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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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Freundin ab, ehe sie fortfuhr. »Was genau damals passiert ist, weiß keiner genau. Seine Alten haben ihn danach ins Ausland geschickt, soviel ich weiß. Seitdem kommt und geht er unberechenbar wie Herpes, immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. In der Uni ist er noch eingeschrieben, wie das geht – keine Ahnung. Ich weiß so gut wie nichts über ihn. Grayson war schon immer der einsame Wolf, an den man nicht rankam. Total verschlossen. Aber Amelia war echt nett …« Helen brach ab.
    »Du hast sie gekannt?« Rachel fuhr auf.
    »Nein, nicht direkt«, gab Helen zu. »Das war alles vor meiner Zeit. Sie hat in deiner Wohnung gewohnt, bevor Nelly sie übernommen hat. Caleb war der Einzige von uns, der damals schon hier war. Er hat definitiv mehr mitbekommen als wir anderen.«
    »Oh«, machte Rachel. Sie wusste nicht recht, wie sie das alles interpretieren sollte. War Amelia also Graysons Freundin gewesen? Es versetzte ihr einen Stich, einen ziemlich schmerzhaften sogar. War sie am Ende eifersüchtig auf eine Tote?
    Helen sah ihre Freundin unsicher von der Seite an. »Hey, Schätzchen, ich weiß, dass das wehtut, aber ich muss es dir sagen. Er vögelt sich seither den Schmerz weg und … Nelly war nicht die Erste und Einzige und du wirst auch nicht die Letzte sein, kapierst du?«
    »Hör auf!« Tränen schossen in Rachels Augen und sie hob abwehrend die Hände. »Ich will es nicht hören. Bitte.« Sie atmete schwer. Die Bilder in ihrem Kopf gerieten außer Kontrolle.
    Rachel schlief über einer Liste ein, die sie mit Bleistift in ihr Tagebuch gekritzelt hatte. Lauter tolle Kopf-Argumente dafür, Grayson Wolf schnellstmöglich zu vergessen. Der Fairness halber hatte sie auf die andere Seite so was wie Bauch-Kommentare notiert, die wider jede Vernunft dagegensprachen, ihn einfach abzuhaken. Irgendwie ging ihr diese Bauch-Liste viel leichter von der Hand und sie wurde auch ganz von allein sehr viel länger … Rachel verlor sich in Erinnerungen an Begegnungen, Berührungen und Schmerz. Wieso nur konnte sie diese Nacht am Strand nicht einfach vergessen? Der Typ war womöglich vorbestraft oder so gut wie. Ein Psychopath, vielleicht noch schlimmer … und doch schrie alles in ihr, dass das nicht sein konnte, nicht sein durfte, dass es da irgendein schreckliches Missverständnis gab. Dass sich noch ein Geheimnis hinter dem Geheimnis verbarg. Vielleicht brauchte er ihre Hilfe? Wo war er bloß? Wann kam er wieder? Wovor hatte er Angst? Oder hatte sie sich – laut Helen – diese Nähe zwischen ihnen tatsächlich eingebildet? Sah sie nur, was sie sehen wollte, und nicht, dass er sie einfach benutzt hatte?
    Es war spät und sie schlurfte müde ins Bad. »Wenn du jemanden therapieren willst, studier Psychologie!«, bläute sie ihrem Spiegelbild ein und schmierte es mit Zahnpasta zu.
    Ein Klingeln riss Rachel aus ihren trüben Gedanken. Sie brauchte einen Moment, um es zuordnen zu können. Es war nicht die Türglocke, sondern das Telefon. Wer rief denn so spät noch an?
    »Ja?«, meldete sie sich, aber am anderen Ende rauschte und knisterte es nur. »Halloooo? Wer ist denn da?«, fragte sie ungeduldig, bekam aber keine Antwort. Rachel meinte wieder, ein leises Atmen zu hören. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Hör mal, wer immer du bist, ich hab keinen Bock auf so was, klar?« Kurz bevor sie das Symbol zum Auflegen drückte, schnellte ihre Hand noch einmal ans Ohr. »Grayson, bist du das etwa?«, rief sie, doch der Unbekannte hatte bereits aufgelegt.
    Wieder einmal weinte sie sich in unruhigen Schlaf.
    Rachel war Caleb unglaublich dankbar dafür, dass er sie auf andere Gedanken brachte.
    »Ich hab ein Lied geschrieben und ich möchte, dass du es singst. Los, komm. Wir fahren rüber zum Probenraum und nehmen es auf.« Mit hochroten Wangen stand er in der Tür und wedelte mit einem handgeschriebenen Notenblatt vor ihrer Nase herum. Rachel hatte sich nach einer weiteren schlaflosen Albtraumnacht mittags ein wenig hingelegt und rieb sich die Augen.
    »Was ist das?«, fragte sie benommen.
    »Musik!«, rief Caleb überschwänglich. »Nun komm schon, bitte!«
    »Ist ja gut«, brummte Rachel und sah sich suchend nach ihrer Kängurujacke um. Caleb angelte sie schließlich zwischen Wohnzimmertisch und Sofa hervor und stülpte sie Rachel über den Kopf.
    »Du hast doch gesagt, ich soll mal selber was schreiben. Das hast du jetzt davon, also los! Lass mich nicht hängen.«
    »Ich komm ja!«, seufzte Rachel und ließ sich

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