Besser schreiben für Dummies (German Edition)
gedanklichen Verarbeitung her ein Schritt weniger ist als Notizen. Immerhin übersetzt man mit Notizen das Gelesene bereits in eigene Formulierungen.
Querlesen und Notizenmachen sind Methoden des Sichtens; Ziel ist die Beurteilung des Materials: Inwiefern spielt es für den eigenen Text eine Rolle? Es sind Hauptrollen zu vergeben, Nebenrollen und Absagen. Damit meine ich Folgendes:
Hauptrollen
kommen dem Material zu, das man unmittelbar für den Text braucht. Es stützt die eigene Aussage.
Nebenrollen
verteilt man an das Material, das fürs Erste im Hinterkopf bleibt. Dort ist es nützlich angelegt, und je nachdem, welchen Verlauf die eigenen Ausführungen nehmen, wird man es hervorholen.
Absagen
gehen an das Material, das man nicht braucht. Das kann man vergessen.
Sorgfältiges Sichten kommt Ihnen doppelt zugute: Zum einen vertiefen Sie sich weiter in Ihr Thema; zum anderen fangen Sie ohne großes Aufheben an zu schreiben.
Ordnen
Ordnen geht Hand in Hand mit dem Sichten. Man schaut nämlich nicht nur, was man gebrauchen kann; man schaut auch, an welcher Stelle man es gebrauchen kann. Man nimmt also gleich eine Zuordnung vor.
Das Zuordnen funktioniert am besten mit Stichpunkten, Vermerken und Verweisen. Wenn etwa ein Zitat geeignet ist, die Aussage des eigenen dritten Gliederungspunktes zu belegen, markiert man das Zitat und schreibt einen Vermerk an den Rand. Außerdem macht man sich eine Notiz zum Gliederungspunkt. Ohne diese schriftlichen Hilfen besteht die Gefahr, dass man etwas aus den Augen verliert und vergisst.
Das Ordnen erfüllt ebenso wie das Sichten eine doppelte Funktion: Man bekommt das Material in den Griff und tut gleichzeitig etwas für die Gliederung.
Die Vorbereitungen sind für viele eine unliebsame Tätigkeit. Sie können nämlich Tage ausfüllen, ohne dass man abends ein konkretes Ergebnis sieht. Besonders frustriert ist man dann, wenn man viel verwerfen muss. Außer Spesen nichts gewesen, mag man denken. So ist es aber nicht. Eine gute Vorbereitung zeitigt nicht unbedingt schnelle Erfolge, aber sie macht sich da bemerkbar, wo es zählt: im Text. Der ist am Ende straff und schlank, fehlerfrei und überzeugend. Sehen Sie es mal so: Schlank wird man nicht von dem, was man isst, sondern von dem, was man nicht isst.
Plan und Ausführung
Lesen Sie, was Heinrich Heine in seinen Schöpfungsliedern über das Verhältnis von Plan zu Ausführung schreibt:
Kaum hab ich die Welt zu schaffen begonnen,
In einer Woche wars abgetan.
Doch hatt ich vorher tief ausgesonnen
Jahrtausendlang den Schöpfungsplan.
Das Schaffen selbst ist eitel Bewegung,
Das stümpert sich leicht in kurzer Frist;
Jedoch der Plan, die Überlegung,
Das zeigt erst wer ein Künstler ist.
Ich hab allein dreihundert Jahre
Tagtäglich drüber nachgedacht,
Wie man am besten Doctores Juris
Und gar die kleinen Flöhe macht. (376)
7
Den Text erarbeiten
In diesem Kapitel
Struktur
Rohfassung
Überarbeitung
I n diesem Kapitel wird’s körperlich. Die Gedanken und Notizen, die man sich bis hierher gemacht hat, werden nun zu einem Text zusammengefügt. Das Grundgerüst des Textes ist die Gliederung. Die kann man von zwei Seiten her aufziehen: entweder von der Sache her oder vom Leserinteresse her. Welchen Zugang man wählt, das entscheidet man im Voraus; ansonsten verändert sich die Gliederung mit dem Text.
Die Gliederung wird zunächst mit der Rohfassung ausgefüllt. Was die leisten soll und was sie nicht zu leisten braucht, ist gut zu wissen, denn es hilft beim Schreiben. In der Regel wird die Rohfassung umgeschrieben. Das Umschreiben kann sehr unterschiedliche Ausmaße annehmen. Wie auch immer es ausfällt, es ist mindestens genauso wichtig wie das Schreiben. Lesen Sie, wie Sie Schritt für Schritt dem Text eine immer schönere Gestalt geben.
Gliedern
Gliedern ist für viele ein rotes Tuch. Sie verwechseln nämlich die Gliederung mit dem Inhaltsverzeichnis und stellen sich vor, sie müssten so etwas Detailliertes und Ausgefeiltes bereits vor dem Schreiben im Kopf beziehungsweise auf dem Papier haben. Das haben sie nicht, also sind sie frustriert und denken, es liege am Gliedern. Tut es nicht.
Gliedern kann ganz einfach sein. Man muss es nur als das nehmen, was es ist. In diesem Sinne sind drei Punkte zu beachten: Erstens ist die Gliederung nicht gleich Inhaltsverzeichnis. Das wird erst im Nachhinein erstellt. Zweitens ist das Gliedern kein einmaliger Akt vor dem Schreiben; vor dem Schreiben entsteht
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