Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
den vor ihm gekrümmten
Bildschirm starrte.
Mark zögerte, als er die Nadeln in Robbs Schenkeln und die
daran befestigten Schläuche sah. »Wozu ist das gut?« fragte er.
Als er sich auf ein Rudergerät setzte, das ein genaues
Duplikat desjenigen war, an dem Robb arbeitete, und einer der
Helfer es für seine Körpergröße einstellte, erklärte Dr. Ames
das Überwachungssystem und seinen Zweck.
»Wir müssen genau wissen, was in deinem Körper vorgeht,
wenn du am Gerät trainierst. Am einfachsten ist das durch die
Analyse der chemischen Veränderungen in deinem Blut zu
machen. Und zu diesem Zweck«, fügte er hinzu und grinste in
einer Parodie sadistischen Vergnügens, »müssen wir deine
Adern anstechen und Nadeln in dein Fleisch bohren.«
Mark lächelte über Ames’ gespielte Schurkerei, zuckte aber
doch zusammen, als Kanülen eingeführt und mit Pflaster sicher
befestigt wurden. Als er kurz darauf mit der Ruderübung
begann, erschien die erste Darstellung auf dem Bildschirm, und
bald fand er sich in die Illusion verstrickt, daß er tatsächlich
mit anderen Ruderern an einem Rennen teilnehme.
Er legte sich in die Riemen, erhöhte die Schlagzahl, und
bald glänzte Schweiß auf seiner Stirn.
Dann, als einer seiner zweidimensionalen Konkurrenten
links an ihm vorbeizog, überkam ihn Zorn. Er fluchte in sich
hinein, legte sich noch mehr ins Zeug und konnte den anderen
kurz darauf wieder überholen.
Er ruderte eine Weile gleichmäßig weiter, hielt Schritt mit
den anderen Ruderern, aber dann holten sie allmählich auf, und
wieder wuchs seine zornige Entschlossenheit.
Das Bild vor ihm flackerte beinahe unmerklich. Es geschah
so schnell, daß Mark es kaum bemerkte. Die anderen Boote
holten jetzt deutlich auf, und die Muskeln seiner Arme und
Beine begannen zu schmerzen. Schweiß troff ihm von der
Stirn, brannte in seinen Augen und rann ihm über den Rücken.
Die Darstellung auf dem Bildschirm flackerte immer
wieder, aber er achtete nicht darauf, denn sein Zorn nahm
weiter zu, als die anderen Boote ihn unerbittlich überholten. Er
war so wütend auf die anderen Ruderer, daß er nicht wußte, ob
er vor Wut oder vor Erschöpfung zitterte.
Dann stellte sich unversehens der Gedanke an seine Mutter
ein.
Er hatte keine Ahnung, warum sie ihm gerade jetzt in den
Sinn kam, denn ihr Bild wurde in so kurzen Einblendungen auf
den Bildschirm projiziert, daß er es nicht bewußt wahrnehmen
konnte.
Aber tief in ihm wuchs die Überzeugung, daß es ihre Schuld
sei, wenn er das Rennen gegen die anderen Ruderer verlieren
würde.
Ihre Schuld – weil sie ihn sein Leben lang verhätschelt,
Entschuldigungen für ihn gesucht und darauf bestanden hatte,
daß er sich von den anderen Jungen unterscheide.
Aber er war nicht anders.
Er war nur kleiner und schwächer.
Trotz seiner Erschöpfung legte er sich stärker in die Riemen,
grunzte vor Anstrengung, nur beseelt von dem Verlangen, die
anderen Ruderer einzuholen. Er würde es schaffen. Er wußte
es.
Endlich wuchs er jetzt, und wurde stärker, und vielleicht
würde es heute noch nicht sein, aber am Ende würde er
gewinnen.
Und er würde nicht zulassen, daß seine Mutter ihn daran
hinderte.
Eine Stunde später, als Mark und Robb das Sportzentrum
verlassen hatten und auf dem Heimweg waren, rief Dr. Ames
bei Jerry Harris an. »Ich glaube, es entwickelt sich zur
Zufriedenheit«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, daß unser
neuestes Problem sich vielleicht von selbst lösen wird.«
Er lächelte in sich hinein, als er auflegte. Die Experimente
mit Mark hatten eine neue Wendung genommen. Er verspürte
bereits den Kitzel der Erwartung, der sich immer dann
einstellte, wenn er am Rande eines Durchbruchs, einer neuen
Entdeckung war.
Wenn es wirkte – wenn die Aggression, die er in seinen
Versuchspersonen hervorrufen konnte, sich wirklich auf einen
spezifischen Gegenstand konzentrieren ließ …
Er schlug sich den Gedanken aus dem Sinn; es wäre
kindisch, ihn auszukosten, solange er nicht wußte, ob das
Experiment gelungen war oder nicht.
19
    KELLY TANNER WUSSTE , daß sie dort draußen waren und sie
jagten. Sie konnte nicht sagen, wie sie hierhergekommen war,
war nicht einmal sicher, wo sie sich befand.
    Mark hatte sie zu einer Wanderung in die Vorberge
mitgenommen, und zuerst war es lustig gewesen. Chivas hatte
sie begleitet, und sie waren dem Bach aufwärts ins Bergland
gefolgt und hatten einen kleinen Wasserfall entdeckt. Kiefern
und Fichten umstanden das Becken, in das der Wasserfall
stürzte, und

Weitere Kostenlose Bücher