Beuteschema: Thriller (German Edition)
das nur ein, weil ich mich für Maggies Tod verantwortlich fühle. Wenn ich nur früher dort gewesen wäre …
» Entschuldigen Sie«, ertönte eine Stimme vom anderen Ende des Raums. » Ist Detective Lawler hier?«
Nick blickte alarmiert auf. Er kannte diese Stimme, und der Mann, dem sie gehörte, hatte nichts in New York verloren, und schon gar nicht in diesem Dienstzimmer.
» Ich bin Detective Savarese«, sagte Tony und wandte sich dem Eingang zu. » Kann ich Ihnen helfen?«
» Ich mach schon, Tony«, sagte Nick und schoss zur Tür, um die Situation durch einen Präventivschlag zu retten. Die Stimme gehörte Dr. Mangone, seinem Augenarzt aus Boston. Von Claire Waters und seiner Mutter abgesehen, war er der einzige Mensch auf dieser Erde, der Nicks Geheimnis enthüllen konnte.
Nick versuchte, es so aussehen zu lassen, als hätte er Mangone erwartet. » Schön, dass Sie da sind«, sagte er und schüttelte dem Arzt die Hand. » Was halten Sie davon, wenn wir nach draußen gehen?«
Kurz darauf traten die beiden Männer vor dem Revier auf die Straße.
» Was zum Teufel tun Sie hier?«, fragte Nick.
» Dasselbe wollte ich Sie fragen«, erwiderte Dr. Mangone. Er war nicht weniger wütend als Nick.
» Wie haben Sie mich gefunden?«
» Viel machen Sie aber nicht her als Detective, wenn Sie darauf nicht allein kommen«, sagte der Arzt. » Ihr Bild ist überall im Internet. Gratuliere zur Ergreifung Ihres Serienmörders.«
» Und das gibt Ihnen das Recht, mir nachzuschleichen?«
» Es gibt mir das Recht, Sie davon abzuhalten, jemanden umzubringen.«
» Ich bringe niemanden um, Doc. Es geht mir gut.«
» Sie erblinden, und es wird nicht besser werden. Sie müssen Ihre Waffe abliefern.«
» Tut mir leid, Doc. Kommt nicht infrage.«
» Dann geben Sie sie um Himmels willen irgendwem. Es geht nicht an, dass Sie mit dem Ding herumlaufen.«
» Ich bin Polizist.«
» Sie sehen nachts verdammt noch mal nichts!«, brauste Mangone auf. » Ist Ihre Frau auf diese Weise gestorben?«
» Wovon reden Sie?«, schrie Nick ihn an.
» Haben Sie sie aus Versehen erschossen? Weil Sie sie nicht gesehen haben?«
Nick war klar, er durfte die Sache nicht weiter eskalieren lassen.
» Meine Frau hat meine Waffe in die Hand bekommen und sich damit erschossen. Ihr Tod hat nichts mit meinem Problem zu tun.«
» Es ist nicht mehr nur Ihr Problem. Es ist jetzt auch meins.«
» Ich verstehe nicht«, sagte Nick, während er den Doktor vom Gebäude fortführte, als wären sie alte Freunde– für den Fall, dass jemand sie sah.
» Ich habe einen Eid geleistet, niemandem zu schaden«, begann Dr. Mangone. » Wenn ich Ihnen erlaube, weiter als Polizist tätig zu sein und eine Waffe zu tragen, bringe ich zahllose Menschen in Gefahr.«
» Wollen Sie mir drohen?«, fragte Nick ungläubig.
» Nennen Sie es, wie Sie wollen«, erwiderte der Arzt. » Aber ich habe folgenden Entschluss gefasst: Ich gebe ihnen einen Monat, den Dienst zu quittieren, in Ruhestand zu gehen, was auch immer.«
» Und wenn nicht?«, fragte Nick, obwohl er sehr genau wusste, was kommen würde.
» Oder ich rufe den Polizeiarzt an und erzähle ihm von Ihrem Zustand.«
Nick sah ihn mit demselben harten Blick an, mit dem er zahllose Täter kurz vor ihrer Überführung angesehen hatte. Dr. Mangone zuckte mit keiner Wimper.
» Das können Sie nicht tun«, war alles, was Nick herausbrachte.
» Ich kann es tun, und ich werde es tun«, entgegnete der Arzt. » Das ist eine Frage von Leben und Tod. Wenn Sie versehentlich jemanden erschießen, klebt Blut an meinen Händen. Damit kann ich nicht leben.«
Mangone entfernte sich, und Nick war klar, dass er jedes Wort ernst gemeint hatte. Er war ratlos.
Bis er erkannte, was er zu tun hatte.
Die Neonlampen haben eine merkwürdige Corona, dachte Nick, als er den Krankenhausflur entlangging. Er versuchte, sich in das übliche Leugnen hinsichtlich seines schlechter werdenden Sehvermögens zu retten, doch nach Dr. Mangones Ultimatum eine Stunde zuvor gelang ihm dies nicht mehr.
Nick bog um die Ecke und rannte prompt in einen Arzt, der ihm zusammen mit einem Kollegen entgegenkam. Um ein Haar hätte er den Mann zu Fall gebracht.
» Entschuldigung«, sagte er hastig, » ich habe nicht aufgepasst.«
» Vielleicht sollten Sie ein wenig langsamer machen«, erwiderte der Doktor. » Wir sind hier in einem Krankenhaus.«
» Tut mir leid«, sagte Nick und ging weiter. Das Büro, das er suchte, war nur noch ein paar Meter entfernt, die er
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