Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Hart, das kann ich nicht.
Einen Moment lang hatte sie gedacht, er würde sie in die Arme nehmen oder auf ihren Schoß ziehen. Dann jedoch war er aufgestanden, hatte den Eisbeutel zur Seite geworfen und Schmidt dafür gedankt. Francesca ließ er wissen, er müsse sich noch um geschäftliche Angelegenheiten kümmern, und hatte sie dann in die nächste Droschke gesetzt.
Und nun stand sie vor dem Haus, in dem die Moores wohnten, doch mit seinen Gedanken war sie weiter bei Hart. Oh ja, allmählich taute er auf. Das Verlangen zwischen ihnen war noch nicht erloschen. Sie liebte ihn, und sie war sich sicher, dass er sie liebte. Was er am Samstagabend zu ihr gesagt hatte, davon war nichts so gemeint gewesen. Davon war sie so gut wie überzeugt.
Das Einzige, was er ernst meinte, war sein Argument, dass er nicht gut genug für sie war. Sie seufzte. Er mochte daran ja bis ans Ende seiner Tage glauben, doch sie würde diese Ansicht niemals teilen. Aber hatte sie nicht von vornherein gewusst, dass Hart ein komplizierter Mann mit einer düsteren Seite war und dass ihre gemeinsame Reise kein Spaziergang werden würde? Heute hatte er ihr bewiesen, was für ein mächtiger Verbündeter er für sie sein konnte.
Francesca musste sich zur Ordnung rufen und sich vor Augen halten, dass sie sich um einen Fall zu kümmern hatte. Sie riss sich zusammen und ging die Treppe hinauf zur Wohnung der Moores. Es war früh genug am Tag, dass Marsha eigentlich zu Hause sein sollte. Die Galerie galt immer noch als Schauplatz eines Verbrechens und war abgesperrt, sodass sie nicht wusste, ob Daniel auch daheim sein würde.
Seine Frau öffnete gleich nach dem ersten Klopfen und wirkte erschrocken, vor der Tür eine freundlich lächelnde Francesca vorzufinden. „Es tut mir leid, dass ich so unangemeldet bei Ihnen auftauche. Aber könnte ich wohl eintreten und mich kurz mit Ihnen unterhalten, Mrs Moore?“
„Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen, Miss Cahill“, erwiderte Marsha und wollte die Tür zumachen.
Francesca ging einen Schritt nach vorn, um die Tür zu blockieren, von der sie an der Hüfte getroffen wurde. „Wenn Ihr Ehemann unschuldig ist, woran ich glaube, wollen Sie ihm dann nicht helfen, das zu beweisen?“
Tränen stiegen der Frau in die Augen. „Ich bin es so leid! Was habe ich getan, dass ich mit so viel Unglück bestraft werde?“
Auf Selbstmitleid war Francesca nicht gut zu sprechen, aber Marsha tat ihr wirklich leid. „Sie haben uns doch schon so sehr geholfen. Glauben Sie denn nicht auch, dass Ihr Mann nichts Unrechtes getan hat?“
Sekundenlang dachte Marsha nach, dann öffnete sie die Tür wieder und ließ Francesca eintreten. „Doch, das glaube ich. Aber …“ Abrupt verstummte sie.
„Aber was?“, hakte sie behutsam nach.
„Wir leben in schwierigen Zeiten. So war es nicht immer.“
Ihr Mitgefühl steigerte sich, zumal Marsha Moore ihr als nette, solide Frau vorkam. „Es tut mir leid, dass Sie so viele Schwierigkeiten haben“, erklärte Francesca ernsthaft. „Sie haben das nicht verdient.“
„Ich danke Ihnen.“
„Mrs Moore, als Sie am Samstagabend einen Mann hier vor dem Haus gesehen haben, war es da bereits dunkel? Die Straße ist nachts gut beleuchtet.“
„Es war spät am Abend, deshalb war es auch schon dunkel. Ich schaute aus dem Fenster, um zu sehen, wo Daniel blieb, und da entdeckte ich ihn, wie er sich mit diesem seltsamen Mann unterhielt. Sie standen bei einer der Eichen. Daniel konnte ich ganz genau erkennen, den anderen Mann nicht so sehr.“
„Dann haben Sie sein Gesicht nicht gesehen?“
Sie zögerte. „Er stand im Schatten, Miss Cahill, aber nicht so sehr, weshalb er mich auch so beunruhigte. Ich hatte ihn in der Woche zuvor schon einmal gesehen, und wie ich ja bereits sagte, er ist ein bedrohlicher Mann.“
„War es auch dunkel, als Sie ihn vor der Galerie gesehen hatten?“
„Nein, das war so etwa um fünf oder sechs Uhr. Aber da lungerte er auch in der Nähe der Bäume herum. Er wollte nicht gesehen werden“, erklärte sie voller Überzeugung.
Francesca kam zu dem Schluss, dass Bragg recht hatte: Marsha konnte den Unbekannten nicht mit Gewissheit identifizieren, also konnte sich durchaus Bill Randall vor dem Wohnhaus und der Galerie aufgehalten haben. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört und Ihre Zeit in Anspruch genommen habe.“ Sie lächelte die Frau an. „Falls Ihnen doch noch etwas einfällt, das uns weiterhelfen könnte, dann nehmen Sie bitte mit mir oder mit
Weitere Kostenlose Bücher