Beschuetze mich - liebe mich
stand auf dem Gästeparkplatz vor Laceys Wohnhaus. Seine Anwesenheit beruhigte Chaz und verhinderte hoffentlich, dass Lacey in Panik geriet. Er schnappte sich den Rucksack und eilte ins Haus, denn er freute sich darauf, den Abend mit den beiden zu verbringen. Vielleicht hatte Lacey ja nach ihrer Sendung noch etwas Zeit für ihn. Das angekündigte Gewitter war aufgezogen, und es wehte so heftig, dass die Wohnungstür aufflog, als er sie aufschloss. Direkt dahinter stand eine Frau.
Er wusste nicht, wer von ihnen beiden überraschter war, er oder Laceys Schwester. Er wusste aus den Jahrbüchern und von den Fotos im Wohnzimmer, wie sie aussah. Außerdem hatte Lacey ihm eine Aufnahme zum Einscannen gegeben.
„Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe, Ruth. Ich bin Chaz Roylance. Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Er gab ihr die Hand.
Sie hatte schulterlanges erdbeerrotes Haar und hellblaue Augen, mit denen sie ihn neugierig musterte. „Sie sehen aus wie einer der knackigen Kerle, die ich letzten Monat in einem Krimi gesehen habe.“
Das war direkt. „Ich hoffe, ich schnappe Laceys Stalker bald.“
„Wahrscheinlich ein Typ, dem sie die kalte Schulter gezeigt hat. Manchmal gibt sie Männern das Gefühl, gar nicht da zu sein. Wahrscheinlich hat es ihm das Herz gebrochen.“
Chaz war froh, dass Lacey ihn vor ihrer Schwester gewarnt hatte. „Es könnte auch eine Frau sein, die in Ted verliebt war und es nicht verkraftet hat, dass er Lacey geheiratet hat.“
Sie stützte die Hände auf die Hüften. „Also hat sie Ihnen von Shelley erzählt.“
Shelley? „Nein, ich habe nur laut nachgedacht.“
„Dann müssen Sie Hellseher sein?“
„Wie kommen Sie darauf?“, entgegnete er.
„Weil diese Shelley absolut verrückt nach Ted war. Wie besessen, bis zum Tag, an dem er starb.“
„Ich frage Lacey mal nach ihr. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss das Essen auf den Tisch stellen.“
Ruth folgte ihm. Anders als Lacey nahm sie kein Blatt vor den Mund und schien genau zu wissen, wie gut sie aussah. Chaz war schon Frauen begegnet, denen es gefiel, einen Mann gleich bei der ersten Begegnung zu provozieren. In ihrem hellgrünen Tanktop und den engen Jeans gehörte sie eindeutig dazu.
Sie war etwas größer als Lacey und schlanker. Ruth war eine reizvolle Erscheinung, aber verglichen mit ihrer Schwester …
„Mögen Sie Ihren Job?“
Was für eine Frage. Er stellte den Rucksack ab. „Ja, das tue ich. Jeder Fall ist anders.“
„Ich würde gern wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie diese jämmerliche Person überführen.“
„Einhundert Prozent.“
Sie lächelte. „Wow. Ein wirklich selbstsicherer Mann. Aber die meisten Typen tun nur so.“
„Genau wie die meisten Frauen. Es geht um Laceys und Abbys Leben, da nehme ich meinen Job äußerst ernst.“
Ruth machte übertrieben große Augen. „Sie haben mich überzeugt.“
Kein Zweifel, sie flirtete mit ihm. So etwas sollte verboten sein. Sie war Single, und Lacey hatte ihr bestimmt erzählt, dass er verwitwet war. Dennoch hatte sie nicht die geringste Chance. Erstens war sie Laceys Schwester, und zweitens reizte sie ihn nicht. Aber solange er an diesem Fall arbeitete, durfte er sie nicht kränken.
„Bringt Ihre Schwester gerade Abby zu Bett?“
„Noch nicht. Sie zieht sich für die Arbeit um.“
„Dann bin ich noch nicht zu spät. Ich habe den beiden etwas zu essen mitgebracht.“
„Abby schaut Dora .“
„Ist das ein Film?“
„Eine Kindersendung“, antwortete Lacey im Durchgang zum Wohnzimmer. „Mir war, als hätte ich eine Männerstimme gehört. Abby war schneller als ich. ‚Mommy, das ist Chaz!‘, hat sie gesagt.“
Das freute ihn.
Laceys kleines Mädchen rannte in ihrem pinkfarbenen Schlafanzug zu ihm, in den Armen ihren Plüschfrosch. Ohne zu überlegen, hob er sie hoch. „Wo sind denn deine Schmetterlingsflügel?“
„Die kann ich nicht finden.“
Er lachte. „Wie wäre es mit einer Überraschung?“
Lacey warf ihm einen Blick zu. „Du verwöhnst sie.“
„Schlimm?“ Er lächelte.
Sie lächelte zurück. „Sehr schlimm.“
„Hat sie schon gegessen?“
„Ja, zum Glück.“
„Was ist das für eine Überraschung?“, wollte Abby wissen.
Er stellte sie ab und öffnete den Karton mit den warmen Brotsticks. „Na los, probier mal.“
Sie nahm sich eine, betrachtete sie einen Moment und biss vorsichtig ab. „Mmm.“ Ihre Augen leuchteten. Sie biss noch mal ab, bevor sie sich den ganzen
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