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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Übel über die Welt gebracht…und sie sollte in seine Fußstapfen treten?
    Vlain packte sie an der Schulter, zwang sie aus der schutzsuchenden Haltung und schloss sie ganz fest in seine Arme. »Sch, Crevi, ganz ruhig«, sagte er im Flüsterton direkt neben ihrem Ohr. »Ich weiß, wie dir zumute ist. Aber es ist längst nicht so schlimm, wie du im Augenblick denkst. Man kann lernen, damit umzugehen.«
    Was war, wenn sie unwissentlich ebensolche Untaten ausübte wie der Schöpfer vor ihr? Wozu war sie fähig, wie sollte sie diese Macht unter Kontrolle bekommen? Bei allen guten Göttern, ich kann über Menschenleben richten, ich kann sie willentlich zerstören und ihr Schicksal besiegeln.
    Wer wollte bloß zu so etwas fähig sein?
    Noch immer schluchzte sie.
    » Ich werde dir helfen«, versprach Vlain ihr eindringlich. »Du musst das nicht alleine durchstehen. Ich kann dir zeigen, wie du das unter Kontrolle bekommst.«
    » Vlain...« Crevi konnte sich selbst kaum verstehen, so heiser und rau klang ihre Stimme.
    » Ist es so, als hättest du mit einem Mal Angst davor, dass etwas aus dir herausbrechen und schlimme Dinge anrichten könnte? Ist es so, als lauere etwas in dir, das dir völlig fremd, aber dennoch ein Teil von dir ist und über das du keine Kontrolle hast?«, schwermütig schüttelte er den Kopf. »Ganz genauso geht es mir jeden Tag.«
    » Ja«, wisperte sie. »Genauso ist es.«
    Irgendwie fühlte sie sich ihm verbundener als jemals zuvor.
    »Ich fürchte mich so davor.«
    » Ich bin da«, versicherte er ihr.
    Er ließ sie nicht los.
    Auch dann nicht, als sie sich wieder gefangen hatte.
    Fest und sicher hielt er sie umklammert.
    Wo vorher nur Kälte gewesen war, ruhte plötzlich wohlige Wärme tief in ihr.
    » Danke.« Schniefend setzte Crevi sich so, dass sie sein Gesicht wieder sehen konnte.
    » Verzeihst du mir?«
    » Ja. Alles.« Und dabei ließ sie offen, was genau sie meinte.
    Sie schwieg und auch Vlain wusste nichts zu sagen.
    Es war nichts mehr da.
    Doch gleichzeitig fühlte Crevi sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vollständig. Es war, als wäre das Stück in ihr ersetzt worden, das mit dem Tod ihres Vaters gegangen war.
    Seufzend kuschelte sie sich an ihn. Ohne ein Wort.
    Einfach so. Und ebenfalls schweigend ließ Vlain es geschehen.

11. Ein Freund
     
    Hatte ich erwähnt, dass ich es für gewöhnlich vermeide, aktiv in das Leben meiner Schützlinge einzugreifen? Wenn nicht, tue ich dies jetzt. Noch lange, nachdem ich mich von Crevi, Yve und Jayden verabschiedet hatte, wurde mir übel bei dem Gedanken, dass die Schöpferin sich an mich erinnern konnte.
    Ich war Crevi und ihren Gefährten bis zu ihrem Unterschlupf in der alten Villa gefolgt und dort erneut in die Rolle des Beobachters geschlüpft. Dies ist die Rolle, die ich eindeutig bevorzuge, so viel sei gesagt. Doch die Umstände hatten mich zu meinem großen Ärger dazu gezwungen, als Retter in der Not einzuschreiten. 
    So schnell konnte das Schicksal einem einen Strich durch die Rechnung machen. 
    Zu meiner Besorgnis aber hatte ich aus Crevis Gedanken erfahren, dass sie sich sogar sehr genau an mich erinnern konnte. Ja, nicht nur, dass sie sich an mich erinnerte, sie grübelte geradezu über mich nach. Wie war das möglich?
    Kein Mensch sollte dazu in der Lage sein. Dies war unser größter Schutz! Anders konnten wir unserer Aufgabe nicht nachgehen. Wie sollten wir die Menschen beobachten, wenn sie uns erkannten und bemerkten, dass wir ihnen folgten? Es hatte oberste Priorität unerkannt zu bleiben.
    Aber nun?
    Kurzzeitig hatte ich es in Erwägung gezogen, Crevis und Yves Fall aufzugeben und nach neuen Beobachtungsobjekten zu suchen. Doch irgendetwas hatte mich daran gehindert.
    Selbst jetzt weiß ich noch nicht, was mich dazu bewogen hat, nach einem anderen Lösungsweg zu suchen. Vor allem, weil dieser andere Lösungsweg weitere Komplikationen mit sich brachte.
    Aber blieb mir denn etwas anderes übrig?
    Manchmal muss getan werden, was nun einmal getan werden muss.
    Vielleicht war es das Lächeln, das die junge Frau mir zugeworfen hatte, vielleicht war es etwas anderes. Mir blieb keine andere Wahl, als mich ihr offiziell vorzustellen. Das würde sowohl mir als auch ihr die Sorgen nehmen.
    Immer auf der Hut schlich ich um das alte Anwesen, dessen Hauswand düster vor mir aufragte. Kalter Stein, in einer kalten Gegend. In einem Skogak, das lieber unentdeckt geblieben wäre. Ich mochte diesen Ort nicht und hoffte, dass meine

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