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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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Stefan, Ulrik und Micke besucht haben. 1988, das Jahr, in dem das Quartett Abitur machte und die Freundschaft sich auflöste. Stefan und Ulrik wurden aus irgendeinem Grund im Zusammenhang mit Nicklas Swans Verschwinden vernommen.
    Mein Zwerchfell krampft sich zusammen, und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt.
    Ich klicke mich weiter durch die Website. Die Familie beschreibt Nicklas – ein munterer, unbeschwerter Junge, der immer für andere da war. Ein wunderbarer Sohn und Bruder, der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Nicklas spielte Gitarre und lief gern Slalom-Ski. Nicklas wollte Musiker werden und vielleicht auch Architekt, wenn das möglich wäre.
    Nicklas’ Mutter schreibt über Ungewissheit und Trauer. Das Gefühl, niemals frei zu sein, und die Suche nach dem Wissen. Obwohl Nicklas vor mehr als zwanzig Jahren verschwunden ist, scheint sie die Seite regelmäßig zu aktualisieren. Ich begreife, dass ihre Trauer für sie lebendig ist, dass ihr Sohn ihr noch immer so fehlt wie am Tag seines Verschwindens.
    In einem Gästebuch haben Fremde und offenbar Familienangehörige Grüße hinterlassen. Mitteilungen an die Familie, teilnahmsvolle Kommentare und Gedichte. Ein weiterer Klick führt mich zu Bildern. Nicklas als Baby auf dem Arm seines Vaters. Nicklas am ersten Schultag, mit einem überdimensionalen Tornister aus Leder. Ein Schulfoto mit einem lachenden Nicklas im Alter von zehn Jahren, sonnengebleichte, fast weiße Haare und viel zu große Vorderzähne. Die hellblauen Augen voller Leben. Mein Blick bleibt an einem weiteren Bild von Nicklas als Baby haften, in einer Windel an einem Sandstrand neben einem ebenso blonden Mädchen von vielleicht drei Jahren. Sie trägt einen lila Badeanzug und hat eine Barbiepuppe ohne Beine in der Hand. »Nicklas und Gabriella« steht unter dem Bild.
    Auf eine plötzliche Eingebung hin suche ich nach »Gabriella Swan«. Zwei Klicks weiter und nach einigen Sekunden schaue ich in helle Augen. Das Gesicht ist ernst, und die Arme sind professionell über der züchtigen Bluse verschränkt.
    Ich lese die Unterschrift. »Gabriella Swan, Stellvertretende Oberstaatsanwältin, Staatsanwaltschaft Södertörn«.

Gabriella Swan kommt mir am Empfang entgegen, und wir gehen zusammen durch die Korridore zu ihrem Büro. Sie war bereit, mich während der Arbeit zu treffen, und ich konnte ihrer Stimme am Telefon anhören, dass ihr Interesse geweckt war. Das Verschwinden ihres Bruders scheint sie ebenso zu quälen wie ihre Mutter. Ich betrachte sie, als ich hinter ihr herlaufe. Sie ist groß und hat ihre langen blonden Locken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie ist formell gekleidet mit einer schwarzen Hose und einem karierten Blazer. Sie sieht professionell aus. Konzentriert, kontrolliert.
    Wir setzen uns in die kleine Besucherecke in ihrem Büro, und ich nippe an dem heißen Automatenkaffee, den sie mir angeboten hat. Ihr Zimmer sieht aus wie alle anderen Behördenzimmer in Schweden. Möbel von Kinnarps, Lithographien von Lars Jonsson, auf denen Seevögel zu sehen sind, eine Grünpflanze in einem Übertopf. Durch das Fenster sehe ich den Vorortbahnhof, und dahinter erahne ich die Silhouetten der roten und grünen Hochhäuser von Flemingsberg. Gabriella schaut mich an, und ihre Augen sind vom gleichen hellen Blau wie die ihres Bruders.
    »Womit kann ich Ihnen behilflich sein, Siri?«
    Ihre Stimme ist kühl, aber ihre Miene zeigt, dass sie diese Sache sehr persönlich nimmt. Am Telefon habe ich gesagt, ich hätte eine Frage zu Nicklas und vielleicht auch neue Informationen, die von Interesse sein könnten.
    »Ihr Bruder. Nicklas. Mein Mann, mein ehemaliger Mann, wurde im Zusammenhang mit seinem Verschwinden vernommen, und ich möchte wissen, warum.«
    »Sind Sie geschieden?« Sie hebt leicht die Augenbrauen und scheint mein Motiv für diesen Besuch ergründen zu wollen. Ein Scheidungskrieg vielleicht, Schmutz wird aufgewühlt, ums Sorgerecht gestritten.
    »Er ist tot. Seit fünf Jahren. Er ist bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen, der aber vermutlich Selbstmord war.«
    »Und jetzt glauben Sie, dass er etwas mit Nicklas’ Verschwinden zu tun gehabt haben kann?«
    »Ich weiß nicht, aber etwas stimmt nicht. Etwas stimmt hier überhaupt nicht. Mein Mann hieß Stefan Bergman, er war auf derselben Schule wie Ihr Bruder, war aber älter.«
    »Stefan Bergman?«
    Gabriella schaut mich nachdenklich an. Scheint in ihrer Erinnerung zu suchen.
    »Damals sind auf Nicklas’ Schule viele

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