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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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»Sie haben Timothy Herlinger umgebracht.«
    Hawke lächelte. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Doch, haben Sie«, beharrte Leisha, aber für Jordan klang es nicht so, als würde sie widersprechen oder versuchen, ein Eingeständnis zu erzwingen. »Sie haben Walcotts Schwindel in die Wege geleitet, um den Haß auf die Schlaflosen anzufachen, und als sich Ihnen die Gelegenheit bot, einem Schlaflosen einen Mord unterzuschieben, taten Sie auch das.«
    »Ich habe keine Ahnung, worüber Sie sprechen«, sagte Hawke liebenswürdig.
    Als hätte er kein Wort gesagt, fuhr Leisha fort: »Sie haben es getan, um die Gewinne von Wir schlafen! zu steigern. Zumindest halten Sie selbst das für den Grund. Aber die Gewinne stiegen ohnedies. In Wahrheit haben Sie es getan, weil Sie kein Schlafloser sind und es nie sein werden, und weil Sie einer von den Haßerfüllten sind, die immerzu danach gieren, alles Souveräne, über das sie selbst nicht verfügen und nie verfügen werden, zu vernichten.«
    Die Haut über Hawkes Kragen begann sich zu röten. Das war offenbar nichts von dem, was er erwartet hatte zu hören.
    Jordan sagte: »Leisha…«
    »Keine Sorge, Jordan«, sagte sie klar und deutlich, »die drei Leibwächter sind von allererster Güte, das Flugzeug ist mit einem Überwachungsgerät ausgestattet, das auf meinen Körper gerichtet ist, ich zeichne jedes Wort auf, und Mister Hawke weiß das alles. Es gibt keinerlei Gefahr.« Sie sah Hawke an. »Selbstverständlich auch für Sie nicht. Es gibt ja keine Beweise. Weder gegen Sie noch gegen Jennifer, sobald das Netzhautbild als jenes von Stella Bevington identifiziert ist und Stella nicht nur erklären kann, wie ihr der Anhänger abhanden gekommen ist, sondern auch, wo sie an dem Morgen war, als Herlinger starb. Sie nahm zusammen mit vierzehn anderen leitenden Angestellten in Harrisburg, Pennsylvania, an einer Firmenbesprechung teil. Es war Ihnen klar, daß das alles in dem Moment herauskommen mußte, wenn der Anhänger als Beweisstück vorgelegt und Stella ihn als den ihren erkennen würde, nicht wahr, Mister Hawke? Sie wußten, daß der Prozeß platzen und niemand verurteilt werden würde. Aber Sie hätten wieder Öl ins Feuer des Hasses gegossen, und das war das einzige, was für Sie zählte.«
    »Sie reden Quatsch, Miss Camden«, sagte Hawke. Jordan merkte, daß er sich wieder unter Kontrolle hatte; sein gewaltiger Körper wirkte wieder entspannt und autoritär, wie er so am Schreibtisch lehnte. »Aber ich werde trotzdem auf Ihre letzte Behauptung eingehen. Ich werde Ihnen sagen, was für mich zählt: Das hier …« – er griff nach dem Stapel Briefe hinter sich – »… zählt. Dankbarkeit von Menschen, die zuvor nicht über die Menschenwürde eines Arbeitsplatzes verfügten und sie jetzt dank Wir schlafen! wiedergefunden haben! Das zählt für mich.«
    »Menschenwürde? Auf Betrug und Diebstahl und Mord gegründete Menschenwürde?«
    »Der einzige Diebstahl, von dem ich weiß, war jener, den Sanctuary begangen hat, indem es sich Walcotts Patente aneignete. Zumindest behaupten das die Nachrichtenkanäle.«
    »Ach ja?« sagte Leisha. »Dann werde ich Ihnen von einem weiteren Diebstahl erzählen, Mister Hawke. Damit Sie verstehen, was ich meine. Sie haben noch etwas gestohlen – meiner Schwester Alice, meiner Freundin Susan Melling und jedem anderen Schläfer, die glaubten, daß plötzlich auch sie eine Chance auf das lange Leben und die gesteigerten Möglichkeiten hätten, welche mit der Schlaflosigkeit Hand in Hand gehen. Daran glaubten sie für ein kleines Weilchen. Darauf hofften sie in jenen nächtlichen Stunden, wenn Schläfer wachliegen und über das Leben und das Sterben nachdenken und nicht schlafen. Sie fragen sich vielleicht, wieso ich das weiß. Lassen Sie es mich erklären. Ich weiß es, weil Susan Melling an einem inoperablen Gehirntumor leidet und sich verzweifelt gegen das Sterben wehrt. Ich weiß es, weil meine Schwester während des Prozesses zu mir sagte – während jenes Prozesses, den Sie aus Machtgier provoziert haben –, sie sagte: ›Leisha, das schlimmste in meinem Leben war nicht der Umstand, daß ich Jordan allein aufziehen oder mein Geld selber verdienen oder die Tatsache akzeptieren mußte, daß Papa mich nicht liebte. Das schlimmste war, daß es auch nichts änderte, wenn ich dir dafür die Schuld gab. Das schlimmste war einzusehen, daß es keinen Ausweg gab.‹ Sie winkten mit der Verheißung auf einen Ausweg, Mister Hawke, und dann raubten Sie

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