gesicht, als hätte ich ihm einen Schlag verpasst. Wieso mussten die Dinge nur plötzlich so kompliziert sein?
„Entschuldige, so meinte ich es nicht.“ Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. „Ich wollte nur sagen …“
„Es gefällt mir nicht, wenn du allein mit ihm rumhängst.“
Mein Temperament meldete sich, die Entschuldigung, die mir auf der Zunge gelegen hatte, starb einen rasanten Tod. „Du meinst, so wie du mit Sabine allein rumhängst, obwohl sie in dich verknallt ist?“
Nash verdrehte die Augen und ließ sich in die Sessellehne zurückfallen. „Das ist etwas anderes.“
„Sicher, du hast recht.“ Ich nahm Styx auf den Arm und stand auf, um in die Küche zu stapfen. „Sabine hat meine Träume gelesen und wollte mich an die Unterwelt verfüttern, um an dich heranzukommen. Alles, was sie von sich gibt, zielt entweder darauf ab, einen Keil zwischen uns zu treiben oder in deinem Bett zu landen. Todd hat nie etwas getan, um dich zu verletzen, und er hat sich auch noch nie die Klamotten vom Leib gerissen und sich mir an den Hals geworfen. Also ja, ich nehme an, das ist tatsächlich etwas anderes.“
Der Sessel quietschte, dann hörte ich Nashs Schritte hinter mir in der Küche. „Der Unterschied zwischen Todd und Sabine ist, dass sie ehrlich ist. Du weißt genau, was sie vorhat, und du weißt, warum. Bei Todd wirst du nie mitbekommen, welche Fäden er überall zieht, bis du plötzlich auf wundersame Weise genau da bist, wo er dich haben will.“
„Er zieht keine Fäden, Nash. Er hilft mir einfach nur bei etwas sehr Wichtigem. Und wenn ich plötzlich irgendwo anders auftauche, dann nicht, weil er es so wollte, sondern weil ich selbst es so will.“ Ich setzte Styx auf den Boden. Als ich mich wieder aufrichtete, musterte Nash mich mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Was, zur Hölle, soll das jetzt heißen?“
Ja, was hieß das? Ich hatte es überhaupt nicht durchdacht, ich hatte es einfach nur … nur herausposaunt.
Langsam stieß ich die Luft aus und verdrängte alles Unwichtige, für das mir sowieso keine Zeit mehr blieb, in die hinterste Ecke meines Kopfes. „Das heißt nichts anderes, als dass ich Hilfe brauchte, und er war für mich da. Das machen Freunde so.“
„Wenn du Hilfe brauchtest, warum hast du mich nicht gefragt? Willst du keine Hilfe mehr von mir annehmen, Kaylee?“
„Ich …“ Die Worte blieben mir im Hals stecken, meine Antwort war so unvollständig wie die Gedanken, die dahintersteckten. Ich hatte Todd und Alec um Hilfe wegen Beck gebeten. Verdammt, ich hatte mich ja sogar an Sabine gewandt. Und Nash hatte ich gesagt, er solle ruhig zu seinem Baseballtraining gehen. Während wir anderen Nachforschungen anstellten und Pläne schmiedeten. Hatte er recht? Hatte ich ihn die ganze Zeit über ausgeschlossen?
Zumindest nicht bewusst. Ich hatte ja nicht einmal an ihn gedacht oder daran, dass er nicht da war. Ich war völlig auf Mr Beck fixiert gewesen. Und Nash konnte dabei nicht helfen. Er hatte Becks Ängste nicht lesen können, sodass er ihn vielleicht hätte erkennen können. Er konnte uns keine Hintergrundinformationen über Inkuben liefern, und er hätte mich niemals ungesehen in die Psychiatrieabteilung bringen können.
„Du konntest mir dabei nicht helfen“, sagte ich schließlich. „Ich brauchte Todd.“ Meine Logik war absolut wasserdicht. Warum fühlte ich mich dann bloß so schuldig?
Nashs
Weitere Kostenlose Bücher