Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
rührte sie sich nicht von der Stelle. „Du kennst mein Anliegen ja noch gar nicht.“
„Meine Antwort lautet trotzdem Ja.“
Sie war so erleichtert, dass ihr schwummrig wurde und Hart sie stützen musste. Nachdem sie sich gesammelt hatte, schlug sie die Augen wieder auf und sagte kleinlaut: „Ich muss dich um einen beträchtlichen Geldbetrag bitten, und das, wo ich dir schon so viel schulde.“
„Du schuldest mir gar nichts“, erklärte er und sah sie weiter wie erstarrt an. „Ich gab dir die 50.000 Dollar, damit du deinem Bruder helfen kannst. Wie viel benötigst du?“
Francesca fröstelte. Als ihr Vater sich geweigert hatte, weiterhin für Evans Spielschulden aufzukommen, war der von einem Handlanger seiner Gläubiger brutal zusammengeschlagen worden. Dabei war der Überfall, der ihm mehrere gebrochene Rippen und ein blaues Auge eingebracht hatte, nichts weiter als eine Warnung gewesen. Francesca hatte Hart um 50.000 Dollar gebeten. Zwar beliefen sich Evans Schulden auf einen deutlich höheren Betrag, aber sie waren sich einig gewesen, dass eine teilweise Rückzahlung genügen sollte, um weitere Angriffe zu vermeiden. Hart hatte nicht gezögert und ihr sofort das Geld gegeben. Und er hatte darauf bestanden, die Summe selbst Evans Gläubiger zu überbringen. Francesca wusste, er würde eine Rückzahlung niemals annehmen.
„Du musst nie davor zurückschrecken, mich um Hilfe zu bitten.“
Sie atmete tief durch, um Mut zu fassen. „Ich fürchte mich dennoch, weil ich 75.000 Dollar benötige“, brachte sie ernst heraus.
„Verstehe.“ Schweigen machte sich breit, schließlich fragte er: „Wofür brauchst du das Geld?“
„Das möchte ich lieber nicht sagen“, entgegnete sie entschieden.
„Du weißt, ich werde dir das Geld geben, egal wofür.“
„Ich bin dir so dankbar!“, sagte sie und versuchte vergeblich, zu lächeln. Sein Verhalten war nicht das eines Exverlobten, sondern eines vertrauensvollen und loyalen Partners.
Er musterte sie viel zu eindringlich. „Du wirkst erschöpft! Hast du letzte Nacht nicht geschlafen?“
„Nicht viel.“
„Willst du mit dem Geld das Porträt zurückkaufen?“
„Nein.“
Er sah sie weiter an, aber sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Vertrau mir bitte“, flüsterte sie, doch als ihr diese Worte über die Lippen kamen, musste sie unwillkürlich daran denken, wie er ihr vertraut hatte … und am Tag ihrer Hochzeit versetzt worden war. Jedoch kam keine Erwiderung, stattdessen drehte er sich um und ging weg. Sie beobachtete, wie er ein großes Gemälde von der Wand nahm, hinter dem der Tresor zum Vorschein kam. Die schwere Metalltür ging auf, und Hart packte einen Stapel Geldbündel, die er zum Schreibtisch brachte. „Das ist kein Darlehen. Du könntest die Summe niemals zurückzahlen, und selbst wenn, würde ich eine Rückzahlung nicht annehmen. Aber ich möchte wissen, wofür du das Geld benötigst. Denn du kannst mir ebenfalls vertrauen, Francesca.“
Sie kam zu seinem Schreibtisch und hielt ihre Handtasche an sich gedrückt. „Evan hat wieder gespielt“, behauptete sie und betete insgeheim, dass ihr Bruder niemals von dieser Lüge erfuhr. Aber sie wusste auch, er würde ihr vergeben, wenn sie ihm erklärte, was hier auf dem Spiel stand.
Hart seufzte, kehrte zum Safe zurück, um ihn zu schließen, und hängte das Ölgemälde davor.
Plötzlich fiel Francesca auf, dass das Gemälde nicht mehr eine ländliche Gegend zeigte, sondern eine verträumte, wenn auch etwas abstrakte Stadtansicht. „Du hast ein neues Bild gekauft.“
„Es stammt von einem jungen Künstler, der mich sehr beeindruckt. Sein Name ist Henri Matisse, und das ist Notre-Dame, wie er sie sieht“, erklärte er und drehte sich um. Dann nahm er ihre Kaffeetasse, ging zum Sideboard und goss ein wenig dunklen Likör dazu, schließlich brachte er ihr die Tasse zurück. „Das sollte deine Nerven beruhigen.“
„Es ist halb sieben am Morgen.“
„Du bist verängstigt, Francesca.“
„Nein, das stimmt nicht. Ich bin besorgt.“
Plötzlich legte er die Finger um ihr Kinn und hob ihren Kopf leicht an. „Möchtest du mir erzählen, wofür du das Geld wirklich brauchst?“
Die Berührung durch seine Hand weckte bei ihr den Wunsch, mit der Wahrheit herauszuplatzen. Schlimmer noch war aber, dass sie sich am liebsten in seine starken Arme fallen lassen wollte. „Das kann ich nicht, Hart! Lass es bitte auf sich beruhen.“
„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Sein Blick
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