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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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Erledigung der morgendlichen Dienstaufträge versammelten sich die an der Ermittlung beteiligten Kriminalbeamten im Konferenzraum des Kommissariats.
    Gunnar kam als Letzter. Er hatte kein Taxi genommen, sondern war von der Rechtsanwaltskanzlei zu Fuß nach Hause gegangen, wo er sich drei Spiegeleier und eine halbe Packung Schinkenspeck gebraten hatte. Nach dieser Mahlzeit brauchte er eine ganze Weile, bis er sich wieder auf den Weg machen konnte, denn er hatte sich mit Eigelb bekleckert. Zuerst versuchte er, den Fleck mit lauwarmem Wasser auszuwaschen, aber das hatte die Sache bedeutend verschlimmert, sodass er gezwungen war, das Hemd zu wechseln. Das tat er sehr widerstrebend, denn seit kurzem brauchte er schon wieder eine größere Kragenweite, und er besaß kein sauberes Hemd mehr, das ihmpasste. Deswegen musste er sich in ein älteres Hemd zwängen, beschloss aber, die Krawatte weg und den Kragenknopf offen zu lassen.
    Bei der Besprechung wurde der Stand der Ermittlungen abgeglichen, und daraufhin erhielten Gunnar und Birkir den Auftrag, noch einmal in den Dalir-Bezirk zu fahren. Das vorliegende Verdachtsmaterial war dem zuständigen Bezirksrichter vorgelegt worden, der einen Durchsuchungsbefehl für sämtliche Gebäude in Litla-Fell ausgestellt hatte. Es schienen ausreichende Gründe vorzuliegen, die Verhältnisse des Bauern in Augenschein zu nehmen und seine Aussage zu überprüfen. Wichtige Hinweise auf Spannungen zwischen Ólafur und Guðjón waren zutage gekommen, und diese Tatsache war zum gegenwärtigen Zeitpunkt der einzige handfeste Hinweis, dem die Polizei nachgehen konnte. Der Bauer hatte sich ja außerdem geweigert, den Mitarbeitern der Kriminalpolizei seine Schrotflinte zu zeigen, obwohl er dazu aufgefordert worden war.
    Hauptkommissar Magnús begleitete seine Leute bis auf den Parkplatz im Hof und legte ihnen ans Herz, bei der Hausdurchsuchung klug und taktisch vorzugehen. Zum Schluss wünschte er ihnen gute Fahrt und sah zu, wie die Autos losfuhren. Vier Angehörige des Viking-Spezialeinsatzkommandos begleiteten die Kriminalbeamten, fuhren aber in einem anderen Wagen. Angesichts der Tatsache, dass sich Schusswaffen auf dem Hof befanden, durfte kein Risiko eingegangen werden.
    Sie fuhren im Konvoi bis Borgarnes. Dort verspürte Gunnar erneut Hunger und bestand darauf, sich ein Sandwich zu kaufen. Die anderen fuhren unterdessen schon einmal weiter.
    Der Bezirksamtmann und der Polizist aus Búðardalur warteten an der Abzweigung nach Litla-Fell auf die Abordnung aus Reykjavík. Birkir und Gunnar trafen um drei Uhr ein. Sie mussten allerdings noch weitere vierzig Minuten auf das SEKwarten, das sich verfahren und dies erst gemerkt hatte, als es sich schon auf der Halbinsel Snæfellsnes befand. Es bedurfte einiger Telefonate, um sie wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.
    Die Warterei ging Gunnar auf die Nerven. Er machte sich keine Hoffnungen, dass die Hausdurchsuchung etwas bringen würde. Er wollte die Sache bloß möglichst schnell hinter sich bringen, um zurück in die Stadt zu kommen. Birkir hingegen wartete schweigend und verzog keine Miene. Er war nie ungeduldig.
    Es fing an zu regnen. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet war an der Südküste im Anmarsch, und der Ostwind drehte auf.
    Als endlich alle eingetroffen waren, wurde die Aktion kurz durchgesprochen und geplant. Anschließend fuhren sie auf dem Hof vor und parkten die drei Autos in einer Reihe hintereinander auf dem Hofplatz. Alle stiegen aus, aber nur der Bezirksamtmann, Birkir und Gunnar gingen zur Eingangstür, die anderen warteten ab, was passieren würde.
    Der Bezirksamtmann schlug ein paar Mal fest gegen die Tür. Von drinnen hörte man Geräusche, und als die Tür sich öffnete, erschien zu ihrer Überraschung eine Frau.
    »Was soll denn dieses verdammte Hämmern! Wollt ihr vielleicht die Tür einschlagen?«, fragte sie und zog die Tür halb hinter sich zu. »Was zum Kuckuck wollt ihr eigentlich?«
    Die Frau war über dreißig, groß und ziemlich gut gebaut. Gunnar fand zwar, dass sie um die Hüften herum etwas breit war, aber bei einer Frau musste das ja kein Nachteil sein. Sie hatte dunkle Haare und klare Gesichtszüge und wäre womöglich als schön durchgegangen, wenn sie nicht eine gebrochene und abgeflachte Nase gehabt hätte. Das schulterlange Haar wurde mit einem breiten Haarband aus dem Gesicht gehalten.
    Der Bezirksamtmann erklärte ihr, wozu sie gekommen waren, und zeigte ihr das Blatt mit dem Durchsuchungsbefehl.
    »Wo

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