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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Kleidungsstücke lagen auf dem Boden, den Regalen an der einen, dem Walnussschreibtisch auf der anderen Seite und dem schwarzen Lederstuhl davor. Ein sexy rosa Minikleid hing über einem der weißen Läden, ein paar verboten hochhackige Sandaletten über einem der Bettpfosten.
    »Sie ist wahrscheinlich bei Dad«, sagte Heather und scheuchte Elvis von Julias Bett.
    »Warum hat sie dann nicht angerufen?«
    »Weil sie Julia heißt«, erinnerte Heather ihre Mutter, bevor sie hinzufügte: »Vielleicht ist sie bei Sean.«
    »Ich dachte, sie hätten sich getrennt.«
    »Na und?«
    Cindy nickte und fragte sich, ob sie Sean um diese Nachtzeit anrufen konnte.
    »Denk nicht mal daran«, warnte Heather sie, als könnte sie die Gedanken ihrer Mutter lesen. »Es geht ihr gut, Mom. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Sie macht sich jedenfalls garantiert keine um dich.«
    »Du hast Recht«, sagte Cindy und versuchte, sich nicht auszumalen, wie Julia blutend im Graben einer dunklen Straße lag. Oder Schlimmeres.

    »Du hast gar nicht erzählt, wie dein Date heute Abend gelaufen ist.«
    »Es war kein Date.«
    »Ja, ja, schon gut, aber die Frage ist, hat es zwischen euch auf einer tiefen intellektuellen Ebene gefunkt?«
    Cindy dachte an Neils wunderbare Grübchen, die wiederholte Berührung seiner Hand an ihrem Arm, als er sie nach Hause gebracht hatte, seinen süßen Atem, als er ihr einen Gutenachtkuss auf die Wange gedrückt hatte. »Wir haben uns durchaus verstanden, ja.«
    »Heißt das, es wird ein zweites Nicht-Date geben?«
    »Mal sehen.« Cindy küsste Heather auf die Stirn und tätschelte Duncans nackten Arm. »Schlaft weiter.«
    »Du auch«, sagte Heather. »Komm, Elvis.«
    Wie auf’s Stichwort legte Elvis sich quer über Cindys Füße und rührte sich nicht vom Fleck.
    »Sieht so aus, als würde er heute Nacht bei dir schlafen«, sagte Heather, folgte Duncan in ihr Zimmer und zog die Tür zu.
    »Na, prima.« Elvis rollte sich auf den Rücken und bot seinen Bauch zum Kraulen an. »Komm, du Spinner. Ab ins Bett.« Elvis drehte sich wieder auf die Füße, lief zwei Schritte, blieb stehen, hockte sich erneut hin und drehte sich zu Julias Zimmer um, als würde ihre Abwesenheit auch ihn verwirren. »Es geht ihr gut«, erklärte Cindy ihm, als Elvis den Kopf aufmerksam zur Seite legte. »Außer, dass ich sie umbringe, wenn sie nach Hause kommt.« Sie schlurfte zurück in ihr Schlafzimmer, hockte sich aufs Bett und ließ sich schließlich auf die Bettdecke sinken. Elvis gesellte sich unverzüglich zu ihr und vergrub seinen Kopf in ihrer Kniekehle. Cindy drehte sich auf die Seite, und er schmiegte sich noch enger an sie. »Ich glaube nicht, dass das so funktioniert«, erklärte Cindy dem Hund, nachdem sie ein paar Minuten lang vergeblich versucht hatte, eine bequeme Position zu finden. »Wahrscheinlich bin ich es einfach nicht mehr gewohnt, mein Bett mit jemandem zu teilen. Tut mir
Leid.« Sie richtete sich auf, schaltete die Nachttischlampe ein und griff nach dem Telefon.
    Denk nicht mal daran , hörte sie Heather sagen.
    Doch es war schon zu spät. Cindys Finger hatten bereits die Nummer gewählt, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sie auswendig kannte.
    Die Stimme, die nach dem vierten Klingeln antwortete, klang schlaftrunken und besorgt. »Hallo?«
    Cindy stellte sich vor, wie die junge Frau am anderen Ende sich im Bett aufrichtete und ihre vollen roten Locken aus ihrem Puppengesicht strich, während der Träger eines teuren rosa Negligés von ihrer milchweißen Schulter glitt und ihr Busen sich in dem weichen Mondlicht anmutig hob und senkte. Ein Bild wie für das Cover eines Frauenromans: Große Liebe für kleine Kekse .
    »Fiona«, sagte Cindy und malte sich aus, wie Tom sich neben der jungen Frau regte und mit den Fingern verspielt die Linie des verrutschten Trägers nachzeichnete. »Hier ist Cindy.«
    »Es ist zwei Uhr nachts, Cindy.«
    »Ich weiß, wie spät es ist.«
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Ist Julia bei euch?«
    »Julia? Nein.«
    »Was ist denn los?«, hörte Cindy Tom knurren.
    »Sie ist deine Ex-Frau. Frag du sie doch«, sagte der Keks, und Cindy stellte sich vor, wie sie auf ihr Kissen zurücksank und sich mit einer Hand desinteressiert die Augen abschirmte.
    »Cindy, was zum Teufel ist los? Es ist nach zwei Uhr.«
    Cindy spürte, dass sich ihre Kehle zuschnürte wie jedes Mal, wenn sie gezwungen war, tatsächlich mit ihrem früheren Mann zu reden. »Fiona hat mir schon gesagt, wie spät es ist.

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