Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
ihm große Sorgen zu bereiten, aber das war auch kein Wunder, war er doch loyal bis zum Äußersten. Außerdem würde ihm Francesca niemals egal sein. Nicht nur das – die beiden würden auch immer mehr füreinander sein als nur Freunde.
„Hast du sie gefunden?“, fragte sie. Nach wie vor wusste sie nicht so recht, ob sie sich darüber freuen oder aufregen sollte, dass Francesca und Hart nicht geheiratet hatten.
Rick richtete sich auf, aber als er zu reden begann, wanderte sein Blick zu ihrem Brandyglas. „Nein. Das macht mir große Sorgen. Ihr Verschwinden ist jetzt eine offizielle Polizeiangelegenheit.“ Er wandte sich dem Kindermädchen zu. „Würden Sie die Mädchen nach oben bringen und sie fertig fürs Bett machen?“
Katie stand auf und sah Leigh Anne flehend an. „Bettschichte!“, rief Dot, während Mrs Flowers sie aus dem Kinderstuhl hob und auf dem Boden absetzte.
„Ich komme gleich nach, Kinder“, versprach Leigh Anne den beiden.
Bragg rührte sich nicht von der Stelle, bis Mrs Flowers mit den Mädchen das Zimmer verlassen hatte, dann beobachtete Leigh Anne, wie er sich ihr gegenüber an den Tisch setzte. „Ich kann mir nicht vorstellen“, sagte sie leise, „was passiert sein könnte. Was mag sie nur von ihrer eigenen Hochzeit abgehalten haben? Als ich sie das letzte Mal sah, erschien sie mir so glücklich. Glaubst du, es ist ein Verbrechen geschehen?“
„Ja, das glaube ich. Ich bin fest davon überzeugt, dass Francesca nicht plötzlich entschieden hat, doch nicht zu heiraten.“ Er sprach ohne Gefühlsregung. Dass ihm der Gedanke an eine Heirat der beiden zuwider war, wusste sie nur zu gut. Aber ob ihm diese jüngste Entwicklung behagte, konnte sie ihm nicht anmerken.
„Peter, könnte ich bitte einen Scotch haben?“
Der Diener nickte und verließ das Esszimmer.
Leigh Anne schaute auf ihr Glas und zwang sich, Geduld zu bewahren. „Chief Farr hat angerufen. Er war auf der Suche nach dir.“
„Ich schätze, er hat die Neuigkeit auch schon gehört“, brummte Rick.
Was sein sonderbarer Tonfall zu bedeuten hatte, war ihr nicht klar. „Dass Francesca verschwunden ist, wusste er bereits. Er sprach davon, dass es heute zu Unruhen gekommen sein musste.“
Rick sah sie rätselnd an. „Was genau hat er gesagt?“
Sie griff nach ihrem Glas und zog es zu sich heran. „Er machte eine Bemerkung darüber, dass es in der Kirche zu Unruhen gekommen sein muss, als die Braut nicht aufgetaucht ist. Ich erzählte ihm, es war ziemlich chaotisch.“
Peter kam zurück und brachte Rick den Scotch.
„Farr kann sie nicht leiden“, sagte er und trank einen Schluck.
Nachdem Leigh Anne ihren Brandy ausgetrunken hatte, erwiderte sie: „Trotzdem wird er ihr nichts Schlechtes wünschen, Rick.“
Er verzog den Mund und schaute in sein Glas. „Ich kann mir vorstellen, es gefällt ihm, dass ihr etwas zugestoßen ist.“
„Wie kannst du nur etwas so Schreckliches sagen?“ Ihr wurde bewusst, dass er sogar sehr um Francesca besorgt war, also fügte sie behutsamer hinzu: „Ich hoffe, du irrst dich, und sie hat bloß vor der Hochzeit kalte Füße bekommen. Hoffentlich ist sie nicht irgendwo in Gefahr.“
Abrupt stand ihr Ehemann auf. „Ich muss Farr anrufen.“
„Mach dir um mich keine Gedanken. Ich werde den Mädchen eine Geschichte vorlesen, damit sie einschlafen. Such du ruhig nach Francesca.“
„Macht dir das wirklich nichts aus?“, fragte er, während sein Blick zu dem leeren Glas vor ihr auf dem Tisch wanderte.
„Ich konnte sie immer gut leiden.“ Das war nicht mal gelogen, denn Francesca war eine freundliche und sogar bewundernswerte Frau. „Ich bin auch um sie besorgt.“
„Danke“, sagte er und ging aus dem Zimmer.
Leigh Anne lehnte sich auf ihrem Platz nach hinten und war über alle Maßen erleichtert, wobei ihr klar wurde, dass sie für Rick bereits in Vergessenheit geraten war. Heute Abend würde er sie in Ruhe lassen, und wenn die Mädchen schliefen, würde sie sich eine ordentliche Dosis Brandy und Laudanum gönnen.
Während der Fahrt in der Droschke setzte Francesca Joel von jedem Detail des abgelaufenen Tages in Kenntnis. Der Junge wusste ohnehin längst, dass ihr Porträt gestohlen worden war. Zwei Monate zuvor, als Hart und Bragg beschlossen hatten, die Polizei aus den Nachforschungen herauszuhalten, damit niemand sonst von dem Gemälde erfuhr, da hatte Joel wissen wollen, was es mit der ganzen Aufregung auf sich hatte. Francesca hatte ihm erklärt, das Bild sei
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