Beschuetze mich - liebe mich
Vielleicht wollte eine ihrer Freundinnen aus Kindertagen ihr schaden. Nicht unbedingt körperlich. Allein die Angst konnte einem das Leben zur Hölle machen. Die Hälfte aller Stalking-Opfer wurde nie tatsächlich angegriffen, sondern mit schriftlichen und telefonischen Drohungen gequält. Chaz wusste auch, dass weibliche Stalker eher Menschen bedrohten, die sie aus beruflichen Zusammenhängen kannten, und zwar eher Frauen als Männer.
Die meisten Leute auf Laceys Liste kamen nicht infrage, aber ihre beiden besten Freundinnen entsprachen exakt dem Täterprofil. Das Stalking hatte am Tag von Teds Beisetzung begonnen, also zu dem Zeitpunkt, an dem Lacey am verletzlichsten war. Offenbar hatte sein Tod den Stalker ermutigt, einen lang gehegten Plan in die Tat umzusetzen.
„Noch Kaffee?“
„Nein, danke.“
Chaz bezahlte und fuhr ins Büro, um weitere Nachforschungen anzustellen und sich die neuesten Überwachungsbänder anzusehen, bevor er zu Lacey zurückkehrte. Allein bei dem Gedanken, sie und Abby wiederzusehen, schlug sein Herz schneller.
„Mommy! Chaz ist da!“
Lacey hob gerade ihre Tochter aus dem Kindersitz, als er in kakifarbenen Chinos und einem weißen Poloshirt auf sie zukam.
Kein Zweifel, das ist er.
Als sie sich zu ihm umdrehte, wurden ihre Knie wieder weich. Sie beide mussten fast gleichzeitig auf den Parkplatz gefahren sein. „Hi!“
Die grünen Punkte in seinen Pupillen wirkten plötzlich noch intensiver als sonst. „Perfektes Timing, würde ich sagen.“ Er sah Abby an. Lacey hatte sie gerade abgesetzt, damit sie zum Haus laufen konnten. Zu dritt gingen sie zum Eingang. „Wie geht es meiner Schmetterlingsfee?“
„Ich war in der Bücherei.“
„Hast du etwas gefunden?“
Sie nickte. „Puh der Bär und die Bienen.“
Chaz lächelte Lacey zu und fragte Abby dann: „Hast du es ausgeliehen?“
„Ja.“
„Liest du mir daraus vor?“
„Nein, das macht Peach.“
„Wer ist Peach?“
Lacey öffnete die Tür. „Meine Tochter ist heute Peach, ihr Lieblingsfisch aus Findet Nemo. Sie sieht sich die Bilder an und erzählt ihre eigene Version der Geschichte.“
Seine Augen leuchteten. „Wir wissen, woher sie ihre Kreativität hat.“
„Aber wir wissen nicht, ob sie sich auch für UFOs interessieren wird. Wenn ich Pech habe, schreibt sie irgendwann ein Buch, das mich als Betrügerin darstellt.“
Sie liebte sein tiefes Lachen. Abby wusste nicht, warum er lachte, aber sie lachte mit.
„Kommst du, Honey? Ich wärme dir deine Nudeln mit Käse auf.“ Lacey zögerte. Es wurde höchste Zeit, dass sie sich wie Verlobte benahmen. „Möchtest du auch welche, Chaz?“
Sein Lächeln verriet, dass es ihm nicht entgangen war. „Nein, danke. Ich habe spät gefrühstückt.“
„Kaffee? Limonade?“
„Bei der Hitze klingt Limonade verlockend.“
Abby kletterte mit ihrem Buch auf einen Küchenstuhl.
Chaz setzte sich neben sie. Während er sich ihre Version der Geschichte einschließlich der Soundeffekte anhörte, servierte Lacey das Essen zusammen mit Obst, Milch und Limonade. Er und Abby nahmen sich jeder einen in Stücke geschnittenen Apfel und aßen um die Wette. Das kleine Mädchen lachte fröhlich.
Für einen Mann, der keine eigenen Kinder hat, ist er eine echte Naturbegabung, dachte Lacey.
„Erwartest du jemanden?“, fragte er, als es an der Tür läutete.
„Nein.“
„Mach ruhig auf.“
Lacey ging nach vorn und öffnete. Es war ihre Freundin, deren schwarzes Haar für das Stück, das gerade im Theater lief, im Kleopatra-Stil geschnitten war.
„Brenda …“ Sie kannten sich seit der dritten Klasse, aber nach den Todesdrohungen fiel es Lacey schwer, sich natürlich zu geben.
„Ich weiß, ich bin nicht angemeldet, aber ich musste herkommen. Stimmt es, dass du dich verlobt hast?“
„Schuldig im Sinne der Anklage.“ Fast glaubte sie hören zu können, wie Chaz sie beschwor, sich nichts anmerken zu lassen. „Komm herein.“
Kaum hatte die Tür sich hinter ihr geschlossen, starrte Brenda auf den Verlobungsring. „Du bist tatsächlich verlobt!“ Sie nahm Laceys Hand und betrachtete den Ring. „Er ist wunderschön! Ken hat mich heute Vormittag angerufen und es mir erzählt. Ich konnte es kaum glauben!“ Sie drückte Lacey an sich. „Ich freue mich ja so für dich. Seit wann kennst du ihn?“
Lacey wollte antworten, doch in dem Moment rannte Abby auf Brenda zu und umarmte sie. Dann drehte sie um und rannte an Chaz vorbei wieder davon.
„Brenda Nichols, das ist
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