Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Vermögen abgesehen hat?“
Am liebsten hätte er sie geohrfeigt, aber irgendwie gelang es ihm, seine freie Hand unten zu lassen. „An deiner Stelle wäre ich mit solchen Anschuldigungen etwas vorsichtiger.“
Hasserfüllt gab sie ihm mit ihrer freien Hand eine Ohrfeige. „Was habe ich nur in dir gesehen?“, schrie sie ihn an. „Du bist ein Schwächling und ein Narr! Gott sei Dank, dass ich nicht noch dumm genug war, mich von dir schwängern zu lassen, Evan! Ja, du hast richtig gehört! Es gibt kein Kind, und ich bin darüber heilfroh!“
Vor Erleichterung gaben fast seine Beine unter ihm nach. Sie hatte gelogen! Einen Moment lang sahen sie sich noch an, und er entdeckte in ihren Augen einen rachsüchtigen Ausdruck. „Du wirst dich niemals wieder Maggie oder ihren Kindern nähern“, warnte er sie.
Sie spuckte ihm ins Gesicht.
Er drehte sich weg, ohne sie loszulassen, und wandte sich an die beiden Polizisten, die sich ihm soeben näherten. „Ich glaube, Sie suchen nach dieser Frau“, sagte er, dann schaute er wieder lächelnd Bartolla an. „Es gibt da eine kleine Planänderung. Ich weiß, du hast dich auf den Anblick eines Bergpanoramas gefreut, aber ich hoffe, du kannst auch die Aussicht auf Gefängnismauern genießen, natürlich zwischen Gitterstäben hindurch.“
Rose musste die Diebin sein.
Ganz sicher war sie die dunkelhaarige, wütende Frau, die Marsha Moore gesehen hatte. Zwischen dem Streit mit Daniel Moore und der an Francesca gerichteten Einladung in die Galerie lagen nur wenige Tage. Wie sollte das bloß ein Zufall sein?
Aber hasste Rose sie wirklich so sehr? Francesca schlang die Arme um sich, als die Droschke auf die Auffahrt zu ihrem Haus zufuhr. Rose verabscheute Hart aus tiefster Seele, und offensichtlich hielt sie es für angebracht, Francesca die gleiche Abneigung entgegenzubringen.
Doch woher wusste sie, dass es sich um ein so brisantes Porträt handelte? Hart hätte Daisy niemals davon erzählt! Und wenn Rose die Diebin war, kam dem Mann, der sich vor der Galerie und dem Wohnhaus aufgehalten hatte, womöglich gar keine Bedeutung zu. Er musste nicht mal etwas mit dem Fall zu tun haben.
Ihre neuen Erkenntnisse hatten nur einen Haken: Randall war an beiden fraglichen Tagen in der Stadt gewesen. Er hegte einen Groll auf sie und auf Hart, und er war mindestens so rachsüchtig wie Rose.
Francesca wurde bewusst, dass sie herausfinden musste, ob er jedes Wochenende herkam und Henrietta besuchte. Wenn dem so war, musste seine Anwesenheit in der Stadt gar nichts bedeuten. Aber warum hatte er sich dann die Mühe gemacht, sich ein so ausgefeiltes Alibi zurechtzulegen?
Unterwegs hatte sie erwogen, einen Zwischenstopp am Polizeihauptquartier einzulegen, war dann jedoch zu dem Entschluss gekommen, nach Hause zurückzukehren und sich umzuziehen, damit sie Hart einen Besuch abstatten konnte. Sie beide machten gute Fortschritte, und sie wollte verhindern, dass diese Fortschritte ins Stocken gerieten. Sie sah schon vor sich, wie sie den Abend in seinen Armen verbrachte … Noch nie war sie so entschlossen gewesen wie in diesem Moment. Früher oder später würden sie sich versöhnen! Im Augenblick konnte sie nicht erwarten, ihm vom jüngsten Ergebnis ihrer Nachforschungen zu berichten.
Aber sobald sie im Haus war, musste sie erst einmal Bragg anrufen und ihm Bericht erstatten. Sicher würde er veranlassen, dass Rose sofort aufs Revier gebracht wurde, um sie erneut und diesmal beharrlicher zu befragen.
Sie hatten die Einfahrt zum Cahill-Anwesen erreicht, und als die Droschke einbog, bemerkte Francesca einen schwarzen Hansom, der gleich hinter dem Tor parkte – und damit vom Haus selbst weit entfernt. Das war sehr merkwürdig. „Fahrer, halten Sie bitte neben dieser Droschke“, rief sie. Gleichzeitig wurde ihr klar, dass Dawn darin sitzen musste.
Das Pferd wieherte, als es viel zu abrupt zum Anhalten gezwungen wurde. „Ich bin gleich zurück.“ Sie öffnete die Tür, und Dawn stieg ihrerseits ebenfalls aus. Francesca konnte sich nicht vorstellen, was die Frau von ihr wollte, aber ihr ernstes Gesicht verriet, wie aufgewühlt sie war.
„Dawn! Wartest du hier auf mich? Ist alles in Ordnung?“
Die Frau kam zu ihr geeilt, in der Hand hielt sie einen Briefumschlag. „Ja, Francesca, auf dich warte ich. Ich habe eine Mitteilung für dich, und ich wurde gebeten, sie dir persönlich zu übergeben.“ Sie überreichte ihr den Umschlag.
Weder die Vorder- noch die Rückseite war beschriftet, und
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