Beuteschema: Thriller (German Edition)
die Schmerzen waren ihm vom Gesicht abzulesen. » Nun denn«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte, » was gibt es so Wichtiges, dass Sie mich unbedingt sprechen wollten?«
Claire holte tief Luft. » Ich möchte zurückkommen. Ich bin bereit, wieder in das Programm einzusteigen.«
» Sind Sie sicher?«, fragte Curtin ohne eine Spur von Überraschung. » Ich habe nicht erwartet, dass Sie sich so schnell erholen. Sie haben ein schweres seelisches Trauma erlitten.«
» Nick hat mir geholfen, damit umzugehen«, sagte Claire.
» Wirklich?«, sagte Curtin und sah Nick an. » Vielleicht sollten Sie in meinem Programm mitmachen. Ich könnte einen Polizisten gebrauchen, der außerdem Psychiater ist. Sie könnten uns beibringen, wie Sie Fallen in Ihre Verhöre einbauen.«
» Das kann ich Ihnen jederzeit beibringen«, sagte Nick mit einer leichten Schärfe im Ton. » Ob ich in Ihrem Programm bin oder nicht.«
» Abgemacht, nach meiner Genesung dann. Und sagen Sie, Claire, wie hat Detective Lawler Ihnen geholfen, mit Ihrem Trauma › umzugehen‹? Ich frage, damit ich sicher sein kann, dass Sie für eine Rückkehr bereit sind.«
» Er hat mir geholfen, meine Vergangenheit zu überwinden«, sagte Claire, was keine erkennbare Reaktion bei Curtin auslöste. » Ich habe mir die Schuld an etwas gegeben, das ich nicht in der Hand hatte.«
» Peter Lewis«, sagte Curtin schlicht.
» Bonnie sagte, Sie wissen, dass ich ihn gefunden habe«, sagte Claire. Es überraschte sie, dass Curtin nicht darauf zu sprechen gekommen war.
» Bonnie redet oft mehr, als ihr guttut. Sie hat Ihnen wahrscheinlich auch erzählt, wie beeindruckt ich war. Und wie stolz ich bin«, verbesserte er sich. » Ich hatte einige außergewöhnliche Talente in meinem Programm, aber niemand hat je so etwas wie Sie zustande gebracht. Ich muss sagen, Sie erstaunen mich einfach, Claire.«
» Warum haben Sie dann nichts gesagt?«, fragte Claire verwundert. » Als wir gekommen sind?«
» Ich bin schließlich Therapeut. Ich wollte, dass Sie es selbst zur Sprache bringen, damit ich sehe, wie sich das alles auf Sie auswirkt.«
Claire überlegte fieberhaft. Alle Fäden, die sie miteinander verknüpft glaubte, lösten sich wieder. Hat Curtin irgendetwas mit der Sache zu tun? Oder ist es Zufall, dass er ein Gutachten zu Lewis gemacht hat?
Sie sah Nick an, der ebenfalls verwirrt zu sein schien. Glaubt er, was ich glaube? Fragt er sich auch, was zum Teufel da gespielt wird?
Claire beschloss, dass sie es nur mit einem Frontalangriff herausfinden würde.
» Sie haben 1994 für die Staatsanwaltschaft gegen Lewis ausgesagt, als er gestand, ein kleines Mädchen in der Nähe von Toronto entführt und getötet zu haben.«
» Ja, das ist richtig. Ihr Name war Meredith Palmer.«
» Wussten Sie über Amy ebenfalls Bescheid?«
» Die aus den Nachrichten?«, erwiderte Curtin, ohne mit der Wimper zu zucken. Er beugte sich vor und sah Claire direkt an. » Sie sprechen sicherlich von Ihrer besten Freundin. Was für ein unglaublicher Zufall, dass ich gegen den Mann ausgesagt habe, der sie ermordet hat.«
» Und Lewis hat nie etwas von ihr gesagt?«, fragte Nick. » Als Sie ihn psychiatrisch beurteilt haben?«
» Ich wünschte bei Gott, er hätte es getan. Ich weiß, dass ich den Fall recherchiert hätte.«
Dann ergriff Curtin Claires Hand, und Claire konnte nur denken, dass sich seine Handfläche und seine Finger kalt und wächsern anfühlten, wie die einer Leiche.
» Ich hätte Ihnen all diese Jahre des Schmerzes ersparen können.«
Claire wollte die Hand zurückziehen, aber er hielt sie fest.
» Es tut mir leid, Claire, alles tut mir leid. Dass ich Sie so unter Druck gesetzt habe, dass ich Ihnen Quimby zugeteilt habe, dass ich Ihnen nicht geholfen habe.«
» Mir nicht geholfen?«, fragte Claire, die nicht wusste, was er meinte.
» Mit Quimby. Sie haben offensichtlich all diese Jahre unter einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten. Quimby hat sie nur schlimmer gemacht.«
Er ließ ihre Hand los und lehnte sich zurück. » Sie sind gesegnet, Claire. Mit Unverwüstlichkeit. Das ist ein Geschenk.« Dann nickte er, als hätte er sich selbst von etwas überzeugt. » Doch, ich glaube, Sie sind bereit für eine Rückkehr.«
Claire wusste nicht, was sie von alldem halten sollte. Ja, sie hatte diese schreckliche Prüfung durchgestanden, den Mann zu verlieren, den sie liebte, und den Mann zu finden, der vor so vielen Jahren ein klaffendes Loch in ihr Herz gerissen
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