Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
sehr rasch, um ihr keine Gelegenheit zu lassen, auch nur ein Wort einzuwerfen. »Baby, mir ist etwas dazwischengekommen, ich muß geschäftlich nach Buffalo fliegen. Wart mit dem Essen nicht auf mich, ich bin erst morgen früh wieder zurück.«
»Aber, Danny«, rief sie, »wir ziehen doch morgen um!«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich, »ich bin rechtzeitig wieder zurück.«
»Geh nicht, Danny, bitte geh nicht! Ich hab solche Angst.« Aus ihrer Stimme war jetzt deutliche Furcht zu hören. »Kein Grund«, sagte ich, »morgen früh bin ich wieder bei dir.«
»Dann warte wenigstens, Danny«, beschwor sie mich, »warte bis wir umgezogen sind.«
»Das kann ich nicht aufschieben, Baby«, sagte ich hastig, »wir verdienen daran fünfzigtausend. Solche Geschäfte legt man nicht aufs Eis! Diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen!« Sie begann zu weinen. »Ich wußte ja, daß etwas geschehen würde«, jammerte sie, »ich hatte eine Vorahnung.«
»Aber Nellie«, unterbrach ich sie, »es handelt sich um fünfzigtausend! Fünfzigtausend schöne Dollar vom guten Onkel Sam! Damit können wir 'ne Menge anfangen.«
»Das ist mir ganz egal!« schluchzte sie, »manchmal wünsch ich mir, ich hätte nie was von Geld gehört! Seitdem du nur noch ans Geschäft denkst, bist du ganz verändert.«
»Nellie, hör doch, wenn ich das hinter mir hab, dann soll alles immer so sein, wie du's willst«, versprach ich, bereits am Rande der Verzweiflung.
»Das sagst du immer«, schluchzte sie in bitterer Anklage, »aber ich glaub dir nicht mehr. Du meinst es nicht ernst. Du wirst dich nie ändern! Im selben Moment, wo sich's um 'nen Dollar dreht, wirst du ein andrer Mensch. Du vergißt alles andre!«
»Sei doch nicht töricht!« rief ich aufgebracht, »wir leben in einer realistischen Welt. Ohne Geld bist du der letzte Dreck, wie alle übrigen! Wenn dir das genügt - mir nicht!«
Ich hörte, wie sie den Atem scharf einzog. Einen Moment herrschte tiefe, empörte Stelle, dann gab's ein Knacken im Hörer, und die Verbindung war unterbrochen. Nellie hatte abgehängt! Während ich in meinen Taschen nach weiteren Fünfcentstücken suchte, um sie nochmals anzurufen, begann ich leise vor mich hin zu fluchen. In diesem Augenblick ertönte jedoch die Stimme des Ansagers im Lautsprecher: »Flug Nummer vierundfünfzig nach Buffalo am Flugsteig drei. Abflug in fünf Minuten.« Ich sah zum Telefon zurück, dann auf die Uhr an der Wand. Rasch entschlossen, verließ ich die Telefonzelle. Sie würde sich schon beruhigen, wenn sie mich morgen mit dem Geld wiedersah. Fünfzigtausend heilen eine Menge Ängste.
18
Während ich zur Rezeption schritt, sah ich mich in der Hotelhalle um. Sie war einfach eingerichtet, aber sauber und nett. Es war genau der Hoteltyp, in dem ein Handlungsreisender absteigt. Der Portier sah mir entgegen.
»Haben Sie ein Einbettzimmer frei?« fragte ich. »Ja, Sir«, antwortete der Portier und schob mir das Fremdenbuch zu. »Bitte, sich hier einzutragen. Mit oder ohne Bad, Sir?«
»Ohne Bad«, sagte ich rasch, während ich mich in das Buch eintrug.
»Ja, Sir«, sagte der Portier. Er drückte auf eine Glocke neben dem Tisch. »Macht drei Dollar, Sir«, sagte er, drehte sich um und nahm einen Schlüssel vom Schlüsselbrett.
Ich legte das Geld auf den Tisch, während der Hotelpage
neben mich trat.
»Führe Mr. Fisher ins Zimmer 419«, sagte der Portier, nahm das Geld in Empfang und händigte dem Pagen den Schlüssel ein. »Einen Moment«, unterbrach ich ihn, »kann ich hier ein Kuvert deponieren?«
»Gewiß, Mr. Fisher«, erwiderte der Mann geschmeidig, »ich werde es im Hotelsafe aufbewahren. Schreiben Sie, bitte, Ihren Namen quer über das Siegel.« Damit schob er mir ein braunes Kuvert zu. Ich nahm meinen eigenen Umschlag mit dem Geld und steckte es in das Kuvert, das er mir gegeben hatte. Ich siegelte es sorgfältig und schrieb meinen Namen quer darüber, wie es der Mann vorgeschlagen hatte. Dann sah ich zu, wie sich der Portier umdrehte und es ins Safe legte. Dabei überlegte ich, was er wohl tun würde, wenn er wüßte, daß sich in diesem Kuvert hunderttausend Dollar befanden.
Er schloß das Safe. »Es ist hier sicher aufbewahrt, Sir, bis Sie es wieder brauchen«, sagte er.
Ich dankte ihm, dann sah ich auf meine Uhr. Es war beinahe sieben. »Ich glaube, ich werde jetzt noch nicht auf mein Zimmer gehen«, sagte ich zu dem Portier, als wäre mir jetzt etwas eingefallen. »Ich hab einem Freund versprochen, mich um
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