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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Pause, die er ihm nicht genehmigen durfte. Noch nicht. Die Regenerierung hatte ihm mehr abverlangt, als er angenommen hatte.
    Es dauerte eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Endlich erschien Yve darin, die mindestens genauso müde aussah, wie er sich fühlte. Sie hatte sich ein weites Hemd übergeworfen, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren und roch nach Rauch und Alkohol. Sie musterte uns kurz, dann trat sie zurück und ließ uns eintreten.
    » Wo ist Jayden?«, fragte Vlain mehr, um die Stille zu überbrücken, als aus ehrlichem Interesse.
    » Oben«, murmelte sie, setzte sich auf die Küchentheke und schlug die Beine übereinander. »Er hatte eine Vision.« Sie griff nach einer Kanne, die unweit neben ihr stand, und holte einen Becher aus dem Hängeschrank.
    » Was ist das?«
    Sie lächelte matt . »Kaffee. Es ist jetzt wie spät? Fünf, sechs Uhr? Es dämmert bereits.« Sie goss sich ein und nippte an dem noch warmen Getränk. »Habt ihr irgendetwas von Crevi und Ennyd gehört?«
    Vlain und ich schüttelten gleichzeitig den Kopf.
    »Gibt’s Genaueres zu der Vision oder hüllst du dich in Schweigen?«, gähnte Vlain. 6 Uhr morgens! Wieso hatte er noch gleich ein Handwerk gewählt, das die denkbar schlechtesten Arbeitszeiten besaß?
    Sie zuckte die Schultern . »Irgendetwas mit Schnee.«
    » Aha?«
    » Mit Schnee und Bergen, hohen Tannen, einer Höhle – und Verrat.« Yve machte ein ratloses Gesicht.
    Vlain wiederholte es : »Verrat?«
    » Es sei nur ein unbestimmtes Gefühl gewesen, dass über alledem geschwebt habe. Jay hat niemanden von uns gesehen, nur die Landschaft. Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll. Darüber will ich mir jetzt wirklich nicht auch noch den Kopf zerbrechen.« Sie nahm noch einen Schluck. »Habt ihr auch vorhin…?«
    Ein schrilles Klingeln unterbrach sie. Der Code stimmte. Sie brach ab und war bei der Tür, ehe Vlain auch nur daran denken konnte, vor ihr dort zu sein.
    Ennyd warf einen hastigen Blick über die Schulter, erst danach schob er Crevi in den Raum und zog die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    » Erst die positive oder erst die negative Neuigkeit?«, fragte er ein wenig unbehaglich in die Runde.
    Yve verzog den Mund . »Die Positive.«
    » Wir haben den Brief.«
    » Die Negative?« Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    Der Dieb wand sich ein wenig . »Ein Nachbar hat offensichtlich bemerkt, dass etwas nicht stimmt und die Stadtwache verständigt. Sie sind uns bereits auf den Fersen.«
    » Ein echter Meister, was?«, schnauzte die Rebellin ihn an. »Ich geh mich fertig machen und schicke Jayden runter. Ich kann’s schon kaum erwarten, Ennyd.«
    Vlain dachte an die Leiche, die jetzt mit dem Gesicht nach unten im Kanal trieb. Wie lange es wohl dauern würde, bis man sie fand?
    »Die Ausweise!«, blaffte er den Dieb ungehalten an, als dieser keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Möglicherweise war es ungerecht all seine Gereiztheit an dem armen Kerl auszulassen.
    Dieser verschwand sogleich im Keller und kehrte erst nach einer Ewigkeit, so schien es, zu uns zurück. Er drückte Crevi und mir einen Pass in die Hand, den anderen steckte er Vlain zu.
    »Ihr beiden geht am besten schon«, wandte Ennyd sich an die junge Frau, und Vlain erkannte ehrliche Sorge in seiner Stimme. »Vlain und ich warten noch auf Jayden und Yve.«
    » Okay.« Crevi schien hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die Flucht zu ergreifen oder zu warten, bis sie auch die anderen in Sicherheit wusste.
    Vlain hatte das Gefühl, er sollte jetzt irgendetwas Tröstliches sagen, nur fiel ihm beim besten Willen nichts ein.
    »Viel Glück«, brachte er schließlich hervor und sah sowohl Crevi als auch mich dabei an.
    Ich lächelte. »Euch auch.«
    Damit gingen wir.

VII . Jurok

11. Eingeholt von der Vergangenheit
     
    »Ich bin müde«, seufzte Crevi, den Kopf an meinen Rücken gelegt und die Arme um meinen Bauch geschlungen. Ich unterdrückte den Gedanken an ihre unmittelbare Nähe und erwiderte stattdessen: »Es ist nicht mehr weit.«
    » Das«, gähnte sie, »ist gut.«
    Sie kuschelte sich noch ein wenig enger an mich. Angestrengt konzentrierte ich mich darauf, meine Aufmerksamkeit der dunklen Straße zu widmen. Ich spürte das seichte Auf und Ab des Pferdes, lauschte den regelmäßigen Atemzügen des Tieres und umfasste die Zügel fester.
    Die Sonne war bereits untergegangen.
    Wieder einmal hatten wir auf gut Glück, aufgrund der spärlichen Hinweise Joseph Sullivans, unseren nächsten Zielort

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